Melchior, Lukas, Guy (vlnr)
Melchior, Lukas, Guy (vlnr) Die Vehiculum-Gründer Melchior Bauer, Lukas Steinhilber und Guy Moller (v.l.)

Es soll tatsächlich noch Branchen geben, die bisher nicht durch die Digitalisierung disrupted wurden. Davon ist Lukas Steinhilber überzeugt. Er ist einer der drei Gründer von Vehiculum. Nach einjähriger Testphase ist die Vergleichsplattform für Leasing-Angebote diesen Monat online gegangen. Die 2015 gegründete Plattform soll einen transparenten Preis-Überblick zu den aktuellsten Fahrzeug-Angeboten schaffen.

Leasing funktioniert ähnlich wie ein Mietvertrag. Zu einer vorab vereinbarten Laufzeit muss der Leasingnehmer monatlich für den Wagen bezahlen, statt einen Kredit aufzunehmen oder den Gesamtpreis des Autos auf ein mal zu tragen. Beim Leasing wird der Vertrag zwischen drei Parteien abgeschlossen: der Herstellerbank einer Automarke, dem Händler und dem neuen Wagenhalter.

Michael Kern, ehemaliger Marketing-Vorstand von VW und CEO von Polo Motorrad, ist nun als Investor und Angel bei Vehiculum eingestiegen. „Ich spreche aus Erfahrung: Der milliardenschwere Leasingmarkt ist alt und kaputt“, meint Kern. Mit Vehiculum werde man nun die Branche umkrempeln.

Mit einer sechsstelligen Finanzierung wird das derzeit 12-köpfige Team sich zunächst auf den deutschen Markt konzentrieren, sagt der Gründer Steinhilber. Spätestens im dritten Quartal werde eine weitere große Runde für das Berliner Startup folgen. Wer zu den potenziellen Investoren gehören wird, möchte er noch nicht verraten. Es gäbe allerdings Gespräche mit großen Playern der Mobilitäts-Branche.

Bisher sei der Leasing-Markt weder digital, noch in irgendeiner Weise überschaubar, sagt Steinhilber gegenüber NGIN Mobility. Es gebe Preisunterschiede von bis zu 60 Prozent. „Der Leasing-Markt ist absurd dynamisch. Man muss täglich schauen, was sich ändert.“ Und genau das verspricht Vehiculum für seine Kunden zu tun.

Das Angebot richte sich an Startups, Gewerbetreibende und mittelständische Unternehmen mit einer Fuhrparkgröße bis zu 50 Fahrzeugen, so Steinhilber. Die Interessenten finden eine Art Baukasten auf der Seite mit den wichtigsten Informationen zu einem Leasing-Deal.

Geld verdient das Startup über eine Provision pro Fahrzeug von den jeweiligen Händlern und Leasing-Gesellschaften, wenn ein Vertrag auf der Plattform zustande kommt. Langfristig werde man auch mit Versicherungsunternehmen zusammenarbeiten und auf der Plattform passende Versicherungsangebote mit anbieten, sagt Steinhilber.

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Zu den bisherigen Partnern sollen unter anderem auch acht Herstellerbanken von großen Autokonzernen gehören, darunter Audi, VW, Volvo, BMW und Opel. Daimler ist noch nicht dabei. Mit den tagesaktuellen Leasing-Konditionen, die Vehiculum von seinen Partnern bezieht und untereinander vergleicht, könne der Kunde immer das günstigste Angebot für sich finden, verspricht der Gründer.

„Es geht um die Bündelung der relevantesten Marktpreise – und nicht darum, die Händler auf Preise festnageln“, betont Steinhilber. Schließlich vermittle man zwischen Bank, Kunden und Händlern. Pro Auto-Marke habe man bereits zwischen fünf und zehn der Handelsgruppen an die Plattform angeschlossen.

Als größten Kontrahenten betrachtet Steinhilber die Auto-Vermietung Sixt. „Faktisch sind wir in 95 Prozent der Fälle günstiger“, so Steinhilber. Sixt führt unter anderem gemeinsam mit BMW den Carsharing-Dienst DriveNow. Kürzlich ist es zu Reibereien zwischen BMW und Sixt gekommen, weil die Autovermietung sich gegen eine mögliche Fusion mit Wettbeweber Car2Go (Daimler) aussprach. Die Herstellerbank von BMW ist mit ihren Leasing-Angeboten zumindest jetzt schon Partner von Vehiculum.

Ein weiterer Mitstreiter im digitalen Leasing-Geschäft ist Leasing.de. Auch diese Plattform verspricht, Angebote für den Kunden zu aggregieren. Allerdings gehören dazu auch andere Gebrauchsgegenstände als Autos. Steinhilber meint, die Plattform funktioniere „fundamental“ anders. Hier würden Leasing-Angebote von unabhängigen Leasing-Gesellschaften einfließen. Da es dort keine Zusammenarbeit mit den großen Herstellerbanken der Autobauer gebe, seien die Angebote viel teurer, so der Vehiculum-Gründer.

Bild: Vehiculum