Am 9. Oktober wäre John Lennon 75 Jahre alt geworden. Sein Startup in den späten 50er Jahren hieß: The Beatles.

Ja, was denn jetzt? Ja, wie denn nun? Ok. Also, wenn wir das richtig verstanden haben, wird das GWS-Haus in Berlin-Kreuzberg das neue Hauptquartier von Rocket Internet. Nach wie vor. Obwohl da jetzt noch eine andere ziemlich imposante Immobilie im Spiel ist. Das legendäre Ullsteinhaus in Tempelhof. Ein riesiger Klotz in Backstein. Mit vier gewaltigen Uhren, die derzeit allerdings allesamt nicht funktionieren. Aber die Zeit ist in Berlin ja sowieso egal. Man schaut nicht dauernd auf die Uhr und sieht das hier alles nicht so verbissen, wie die Spießer im Rest des Landes.

Nein. Das Ding wurde nicht von Rocket gekauft. Aber von den Samwers. Es ist eben alles nicht ganz so einfach, wie wir Journalisten mit unseren schlichten Gemütern es gerne hätten. Wenn man jetzt die Quadratmeterzahlen dieser beiden Gebäude zusammenrechnet, kommt man auf eine beeindruckende Zahl. Und wenn man das in Tapetentische für Startup-Mitarbeiter umrechnet, ist die Zahl noch beeindruckender. Wer soll denn da alles sitzen? Vielleicht werden ja auf die schnelle noch ein paar Firmen eingekauft oder gegründet, um die endlosen Flure mit Leben zu erfüllen.

Aber wir hier bei Gründerszene denken vielleicht einfach nicht groß genug. Und auf Nachfrage bei Rocket wird uns leider auch nicht ausgeholfen. Kein Mucks. Kein Laut. Gar nichts. Vielleicht denkt man noch selber über den Verwendungszweck des Bombastpalastes nach. Oder es gibt noch rechtliche Hürden, die jede Kommunikation unmöglich machen. Aktuelle Mieter im Ullsteinhaus erzählen uns auf der Gründerszene-Spätschicht, dass dort derzeit die Heizung nicht funktioniert und es eher frisch und zugig zugeht. Keine Ahnung, warum uns plötzlich das Wort „Abschreibungsobjekt“ durch den Kopf schießt.

Wo wir gerade bei den Samwers sind. Die jetzige Rocket-Mitarbeiterin Julia Beliak hat sich in ihrer Uniabschlussarbeit vor zwei Jahren mit dem Unternehmen unter ethischen Gesichtspunkten beschäftigt. Vor allem mit dem Führungsstil der Samwers. Darin stehen Sätze wie: „Das wahrscheinlich unethischste Verhalten der Samwers ist die Art, wie sie ihre Mitarbeiter behandeln.“ Jetzt arbeitet Beliak selber bei Rocket und sieht das natürlich alles völlig anders. Als Studentin habe sie die Hintergründe noch nicht verstanden, sagt sie heute. Ach so. Die Fakten in ihrer Arbeit seien zwar richtig, doch mittlerweile verstehe sie die Mechanismen dahinter. Wir haben immer vermutet, dass Studenten eher etwas theoretisch unterwegs sind und trauen ab jetzt keiner Uniabschlussarbeit mehr. Auch wenn es eine glatte Eins war.

Gut gefallen hat uns auch der Student, der Oliver Samwer auf der WHU-Gründerkonferenz „IdeaLab“ von seinem Startup erzählt. Clemens Walter, Gründer von MyCouchbox, erzählt von der Snackbox, die sein Startup verschickt. Er habe das Unternehmen mit seinem eigenen Geld aufgebaut und mittlerweile sei es profitabel. Walter: „Ein bisschen das Gegenteil von dem, was Rocket Internet macht“, meint Walter. Gelächter im Saal. Nur Samwer verzieht keine Miene. Schade. Ein kleines Lächeln? Nein? Für sensibles Humorverständnis oder die Fähigkeit zur Selbstironie ist der Rocket-Chef nicht bekannt. Man kann ja nicht alles können. So. Jetzt aber genug mit Samwer und Rocket. Wenn wir mit Gründerszene in das Ullsteinhaus gezogen sind, seid ihr die ersten, die es erfahren. Versprochen. Völlig transparent. Ein paar Heizlüfter können doch nicht so teuer sein.

Mein besonderes Erlebnis der Woche, nein, mindestens des Monats war ein Ausflug nach Dessau. Aus zwei Gründen: Mein Reisebegleiter war Ehssan Dariani. Gründer von StudiVZ. Bekannt in der Startupszene und darüber hinaus wie ein bunter Hund. Und nicht ganz unumstritten. Ein Mann, mit dem man bis in die Äußere Mongolei fahren könnte, ohne dass einem der interessante Gesprächsstoff ausginge. Oder in die Innere Mongolei. Und dann war da noch der Wagen. Ein niegelnagelneuer Tesla Model S P90D. Mit dem sogenannten Ludicrous Mode, der uns in 2,8 Sekunden auf 100 Stundenkilometer raketet. Diverse Bestandteile meines Körpers sind gefühlt immer noch am Autobahnkreuz Dessau verblieben und brauchen noch eine ganze Weile bis Berlin. Jedenfalls fühlt es sich so an. Die ganze Geschichte lest ihr kommende Woche auf Gründerszene.

Ein anderes Auto hat uns auch beschäftigt. Der Toyota Mirai. Das Ding läuft mit einer Brennstoffzelle, die mit Wasserstoff betrieben wird. Nimm dies, Elon Musk! Aus dem Auspuff pufft es nicht, es tröpfeln lediglich ein paar Wassertropfen. Noch ist das Auto in der Herstellung zu teuer. Noch. Aber wir wissen natürlich, wie schnell das alles geht. Warum hat man eigentlich bei deutschen Autoherstellern die ganzen Jahre lieber an Schummelsoftware für Dieselmotoren herumgetüftelt, anstatt mal so richtig in die Zukunft zu investieren? Aus Datenschutzgründen? Wahrscheinlich. Hoffen wir, dass es jetzt nicht zu spät ist.

Bevor wir uns in das Ludicrous-Mode-Wochenende verabschieden hätten wir da noch eine Immobilien-Idee, die perfekt in das Beuteschema der Rockets oder Samwers passen würde: Ein großes Gebäude in der Nähe von Berlin. Sehr groß. In Schönefeld. Gut, es ist etwas ab vom Schuss. Aber Uhren, Entrauchungsanlage und der Brandschutz sollen vorbildlich funktionieren. Für einen symbolischen Euro? Abgemacht.

John Lennon wäre vor ein paar Tagen 75 Jahre alt geworden. Ein großes Unglück, dass die Welt auf ihn verzichten muss.



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