Das Umspannwerk in Berlin-Kreuzberg, Sitz  von M Cube

Umbau beim Berliner M Cube: Die Firmenschmiede, die auf serienmäßige Produktion von Vergleichsportalen spezialisiert ist, hat ihr Portfolio verkleinert. Von den seit 2012 insgesamt 13 gestarteten Portalen sind nur noch sechs aktiv – eines wurde verkauft, eines umfunktioniert, eines komplett eingestellt und vier weitere Portale sind fürs Erste auf Eis gelegt.

Was ist da los? Die Ursache für die Umstrukturierungen liegt laut M Cube bereits einige Zeit zurück: „2013, nach rund anderthalb Jahren als Inkubator, haben wir festgestellt, dass das Inkubatorenmodell ohne klaren Fokus einfach nicht funktioniert, da man keinen echten Wettbewerbsvorteil hat“, sagt Geschäftsführer Jan Dzulko gegenüber Gründerszene. Deswegen sei Ende 2013 der Entschluss getroffen worden, ein Company Builder zu werden. Der Unterschied: Ein Inkubator nimmt externe, junge Unternehmen auf und hilft ihnen beim Wachsen, während ein Company Builder Firmen von klein auf großzieht. M Cube als Company Builder fokussiert sich nun auf lokale Dienstleistungsvergleiche.

Das letzte Jahr sei für das M Cube dann „wie ein Sturm“ gewesen, sagt Dzulko. Man habe nur die Startups behalten, die zur neuen Ausrichtung passten. Sie könne man „jetzt wie Projekte entwickeln“ und sei damit wesentlich agiler.

Die Finanzierung der Portale soll gesichert sein: Laut M Cube kommen die Investments dafür aus dem Altgesellschafterkreis. Die Altgesellschafter, das zeigt ein Blick ins Handelsregister, sind die Check24-Macher Henrich Blase, Georg Heusgen, Eckhard Juls und Kostas Pyliouras, die M Cube 2012 auch initiiert hatten.

Seit dem Kurswechsel wurden einige neue Portale gestartet – doch auch davon liegen schon wieder welche auf Eis. War der Schwenk also doch keine gute Idee? Doch, sagt Dzulko, es sei die richtige Entscheidung gewesen – und auch das schnelle Einstellen von Projekten sei Teil der neuen Strategie. Potenziell interessante Vergleichsplattformen zu lokalen Dienstleistungen würden in etwa vier Wochen entwickelt und direkt live getestet. „Zeigt das Portale erste guten Zahlen, wird es fortgeführt. Wenn nicht, wird es geparkt, um es zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu versuchen“, sagt Dzulko weiter. Die Teams würden dann auf ein neues Thema angesetzt oder auf bestehende Projekte verteilt.

Folgende Portale wurden eingestellt oder werden erst einmal nicht weitergeführt:

