Die Brüder Raphael und Maxim Nitsche (v.l.n.r.) haben Math 42 gegründet

2,41 Millionen Zuschauer saßen am Dienstagabend vor dem Fernseher, um die fünfte Folge von Die Höhle der Löwen zu gucken – 40 Prozent mehr als in der Vorwoche. Rekord! Gut möglich, dass sie sich vor allem für den Auftritt von Maxim (19) und Raphael Nitsche (18) begeistert haben. Die Brüder stellten ihre Nachhilfe-App Math 42 vor, die Schülern komplizierte Matheformeln Schritt für Schritt erklärt. Für zwei Millionen Euro wollten sie 20 Prozent der Anteile abgeben – so viel Geld wurde noch nie in der Vox-Show gefordert. Noch ein Rekord also.

Anders als beim Berliner Startup Sixtyone Minutes, das in der ersten Folge so richtig schön zerrissen wurde, meinten es die Löwen – besser gesagt: die Cutter von Vox – mit den Brüdern sehr gut. Die Zuschauer konnten sich anschauen, wie die Löwen voller Bewunderung der Präsentation von Maxim und Raphael folgten. Frank Thelen und Vural Öger entschlossen sich sogar, den geforderten Betrag für 30 Prozent des Unternehmens zu investieren, lehnten schließlich doch ab, weil der Vater der beiden jungen Männer noch immer Geschäftsführer ist. Ohne Papa Nitsche jemals gesehen zu haben, war das den Löwen zu heikel. Zumindest kam es in der Sendung so rüber.

Wie ist es wirklich gelaufen? Was ist seit der Aufzeichnung im Frühling bei dem Startup passiert? Und wie wirkte sich die Ausstrahlung am gestrigen Abend auf die Downloadzahlen von Math42 aus? Wir haben Mitgründer Maxim Nitsche befragt.

Maxim, ihr seid in der Show ziemlich gut weggekommen. War es tatsächlich so harmonisch oder wurde euer Auftritt nur schön geschnitten?

Es wurde viel ausgelassen, beispielsweise, dass wir das Angebot zuerst abgelehnt haben. Alles in allem sind wir aber super zufrieden und haben tolles Feedback bekommen.

Wieso habt ihr den Deal abgelehnt? Ist es also nicht gescheitert, weil euer Vater die Geschäfte führt?

Raphael und ich waren knapp drei Stunden in der Höhle. Deswegen war es klar, dass viel geschnitten werden musste. Das Gegenangebot von Frank Thelen und Vural Öger fanden wir so dreist, dass wir es sofort abgelehnt haben. Es hat uns etwas gewundert, dass gerade das etwas zu kurz gekommen ist — schlimm ist es aber nicht. Alles was danach kam – auch, dass sie das Angebot auch von sich aus zurückgezogen haben – hat eigentlich keine Rolle mehr gespielt.

In der Show sagt der Moderator zu Beginn eures Auftritts, es „ist der wichtigste Moment“ eurer Karriere. Könnt ihr dem zustimmen?

Der wichtigste vielleicht nicht. Aber der Auftritt gibt Math 42 einen Boost – das ist geil!

Wie hat sich die Ausstrahlung am gestrigen Abend für Euch ausgewirkt?

Ich wollte die Sendung erst gar nicht sehen, meine Schwester hat mich dann dazu gezwungen — wir haben ohne Ende Emails, Tweets und Facebook-Messages bekommen. Die Website ist auch zusammengeklappt. Aber das extremste waren die Downloads: Math 42 war plötzlich die am häufigsten heruntergeladene App in Deutschland — auf dem iPhone und dem iPad.

In Sendung heißt es, eure App wurde 900.000 Mal heruntergeladen. Wie sieht’s aktuell aus?

Wir sind inzwischen bei weit über 1.000.000 Nutzern weltweit — und die Sendung hilft in Deutschland jetzt natürlich kräftig.

Was hat sich sonst bei Euch seit der Aufzeichnung im Frühling getan?

Wir haben alles, was wir angesagt haben, gemacht: Die neue Version ist vorgestern erschienen und ist jetzt auch auf Russisch und Chinesisch verfügbar. Zusätzlich haben wir die Mathematik weit ausgedehnt — Matrizen, Integrale, Vektoren. Alles, was aufwändig ist und wo man sich verrechnen kann.

Frank Thelen flüsterte Vural Öger in der Sendung zu, dass er Math 42 für 100 Millionen verkaufen könnte. Habt ihr euch unter Wert verkauft?

Es ist natürlich krass, so einen Statement zu bekommen. Ein Verkauf ist aber hypothetisch und momentan nicht in unserem Interesse. Wir stehen zu unserer Bewertung und denken, dass unser Angebot genau richtig war und ist.

Lencke Steiner sagte sogar, ihr seid „zu schlau“ für sie. Muss ein Investor schlauer als die Gründer sein?

Möglicherweise. Der Vergleich der beiden Tätigkeiten fällt mir aber schwer. Ein Investor muss Trends früher erkennen als andere und darauf basierend Entscheidungen über viel Geld treffen. Es ist sicherlich etwas ganz anderes, ein Unternehmen zu gründen und es über fünf Jahre großzuziehen. Beides benötigt Feingefühl und viel Wissen.

Frank Thelen verglich euch mit dem nächsten Mark Zuckerberg. Wie stehst du zu diesem Vergleich?

Wir finden den eher lustig: Mark Zuckerberg hat Facebook gegründet und ist einer der erfolgreichsten Menschen der Welt. Davon sind wir weit entfernt – auch wenn wir große Ambitionen haben, die Bildung weltweit in ihren Grundstrukturen zu erschüttern und zu verbessern. Wenn wir diese Revolution vollzogen haben, können wir vielleicht noch einmal darüber reden.

Vielen Dank für deine Antworten, Maxim.

Bild: Math 42