Lieferando Buchhalterin Diebstahl

665.449 Euro. So viel Geld hat Andrea C. beim Lieferdienst-Vermittler Lieferando seit März 2011 veruntreut. Das gab die Buchhalterin vor dem Landgericht Berlin zu und wurde nun verurteilt, wie die BZ berichtet. Viel Geld für ein junges Startup – besonders wenn man in einem stark umkämpften Umfeld aktiv ist, wie es Lieferando und die Wettbewerber Lieferheld und Pizza.de lange waren. Man habe ihr vertraut, wird einer der Geschäftsführer zitiert.

Lieferando bestätigt den Vorfall auf Nachfrage, will sich aber zur ehemaligen Mitarbeiterin keine weitere Stellungnahme abgeben. Die Angeklagte habe eine Sicherheitslücke des damals noch jungen Unternehmens ausgenutzt, heißt es derweil laut BZ-Bericht vom zuständigen Richter. Angefangen habe alles mit kleineren Summen, später habe die Angeklagte Transaktionen von bis zu 9.000 Euro auf ihr privates Konto sowie die ihres Mannes und ihres Sohnes umgeleitet. Am Ende seien es insgesamt 259 Buchungen gewesen, bevor Andrea C. Ende 2014 verhaftet wurde. Bestimmt waren die Zahlungen eigentlich für Restaurants und Cafés, die Geschäftspartner des Lieferdienstes.

Brisant: Schon bei ihrem vorherigen Arbeitgeber habe die 50-jährige Andrea C. Geld unterschlagen, wie der Tagesspiegel schreibt. Mehr als 350.000 Euro sollen es gewesen sein, 139 umgeleitete Buchungen hätten ihr im Juli 2012 „nach tränenreicher Reue“ zwei Jahre Haft auf Bewährung eingebracht. Bei Lieferando wusste man davon nichts, wie während der Verhandlung klar wurde.

Zu ihrer Verteidigung brachte Andrea C. eine beachtliche Geschichte auf: Sie habe das Geld für eine Herztransplantation bei ihrem Mann benötigt, beteuerte sie vor Gericht. Weil die Wartezeiten hierzulande lang sind, sei sie über Umwege mit einem russischen Herzchirurgen in Kontakt getreten, dem sie insgesamt 650.000 Euro überwiesen habe – in Raten und ohne jedweden Beleg. Nun sei vom Geld nichts mehr da, wird die Angeklagte zitiert.

Das Gericht glaubte die Geschichte nicht: Ein Arzt sagte vor Gericht aus, dass weder eine Operation bei ihrem Mann nötig gewesen sei, noch stehe er auf irgendeiner Transplantations-Warteliste. Stattdessen habe Andrea C. einen aufwendigen Lebensstil geführt, wie das Gericht den Angaben zufolge feststellte: Sehr viele Restaurantbesuche, teure Urlaubsreisen. Die nächsten Jahren werden für Andrea C. nun weniger luxuriös: Sechs Jahre Haft heißt das Urteil dem BZ-Bericht zufolge für die Buchhalterin.

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