Loopline-Gründerin Nora Heer

Nora Heer hat bereits für ein großes Verlagshaus gearbeitet – und wollte alles anders machen, als sie Jahre später HR-Chefin beim Company Builder Project A wurde. Doch eine gute Software für das Mitarbeiter-Feedback suchte sich vergebens. Und so entschied sie sich, ein eigenes Tool zu entwickeln.

Schnell merkte Heer, dass auch andere Startups ein ähnliches Tool suchen. So gab sie ihren HR-Posten auf und gründete zusammen mit Christian Kaller das Unternehmen Loopline Systems aus. Vor Kurzem hat das Startup ein Millionen-Investment erhalten, unter anderem vom High-Tech Gründerfonds. Seit dem Start gehören junge Unternehmen wie Mister Spex und Outfittery zu den Kunden, aber auch Konzerne aus der Old Economy. Der Service kostet pro Mitarbeiter monatlich sechs Euro. 25 Leute arbeiten in Berlin an der HR-Lösung. Ganz allein auf dem Markt ist Loopline nicht: Das Berliner Startup Small Improvements bietet einen ähnlichen Service.

Im Interview spricht die Loopline-Gründerin darüber, warum das Feedback geben mit ihrer Lösung nicht mehr nervig sein soll – und über die Zusammenarbeit mit Betriebsräten.

Nora, Du hast bereits in großen Konzernen und für Startups gearbeitet. Wie läuft das Mitarbeiter-Feedback in Unternehmen ab?

Insgesamt ist das kein Lieblingsthema der Führungskräfte, viele drücken sich davor. Sie setzen sich dann einmal pro Jahr mit ihren Mitarbeitern für ein Feedbackgespräch zusammen. Das habe ich als Mitarbeiterin selbst genau so erlebt. Den Rest des Jahres passierte nicht viel. Bei Unternehmensberatungen gibt es viel Rückmeldungen für die Mitarbeiter, aber oft fehlt eine inhaltliche Grundlage für die Gespräche – und das Bauchgefühl spielt eine wichtige Rolle. Was in den vergangenen zwei Wochen passiert ist, wird beispielsweise von den Vorgesetzten stärker betont, weil es noch besser im Gedächtnis ist.

Mit welchen Tools arbeiten die Unternehmen?

Ich musste viele Bögen noch auf Papier ausfüllen. Es wurden dann von der HR-Abteilung meistens 20 verschiedene Kompetenzfelder abgefragt. Bei Project A hatten wir ein sehr ausgereiftes System. Aber am Ende kommen nicht die Dinge heraus, die mir ein Mitarbeiter mitteilt, wenn ich ihn auf dem Flur frage, wie es ihm geht. Fragen zu irgendwelchen Kompetenzdimensionen sind zu weit vom Alltag der Mitarbeiter weg. Aus den Geschichten, die mir jemand auf dem Flur erzählt, lassen sich hingegen direkte Handlungsempfehlungen ableiten.

Was macht Loopline anders?

Die Mitarbeiter geben konkrete Ziele vor, die sich klar verfolgen lassen. In einer Art digitalem Tagebuch kann der Mitarbeiter Beispiele aus seinem Arbeitsalltag festhalten, was ihm nicht gefällt oder was er verbessern will. Außerdem kann ich als Vorgesetzter mit zwei Klicks auch Feedback Anderer über meinen Mitarbeiter einholen. Zum Beispiel, wenn der gerade in einem anderen Team an etwas arbeitet, kann ich mir regelmäßig auf einfachem Wege eine Rückmeldung holen, wie er sich schlägt.

Häufig wird das Ausfüllen von Feedback-Bögen als lästig empfunden. Wie oft nutzen die Mitarbeiter Euer Tool?

Unsere Erfahrung zeigt, dass die Leute sich jede Woche oder mindestens alle zwei Wochen einloggen. Das Portal ist Teil des Arbeitsalltages. Wir merken, die guten Mitarbeiter fordern eine Rückmeldung ein. Sie wollen von ihrem Arbeitgeber nicht nur einmal pro Jahr hören: „Du bist toll.“ Sie wollen sich entwickeln und etwas vom Unternehmen zurückbekommen. Die Generation Y fragt nicht mehr: Was kann ich für das Unternehmen tun? Bei ihnen heißt es vielmehr: Was tut das Unternehmen für mich?

Und inwiefern hilft die Software dabei?

Ein Feedback zu bekommen wird durch solch ein System zu einem Stück des Arbeitsalltags, macht es einfacher und leichter für beide Seiten. Es geht darum, sich auf einem technisch einfachen Wege Tipps und Einschätzungen zu holen, wie man als Mitarbeiter einen besseren Job machen kann.

Es gibt sicherlich trotzdem auch mal Kritik im Arbeitsalltag. Schafft so ein System nicht eine Stimmung der Missgunst?

Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass das ist nicht der Fall ist. Je mehr die Bewertung zur Kultur des Alltages gehört, desto offener gehen die Leute damit um. Es kommt hinzu: Als Mitarbeiter überlegst du dir dein Feedback genau. Denn du bekommst ja ebenfalls eins von den Kollegen.

Zu Deinen Kunden gehören mittlerweile nicht nur Startups, sondern auch Firmen aus den traditionellen Branchen. Pharmaunternehmen und Versicherungen sind darunter. Lässt sich das System auf diese langsamen Dampfer übertragen?

Die sehen Loopline als Chance, Innovationen in ihr Unternehmen zu holen – und schneller zu werden. Viele Kunden haben uns darüber hinaus angesprochen, dass sie ihre Leistungs- und Arbeitskultur damit verändern wollen und sich unsere Unterstützung dafür wünschen. Wir bieten jetzt also etwa Workshops an, in denen wir mit einzelnen Gruppen an neuen Prozessen und Rollen arbeiten, die Loopline unterstützt.

Und der Betriebsrat hat kein Problem, so ein Programm einzuführen?

Wir haben das Tool innerhalb von Project A zusammen mit Betriebsräten entwickelt und geprüft. Dementsprechend mussten wir auch Funktionen anpassen. So kann mein Vorgesetzter zum Beispiel nicht unbemerkt bei Anderen ein Feedback über mich einholen. Ich bekomme als Mitarbeiter immer eine Nachricht geschickt. Auch das Thema Datensicherheit ist ausgesprochen wichtig, alle Daten sind auf deutschen Servern gespeichert.

Bild: Loopline