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lunchit Florian Gottschaller kam die Idee zu Lunchit

Um Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, gibt es oft einen Dienstwagen oder ein schickes Büro. Dass am Monatsende mehr Geld auf dem Konto stehen sollte, glaubt hingegen Florian Gottschaller. Er ist der Gründer der App Lunchit, mit der Mitarbeiter über 100 Euro mehr im Monat bekommen – und das steuerfrei.

Gottschaller gründete dafür die Spendit AG gemeinsam mit Ralph Meyer. Das Münchner Unternehmen mit 27 Mitarbeitern betreibt neben der Mittagessen-App Lunchit die Prepaid-Mastercard Spendit. Gottschaller war zuvor unter anderem Chef des Gepäckverladers Autoloader und als Investmentbanker bei Bear Stearns und Morgan Stanley tätig. Der Gründer im Interview.

Florian, wie bist Du zum Unternehmer geworden?

Ich wollte immer schon etwas Eigenes machen. Als Schüler habe ich mit Fahrrädern gehandelt. Als Student hatte ich eine Bar. Später bin ich im Investmentbanking gelandet. Nach der Finanzkrise habe ich dann ein Unternehmen gegründet, das Roboter für die Gepäckverladung baut. Die Firma wurde dann aber heruntergefahren und seit 2013 baue ich an dem aktuellen Unternehmen.

Warum hast Du Lunchit gestartet?

Jede Firma will ihren Mitarbeitern das Mittagessen erleichtern, klassischerweise mit einer Kantine oder Gutscheinen. Diese Essensgutscheine kann man bundesweit bei 30.000 Akzeptanzpartnern verwenden, es gibt aber etwa 400.000 Stellen, wo man Mittagessen kaufen kann. Gutscheine sind also unflexibel, unzeitgemäß und sie werden meist am Wochenende verwendet – das ist aber Steuerhinterziehung. Wir haben eine digitale Lösung für diese Gutscheine erfunden.

Wie sieht diese Lösung aus?

Mit der App kann man den Beleg vom Restaurant einscannen und bekommt dann mit dem Gehalt am Monatsende bis zu 6,20 Euro pro Tag wieder. Das sind etwa 100 Euro steuerfrei im Monat.

Warum sollte ein Unternehmen das für seine Mitarbeiter tun?

Mitarbeiter fühlen sich mit einem Angebot von zusätzlichen Leistungen wie Kinderbetreuung, Dienstwagen, Urlaubsgeld oder Kantine gut aufgehoben. Das Gesamtpaket nehmen sie als mehr wahr, als es den Arbeitgeber eigentlich kostet. Und all diese Maßnahmen halten den Mitarbeiter im Unternehmen.

Ihr setzt auf Steuerbegünstigen. Wie genau funktioniert das?

Wir nutzen dieselbe Regelung, die auch für Kantinen gilt. Essen hat in Deutschland ein Steuerprivileg. Deswegen können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern für das Mittagsessen bis zu 6,20 Euro steuerfrei gewähren. Aber nur unter bestimmten Bedingungen: Wenn es wirklich Essen ist und es ein Arbeitstag ist. Man kann mit uns also beispielsweise nicht seine Wochenendeinkäufe oder Alkohol und Zigaretten zahlen.

Erkennt das die App?

Wir können alles auslesen und erkennen. Wenn ein Mitarbeiter beispielsweise Zigaretten kauft, dann weisen wir ihn auf die Regeln hin. Es gibt also einen dokumentierten Prozess, die Verantwortung liegt aber immer beim Arbeitnehmer. Das ist mit den Behörden so abgeklärt, wir haben für das System eine Freigabe vom Bundesfinanzministerium und vom Finanzamt München bekommen.

Bekommt jeder Mitarbeiter die 6,20 Euro pro Essen erstattet?

Das hängt davon ab, was der Arbeitgeber erstattet. Über unsere Verwaltungsplattform kann er das von Null bis 6,20 Euro für jeden Mitarbeiter variabel festgelegen.

Und was zahlt der Arbeitgeber für diesen Service?

Die ersten neun Mitarbeiter sind dauerhaft kostenfrei. Ab dem zehnten Mitarbeiter nehmen wir für eine kleinere Firma 14,90 Euro pro Mitarbeiter pro Monat oder 149 Euro im Jahr.

Lohnt sich das dann trotzdem für Arbeitgeber oder sind die Steuerbegünstigungen damit schon dahin?

Mit uns kann man dem Mitarbeiter etwa 1.200 Euro im Jahr Netto mehr geben. Würde man das über eine Lohnerhöhung machen wollen, bräuchte man ein Budget von etwa 2.800 bis 3.000 Euro. Wir nehmen also etwa zehn Prozent von der Ersparnis.

Ihr sammelt viele teils persönliche Daten. Was macht Ihr damit?

Bisher gar nichts. Aber wir wissen, wann du Essen gehst, wie viel du im Durchschnitt ausgibst, was du gerne und nicht gerne magst. Das sind Offline-Daten, die selbst Google nicht kennt. Aber das spannendste ist eine App zu haben, die fast jeden Tag verwendet wird. Und es ist ein positives Thema, bei dem wir den Leuten beibringen, dass das Scannen von Belegen ihnen direkt Cash bringt und den Nettolohn erhöht. Natürlich sind wir zu hundert Prozent datenschutzkonform.

Wo wollt Ihr in Zukunft hin?

Wir wollen ein digitaler Hub für die HR-Abteilung sein. Es gibt auch andere Prozesse in der Verwaltung, die wir digitalisieren wollen, beispielsweise die Kontrolle des Führerscheins für den Dienstwagen. In der Lunchit-App könnte es dann einen zusätzlichen Reiter geben, wo der Arbeitnehmer seinen Führerschein einscannt. Wir lösen damit ein Problem, was die Personalabteilung momentan davon abhält, ihre eigentliche Arbeit zu leisten – nämlich dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter glücklich sind und die besten von ihnen zu halten.

Bild: Spendit