Lidl Burger

 

„Der neue Big One“. Das klingt erst mal nach einer Sensation. Das klingt so, als hätte der Fast-Food-Gigant McDonald’s seinen legendären Big-Mac-Burger verändert oder zumindest einen Nachfolger erschaffen. Noch interessanter wird die Geschichte dadurch, dass es den Big-One-Burger nicht am McDonald’s-Tresen gibt, sondern in den Regalen von Lidl.

Kooperiert der Discounter-Riese jetzt mit der Fast-Food-Kette? Gibt es den Big-Mac-Klon jetzt zum Billigpreis? McDonald’s wiegelt vehement ab. „Es handelt sich hierbei weder um ein von uns genehmigtes Produkt noch um das eines unserer Lieferanten, sondern um eine vermutlich nicht ganz zufällige gestalterische Anlehnung an eines unserer Produkte“, erklärt ein Sprecher des Konzerns. Lidl wiederum tut unschuldig. „Wir entsprechen mit unserem Design dem Wunsch des Kunden nach einer modernen, ansprechenden Verpackung“, heißt es aus der Zentrale.

Lidl hat sich offenbar selbstständig am Verpackungsdesign des Originals orientiert. Und das sehr erfolgreich. In großen Buchstaben prangt der Name auf der Pappschachtel, daneben ist ein saftiger Burger mit frischem Salat, Tomaten und zerlaufenem Käse abgebildet. Seit einiger Zeit ist der Burger beim Discounter im Angebot. Für zwei Euro gibt es ihn in drei verschiedenen Sorten. Auch eine Zehner-Box Chicken Nuggets bekommen Verbraucher für diesen Preis.

Der Lidl-Burger versagt schon bei den Zutaten

Was aber kann der Burger vom Discounter? Kann er im Vergleich gegen den Big Mac bestehen? Oder verspricht die Verpackung zu viel? Die „Welt“ hat den Test gemacht und den Big One mit dem Big Mac optisch und geschmacklich verglichen. Den ersten Unterschied macht der Preis. Regulär kostet der Big Mac vier Euro und ist damit doppelt so teuer wie der Lidl-Burger. Das McDonald’s-Pendant beziehen wir frisch. Das Lidl-Produkt muss erst samt Verpackung für 90 Sekunden bei 600 Watt in der Mikrowelle schmoren.

Erst danach wird die Plastikverpackung entfernt. Doch schon durch die Folie ist erkennbar: Von frischem Salat oder Tomaten kann keine Rede sein. Es gibt das Gemüse schlichtweg nicht. Ein Blick auf den Rand der Verpackung verrät den wahren Inhalt. Dort ist fein säuberlich dargestellt, was eigentlich zwischen den beiden Brötchenhälften steckt. Neben einem Stück Hackfleisch sollen sich dort zwei Scheiben Käse und zwei Schichten Soße mit kleinen Gurkenscheiben befinden.

Den dreisten Etikettenschwindel kritisiert Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg: „Mit dieser Art der Aufmachung werden sicherlich viele Verbraucher getäuscht.“ Kunden würden im Supermarkt innerhalb weniger Sekunden entscheiden, ob sie das Produkt attraktiv finden und kaufen wollen. Da spiele die Aufmachung der Schauseite eine dominierende Rolle.

„Der Hinweis ‚Serviervorschlag‘, der hier als Feigenblatt benutzt wird, reicht nicht aus, um die Irreführungsgefahr auszuräumen“, sagt der Verbraucherschützer. Das Vorgehen von Lidl sei dreist. „Wir fordern Lidl auf, diese Aufmachung zu ändern, damit Verbraucher tatsächlich auf den ersten Blick auch erkennen können, was wirklich in der Packung steckt“, so Valet.

Nur eine Mogelpackung

Ärgerlich ist allerdings nicht nur die Vortäuschung von nicht vorhandenem Gemüse. Selbst die am Rand abgebildeten ganzen Gurken entpuppen sich als kleine grüne Punkte in der Burgersoße.

Im Gegensatz dazu kommt der Big Mac recht nah an die Vorlage auf der Verpackung heran. Als frisches Element finden sich hier wie angedeutet einige Streifen Eisbergsalat und kleine Zwiebelstückchen.

Entscheidend ist am Ende aber der Geschmack. Auch hier sorgt der Lidl-Burger für eine große Enttäuschung. Nach dem Aufwärmen in der Mikrowelle ist der Burger im Inneren zwar tatsächlich warm. Brötchen und Fleisch sind von der Konsistenz allerdings kaum zu unterscheiden. Der Burger wird im Mund zu einer seltsamen homogenen Masse, die geschmacklich nicht überzeugt.

Natürlich ist auch das Original keine Offenbarung für Gourmets. Doch beim echten Big Mac sind Gurken und Salat tatsächlich vorhanden. Davon kann beim Big One keine Rede sein. Die Sensation fällt also aus. Der Klon ist nicht mehr als eine Mogelpackung.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Welt Online

Bild: Moritz Seyffahrt