  • Comparon war im März 2012 als erstes Startup von M Cube gegründet worden. Nach Angaben des Company Builders trennte man sich aus strategischen Gründen, da das Vergleichsportal eben nicht auf lokalen Dienstleistungen abzielte. Laut M Cube sei Comparon zum Zeitpunkt des Verkaufs im November 2014 profitabel gewesen. Übernommen wurde das Startup von den Altgesellschaftern von M Cube.
  • Umzugsagenten.de war das zweite Startup von M Cube. Die Plattform enthielt einen digitalen Umzugsplaner und einen Vergleichsrechner für Umzugunternehmen. Laut M Cube wurde das Startup Ende 2013 eingestellt, da der Erfolg ausgeblieben war.
  • Lager-Vergleich.com ging aus Umzugsagenten.de hervor, pausiert jedoch seit dem dritten Quartal 2014. Nach Angaben von M Cube gebe es zwar viele Selfstorage-Anbieter, die seien jedoch bereits so ausgelastet, dass sie keine Mehrkunden nachfragen.
  • Das im März 2014 gestartete Portal Fitnessstudio-Vergleich.de sollte bei der Auswahl des richtigen Sportstudios helfen. Das Portal sei jedoch hinter den Erwartungen zurück geblieben und ist seit April 2015 on hold.
  • Im Juni 2014 startete M Cube Microdermabrasion-Vergleich.de, Ende 2014 folgte der Launch von Wimpernverlaengerung-Vergleich.de. Beide Beauty-Portale liegen jedoch derzeit auf Eis.
  • Ebenfalls im Juni 2014 startete Urheberrecht-Vergleich.de, Anwälte mit Spezialisierung auf Download- und Filesharing-Abmahnungen sollten sich hier suchen und vergleichen lassen. Allerdings sei die B2B-Seite schwierig gewesen und die Partnersuche habe sich kompliziert gestaltet, so M Cube.
  • Beauty-Vergleich.de wurde nicht eingestellt, aber umfunktioniert: Die Seite war ursprünglich ein Portal für den Vergleich verschiedener Kosmetikanbieter und -leistungen, wurde inzwischen jedoch zu einem Metaportal umfunktioniert. Unter dem Dach von Beauty-Vergleich.de stecken nun unter anderem Bleaching-Vergleich.de und Brustoperation-Vergleich.de.

Der Erfolg der Vergleichsportale wird dadurch bestimmt, dass Nutzer über die Seiten tatsächlich Angebote kaufen: „Lead-Modelle oder Werbemodelle lehnen wir konsequent ab. Unser Versprechen an die Dienstleister ist, dass wir Ihnen Kunden bringen, nicht Interessenten“, sagt Dzulko. Problematisch zeigte sich in der Vergangenheit: Bei einigen der Portale habe es den sogenannten RoPo-Effekt gegeben (Research Online, Purchase Offline) gegeben. Das heißt, die Portale seien zwar dazu genutzt worden, um Angebote zu vergleichen, eingekauft hätten die User dann jedoch offline in ihrer Umgebung.

Bei anderen lokalen Dienstleistungen scheint das Geschäftsmodell besser zu funktionieren. Derzeit sind diese sechs Portale von M Cube aktiv:

  • Das Portal Augen-Lasern-Vergleich.de wurde im Herbst 2013 gelauncht und soll Patienten dabei helfen, ein gutes Angebot für eine Augenlaseroperation oder Linsenimplantation zu finden.
  • Bestattungsvergleich.de wurde ursprünglich unter dem Namen Funus.de gestartet. Auf dem Portal können regionale und überregionale Bestattungsunternehmen miteinander verglichen werden.
  • Carsharing-Vergleich.de ging bereits 2013 an den Start. Zwischenzeitlich wurde das Vergleichsportal für Carsharing-Anbieter zwar pausiert,  soll nun jedoch wieder aktiviert werden.
  • Auf Fahrschulvergleich.de lassen sich Preise und Leistungen von Fahrschulen in ganz Deutschland vergleichen.
  • Brustoperation-Vergleich.de ging im Herbst 2014 live. Frauen können hier Schönheitschirurgen für Brustvergrößerungen oder -verkleinerungen finden und vergleichen.
  • Auf dem im Juni 2014 gelaunchten Portal Bleaching-Vergleich.de lassen sich die Angebote zu Zahnaufhellungen von Zahnarztpraxen vergleichen.

Aktuell beschäftigt M Cube nach eigenen Angaben 80 Mitarbeiter. Vor einem Jahr waren es zwar über 100, dennoch mache M Cube „kein Downsizing“, betont Dzulko. Vielmehr erkläre sich die Fluktuation dadurch, dass allein beim Verkauf von Comparon etwa 25 Mitarbeiter „mitausgezogen“ seien. Insgesamt sei das Kernteam in den vergangenen Monaten sogar gewachsen. Aktuell bastelt M Cube an einer neuen Technologieplattform, auch der Start weiterer Projekte sei geplant.

Bild: M Cube