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time2gate lufthansa ally allryder app Flieger verpasst? Mit Time2Gate soll das nicht mehr passieren

Zu groß und zu langsam? Banken, Beratungen und andere Großunternehmen suchen seit einiger Zeit die Nähe von digitalen Startups und der Tech-Szene. Die Hoffnung: der ein oder andere Geistesblitz. Auch die Lufthansa hat vergangenen Sommer Innovation zur Chefsache gemacht: Die Fluggesellschaft kündigte an, bis 2020 eine halbe Milliarde Euro zu investieren, einen Innovation Hub in Berlin zu eröffnen und einen Fonds aufzulegen, um Ideen zu finanzieren.

Der Hub, der in der Berliner Factory quasi als Verbindungsstelle in die Startupszene dient, liefert nun ein erstes Ergebnis: Aus einem Projekt mit dem Berliner Startup Door2Door ist die App Time2Gate entstanden.

Door2Door hat bereits die Nahtransport-App Ally (früher: Allryder) auf den Markt gebracht. Time2Gate gehört ebenfalls zum Startup und wurde von einem Teil des Teams in den vergangenen sechs Monaten entwickelt. In der App können Reisende ihre Flugdaten finden und passend dazu verschiedene Wege und Transportmittel zum Flughafen und deren Preise vergleichen. Auch ein Taxi soll über die App gerufen werden können.

Für die Entwicklung von Time2Gate hat das Startup das Backend seiner ersten App Ally eingebracht: Darüber sind bereits Daten für den öffentlichen Verkehr, Car- und Bikesharing aus über 100 Städten weltweit erfasst. Die Lufthansa hat die Flugdaten beigetragen.

Zunächst wird Time2Gate, das noch vom Apple-Store freigegeben werden muss, nur für Berliner Flughäfen verfügbar sein. Bevor neue Städte hinzukämen, wolle man erst einmal den Test in Berlin abwarten, so Door2Door-Mitgründer und –COO Tom Kirschbaum. „Das Ziel ist aber, dass Time2Gate irgendwann auf der ganzen Welt funktioniert.“

Dafür sind weltweit verfügbare, valide Daten entscheidend – und die sammle man derzeit, sagt Kirschbaum. Die Herausforderung: Man sei dabei von Dritten abhängig. „Die große Kunst ist, so nah wie möglich an die Quellen heranzukommen.“ Deswegen setzen Kirschbaum und Mitgründer und CEO Maxim Nohroudi nun auch auf Crowdsourcing. Nutzer der App, zum Beispiel in Mexiko City, können fehlende Straßennamen oder Buslinien selbst eintragen.

Südamerika ist ohnehin wichtig: Das Startup unterhält ein Büro im brasilianischen Porto Alegre, wo im Moment zwei Entwickler arbeiten. Bis Ende des Jahres sollen es zehn sein, so Kirschbaum. Außerdem denke man über ein Office in San Francisco nach, um näher an der Mobility-Szene zu sein. In Berlin beschäftigen Nohroudi und Kirschbaum mittlerweile 35 Mitarbeiter.

Die erste Finanzierungsrunde nach zwei Jahren

Door2Door hat außerdem erst im Mai Geld eingesammelt: In einer bisher nicht kommunizierten Finanzierungsrunde – der ersten seit September 2013 – investierte die KfW und bekam dafür acht Prozent der Anteile. Business Angel Günther Lamperstorfer erhöhte seine Anteile ebenfalls von etwa 27 auf 31 Prozent. Die übrigen Anteile hält die Beteiligungsgesellschaft Rivertree von Nohroudi und Kirschbaum.

So sieht die App Time2Gate aus

Wie viel Kapital es bei der Runde gab, möchte Kirschbaum im Gespräch mit Gründerszene nicht verraten. Das Startup hatten die beiden Gründer zunächst selbst finanziert. Alles begann mit dem ersten Produkt, einer Suchmaschine für Langstreckenreisen. „Wir hatten ungefähr Mitte 2011 angefangen, Waymate zu entwickeln und dann erst einmal ein Jahr lang Bootstrapping gemacht – da haben wir auch so richtig Kreide gefressen“, sagte Maxim Nohroudi in einem Interview mit Gründerszene. „Wir haben eigentlich alles versilbert, was nicht bei drei auf dem Baum war, um Liquidität für die Firma zu bekommen.“

Die ganz harte Aufbauzeit ist nun vorbei: Der Schwenk zur Ally-App, die eigentlich einmal ein Nebenprodukt war, und auch die Kooperation mit der Lufthansa für Time2Gate dürften sich gelohnt haben. Wie genau Time2Gate allerdings einmal monetarisiert werden soll, steht noch nicht fest. Erst müsse man Nutzer gewinnen, so Kirschbaum. Einen kleinen Hinweis gibt er dann doch: „Richard Branson hat, als er seine Airline Virgin Atlantic gründete, Reisende mit einer Limo abholen lassen.“ Ein Effekt sei dabei gewesen, dass man gewusst habe, wenn es ein Fluggast nicht rechtzeitig zum Abflug schaffe. Freibleibende Plätze konnten dann weiterverkauft werden.

Bilder: (c) Bildagentur PantherMedia – A21349537 / Galina Peshkova; Screenshot Time2Gate