Welche Unternehmen stehen eigentlich hinter den professionellen Verkäufer auf Ebay und anderen Marktplätzen? Limal und Supreme sind zwei von diesen. Mit zwei sehr unterschiedlichen Ansätzen und Geschäftsmodellen verkaufen oder vermarkten sie Produkte aller Art auf E-Commerce-Plattformen. Die Gründer Andreas Voswinckel und Philipp Kraft erklären ihre Geschäftsmodelle im Interview mit Gründerszene.

Limal-Supreme-Ebay

Die Dienstleister hinter dem E-Commerce

Ebay und ähnliche Marktplätze positionieren sich immer stärker als Kanäle für den professionellen Vertrieb. Die beiden Unternehmen Limal und Supreme sehen das E-Commerce-Geschäft von zwei völlig unterschiedlichen Seiten und stehen hinter vielen der professionellen Angebote auf Ebay.

Dabei sind die Geschäftsmodelle der beiden Anbieter denkbar verschieden. Limal (www.limal.de) will den gesamten Vertrieb mit Lagerung, die Verpackung und den Versand der Waren übernehmen, die später auf Ebay landen. Supreme (www.supreme.de) dagegen gibt seinen Kunden professionelle Online-Shops an die Hand, über die Verkäufe gesteigert werden sollen. Die beiden Gründer Andreas Voswinckel und Philipp Kraft erklären im Doppelinterview mit Gründerszene, wie ihr Geschäft funktioniert, wie es entstanden ist und wie sie arbeiten.

1. Was ist Euer Produkt, welchen Mehrwert bietet Ihr den Kunden?

(Andreas Voswinckel) Wir sind seit zehn Jahren einer der größten Verkaufsdienstleister in Europa. Limal ermöglicht es Unternehmen aus Handel und Industrie, wachsende Online-Vertriebskanäle wie Ebay, Amazon, Facebook und ähnliche zu erschließen. Der Full-Service-E-Commerce-Gedanke von Limal geht von der Konzeptionierung und der Individualisierung der Positionierung von Marke und Angeboten über das Verkaufsmanagement bis hin zum Fulfillment und weit darüber hinaus.

Das Ziel ist es, den Verkauf über das Internet für die Mandanten, ihre Marken und Produkte zu optimieren und die Erreichbarkeit zu erhöhen. Limal koordiniert und platziert die Verkaufsangebote dabei so, dass keine Kanalkonflikte oder eine Kannibalisierung der bereits bestehenden klassischen Verkaufskanäle verursacht werden. Da Limal diese Dienstleistung als reine Verkaufsdienstleistung – auf Wunsch ist auch Limal der Verkäufer – anbietet, ist der Mehrwert in folgenden Punkten zu finden:

  • Höherer Ertrag für den Mandanten, da über Limal mehrere Handelsstufen übersprungen werden und wir mit einer sehr viel niedrigeren Dienstleistungsmarge arbeiten, als eine normale Handelsmarge.
  • Volle Kontrolle der Mandanten, wie, wo und zu welchem Preis die Produkte im Internet angeboten werden. Dadurch wird ein Preiskampf und ein unkontrollierter Preisverfall im Internet vermieden.
  • Generierung von wertvollen Daten, die in Form von monatlichen Reportings aufgearbeitet werden, um zu erkennen, wie das Einkaufsverhalten ist, wie sich die Conversion entwickelt und wie der Wettbewerb arbeitet.

(Philipp Kraft) Unter Supreme.de bieten wir unseren Kunden verschiedene eBay Tools an. Die Idee dahinter ist aber immer die gleiche: Angebote bei Ebay besser und schöner zu machen. Dazu kann man entweder unsere Ebay-Software „Supreme Lister“ benutzen und damit beindruckende Ebay Anzeigen gestalten oder mit „Supreme Galleries“ einzelne Ebay-Widgets (kostenlose Bilder, Crossmarketing, Feedback und ähnliches) erstellen. Aktuell sind über fünf Millionen Ebay Listings mit Supreme live.

Neben den Ebay-Tools bieten wir seit Juli mit Supr.com ein eigenes SaaS-Shop-System an. Zielgruppe sind auch hier kleine Händler, Marken und Manufakturen, die ihre Ware nicht nur auf den großen Marktplätzen sondern auch stilvoll im eigenen Online-Shop verkaufen wollen. Zielgruppe sind insbesondere Umsteiger, Aufsteiger und Startups.

2. Welche Art von Kunden betreut Ihr, wie sehen Eure Zielgruppen aus? Könnte mein Kumpel, der nebenbei an Motorrädern „herumschraubt“ und bei Ebay verkauft, von Euren Diensten profitieren?

(Andreas Voswinckel) Limal hat zur Zeit über 60 Mandanten. Ein Großteil sind Marken im Bereich Fashion, Elektronik und Haus und Garten. Zudem betreuen wir viele Großhandelskunden und Retailer, die über uns kontrolliert und ertragsoptimiert ihre Rest- und B-Ware verkaufen lassen. Die Privatperson um die Ecke ist nicht unserer Zielkunde, da wir ausschließlich B2C-Verkäufe betreiben und uns eher auf Posten als auf Einzelteile konzentrieren. Die Branche (Auto- und Motorradteile) würde hingegen wieder passen, da ein Großteil dieser Artikel für den DIY-Bereich über das Internet bezogen werden.

