Lampuga

Es sind stürmische Zeiten für das Hamburger Startup Lampuga und seinen Gründer Benjamin Köhnsen. Erst musste das Unternehmen für Elektro-Surfboards Anfang April Insolvenz anmelden, nun folgt der nächste Aufreger: Investor Nicolai Weisenburger hat Gründer Benjamin Köhnsen nach eigenen Angaben wegen möglichen Betrugs in Millionenhöhe, Veruntreuung, Steuerhinterziehung und Insolvenzverschleppung angezeigt. Auf Nachfrage von Gründerszene wollte sich Köhnsen dazu nicht äußern.

Schon vor einigen Tagen hatte der Investor gegen den Lampuga-Gründer ausgeteilt: Er beklagte, schon kurz nach der Auszahlung seines Millioneninvestments Ende 2016 seien gemeinsam vereinbarte Unternehmensziele „deutlich verfehlt“ worden. Es hätten sich „gewisse Sachverhalte und Vorgänge“ zugetragen, die eine weitere Zusammenarbeit „vollkommen“ ausschlössen. Bei der Aufarbeitung der Insolvenzgründe vertraue er auf die Arbeit der Ermittlungsbehörden, erklärte Weisenburger.

Die hat der süddeutsche Investor nun offenbar tatsächlich eingeschaltet. Die Hamburger Staatsanwaltschaft konnte die Anzeige bisher nicht bestätigen. Laut Weisenburger haben Köhnsen ihn über die Marktfähigkeit der Surfboards und die wirtschaftliche Lage des Unternehmens getäuscht. Bei einer Unternehmensrevision seien „schwerwiegende Verstöße“ festgestellt worden. 

Der Investor gibt an, er prüfe außerdem zivilrechtliche Haftungsansprüche, insbesondere die persönliche Inanspruchnahme des Geschäftsführers. Weisenburger behauptet, Lampuga-Gründer Köhnsen habe Gehälter seiner Angestellten nicht oder regelmäßig zu spät gezahlt und dabei selbst in Hotels für über 400 Euro pro Nacht übernachtet. Gegenüber Gründerszene wollte Köhnsen die Vorwürfe zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren.

Was die Anzeige für den Fortbestand des Startups bedeutet, ist unklar. In einer Mitteilung des Insolvenzverwalters Tjark Thies heißt es bisher, die Produktion und der Vertrieb der Surfboards würden unverändert fortgesetzt. Kündigungen unter den 33 Mitarbeitern seien keine vorgesehen. Lampuga stelle wettbewerbsfähige Produkte mit weltweiter Nachfrage her und besitze einen guten Ruf, so das Büro des Insolvenzverwalters. Bisher hätten sich bereits „mehrere potenzielle Investoren gemeldet“. Zu den neuen Ereignissen wollte sich der Insolvenzverwalter nicht äußern.

Lampuga wurde 2011 gegründet und hat seitdem rund 400 Surfboards zum Preis von rund 10.000 Euro verkauft. Im Dezember vergangenen Jahres investierte dann der süddeutsche Bauunternehmer Nicolai Weisenburger 3,5 Millionen Euro in das Startup, nachdem es 2015 in einer Crowdfunding-Kampagne von 638 Kleininvestoren über 820.000 Euro eingesammelt hatte. Mit dem Geld versprach Lampuga, einen neuen Funsport zu etablieren. Ob die Crowd eines Tages etwas von ihrem Geld zurückbekommt, bleibt offen. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters kommentierte die Frage bisher nicht.

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Bild: Lampuga