(Philipp Kraft) Absolut. Dafür wurde Supreme gemacht. Wir helfen den Kleinen, so auszusehen wie die Großen, ohne dabei mit Technik in Berührung zu kommen. Dazu bieten wir eine Lösung, die besonders einfach zu bedienen ist. Wenn Dein Kumpel anfängt, aus seinem Hobby ein echtes Geschäft zu machen, können wir ihm helfen seinen ersten eigenen Shop zu eröffnen. Dafür kann er mit einem Klick alle seine Ebay Artikel importieren.

3. Das Geschäftsmodell hinter der Idee, wie funktioniert es?

(Andreas Voswinckel) Wir handeln grundsätzlich als Kommissionär für unsere Auftraggeber. Das heißt, wir handeln nicht mit Ware auf eigene Rechnung, sondern sind Full-Service-Provider für unsere Mandanten. Damit gehen wir nicht in das Warenrisiko und sichern unseren Kunden über unsere Provision gleichzeitig die kleinstmöglichen Kosten. Damit haben unsere Mandanten die Gewissheit, dass sie den bestmöglichen Ertrag bei einem Verkauf über uns generieren.

(Philipp Kraft) Fast alle Funktionen unserer eBay Tools sind kostenlos. Nur die Profi-Designs kosten Geld. Also ein klassischer Freemium-Ansatz, wie man ihn zum Beispiel von Skype kennt. Der Shop hat verschiedene Tarifstufen, die aus einem Grundpreis ab 24 Euro und einer kleinen Verkaufsprovision bestehen. Sozialen Organisationen schenken wir unsere Services und auch junge Künstler unterstützen wir gerne mit vergünstigten Tarifen.

4. Von Anfang an, wie ist das Geschäft entstanden und wo wollt Ihr damit hin?

(Andreas Voswinckel) Die Idee und das Geschäft ist entstanden, als Siemens Mobile mich vor zehn Jahren angesprochen hat. Der Konzern stand zu der Zeit vor der Herausforderung, bis zu 10.000 Handys im Monat über alternative Kanäle vermarkten zu lassen, da es sich um Produkte handelt, die Siemens selber nicht mehr verkaufen konnte, wollte oder durfte (Restposten, Serviceware, B-Ware, und so weiter). Bei dieser großen Menge hatte Siemens aber den Wunsch, den Abverkauf auf alternativen Vertriebswegen (insbesondere eBay) selber kontrollieren zu können.

Damit ist die Geschäftsidee und Limal entstanden. Heute verkaufen wir nicht nur B-Ware und Restposten sondern bieten Marken eine saubere und kontrollierte Positionierung auf Ebay und Co an.  Mit dieser Ergänzung zur Restvermarktung wachsen wir zur Zeit jährlich um etwa 100 Prozent und sehen uns mit der doppelten Positionierung auf dem richtigen Weg. Vor sechs Jahren haben wir die Geschäftsidee in Tschechien ausgerollt (Limal CZ s.r.o.), in diesem Jahr folgte England (Limal UK Ltd.). Für die nächsten Jahre sind weitere EU-Länder geplant.

(Philipp Kraft) Ursprünglich ist die Idee zusammen mit meinem Partner Carlo Matic (früher Carlo Blatz) aus privatem Interesse entstanden. Anschließend haben wir die klassischen Stufen eines Startups erlebt. Die Erstentwicklung haben wir mit Bootstrapping zunächst selbst gestemmt und sind dann in den ersten Jahren von Angel-Investoren unterstützt worden. Schließlich haben wir vor zwei Jahren unsere Series-A mit Tengelmann Ventures gemacht um unser Shopsystem zur Marktreife zu bringen. Insgesamt sind wir nun schon seit sieben Jahren dabei, aber wir haben das Startup-Feeling zu keinem Zeitpunkt verloren. Aktuell expandieren wir mit den Ebay-Tools in die USA und nach England und kümmern uns intensiv um unser neues Baby – Supr.com.

5. Wie groß ist der Markt für Eure Produkte?

(Andreas Voswinckel) Bei allem Wachstum sehen wir uns dennoch gerade erst am Anfang einer großen Entwicklung. E-Commerce wird in diesen Jahren erst erwachsen, Mobile ist die nächste gerade stattfindende Revolution, die das Thema Multi-Channeling erst richtig in Fahrt bringen wird. Wenn man zudem der Zahl glauben will, dass in drei bis vier Jahren 75 Prozent aller E-Commerce-Umsätze über nicht mehr als fünf sogenannte „Einflugsschneisen“ (Ebay, Amazon und Co) stattfinden wird, sehen wir uns für diese Entwicklung und dem zunehmenden Bedarf, als Marke, breit und professionell im gesamten Internet aufgestellt zu sein, bestens vorbereitet.

(Philipp Kraft) Für Supreme.de, eigentlich so groß wie Ebay selbst. Ausnahmen sind Länder, in denen Ebay Plattformen hinzugekauft hat, diese aber noch nicht die Ebay-API unterstützen. Aktuell haben wir 425.000 registrierte Ebay-Kunden. Für Supr.com ist der Markt ebenfalls riesig. Wir sind davon überzeugt, dass sich der Markt an kleinen und mittleren Shop-Anbietern in den nächsten Jahren rasant entwickeln und einen guten Teil der prognostizierten E-Commerce-Entwicklung ausmachen wird.

Andreas Voswinckel, Philipp Kraft, vielen Dank für die Antworten.

Fotografie in der Titelgrafik: Marcin Wichary auf Flickr | CC-Lizenz