MeinUnterricht.de ist eine Flatrate für Arbeitsblätter. Was zuerst komisch klingt, soll die Arbeit für Lehrer einfacher machen. Das Joint-Venture der Klett Gruppe mit vier Berliner Gründern hat ein Portal gebaut, mit dem Lehrer auf ein großes Kontingent von Unterrichtsmaterialien zugreifen und ihren Unterricht vorbereiten können. Trotz der Zusammenarbeit hält der Vorstandsvorsitzende der Gruppe nichts von Corporate Incubations, die nach „dem großen Geld“ suchen.

MeinUnterricht.de

MeinUnterricht.de ist Spotify für Lehrmaterialien

Tag Für Tag bereiten Lehrer die Inhalte und Materialien für den Unterricht ihrer Schüler vor und vieles davon wird noch mit Papier gemacht. Das Berliner Startup MeinUnterricht.de will diesen Prozess einerseits mit einem eigenen Portal vereinfachen und andererseits Zugang zu einem größeren Spektrum an Inhalten geben.

Mein Unterricht.de ist eine Plattform für Lehrer, auf der sie Lehrinhalte beziehen und zusammenstellen können. Bei den Inhalten handelt es sich um Arbeitsblätter und ähnliches, Aufgaben und Materialien, die Lehrer ihren Schülern im Unterricht austeilen. Diese Inhalte sind normalerweise in speziellen Abos erhältlich, bei denen Kunden dann zum Beispiel Arbeitsmaterialien für ihre Fächer Physik und Französisch einzeln abonnieren würden.

MeinUnterricht.de baut darauf, Lehrern die einzelnen Abos zu ersparen, und damit günstiger zu sein und alle verfügbaren Fächer und Themen mit einer Flatrate abzudecken. Das Angebot funktioniert ähnlich wie Spotify, Lehrer bezahlen eine Pauschale (24,90 Euro im Monat) und können dann so viele Inhalte über eine Plattform verwenden, wie sie möchten.

Die Plattform von MeinUnterricht.de ist eine webbasierte Applikation, die direkt im Browser ausgeführt wird. Dahinter steht eine Datenbank mit 26.000 Seiten an Unterrichtsmaterialien, zur Zeit werden die Fächer Deutsch, Mathematik, Geschichte, Biologie und Physik abgedeckt, diese sollen bis Ende 2012 noch erweitert werden. Die Anwendung hat bisher zwei Kernfunktionen, zum einen die Suche nach Inhalten und zum anderen können Lehrer die ausgewählten Inhalte für den Unterricht zusammenstellen. Zu Zeit ist das Portal noch in der Beta-Phase, wird aber Ende 2012 öffentlich verfügbar werden.

In Zukunft sollen Features wie Zusammenarbeit zwischen Lehrern möglich sein. Mehrere Nutzer sollen gemeinsam Inhalte für den Unterricht zusammenstellen können und auch eigene Materialien hochladen und bearbeiten können.

Jointventure der Klett Gruppe

Das Unternehmen hinter MeinUnterricht.de ist die Berliner K.lab educmedia GmbH, die im Juli 2011 gegründet wurde. Die Gründer haben sich im Studium kennen gelernt und arbeiten eng mit der Klett Gruppe zusammen. Einer der Gründer kommt sogar aus der Familie: „Ich wurde von Klett entsendet, um die Interessen des Unternehmens bei MeinUnterricht.de zu vertreten“, sagt David Klett.

Das Startup wurde als Jointventure zwischen den Gründern Benjamin Wüstenhagen, Stefan Appelhans, David Klett und Toni Wagner auf der einen Seite und der Klett Gruppe auf der anderen Seite aufgebaut und wird auch von diesem finanziert. Klett selbst macht vor allem Schulbücher, also Lehrmaterialien für Schüler, während MeinUnterricht.de einzig Materialien für Lehrer anbietet. Daher kann der Schulbuchverlag MeinUnterricht.de wohl nicht als zusätzlichen Vertriebskanal nutzen.

Klett will keine Corporate Incubation

Die Klett Gruppe nutzt im Fall von MeinUnterricht.de innovative Ideen von Startups, um die eigenen traditionellen Wege aufzubrechen und zu erweitern. Den Weg der Corporate Incubation gehen auch andere große Unternehmen, wie zum Beispiel die Telekom mit T-Venture (www.t-venture.de).

Philipp Haußmann, Vorstandsvorsitzender der Ersnt Klett AG, widerspricht diesem Ansatz allerdings, er halte nichts von der Idee der Corporate Incubation: „Darin steckt zu sehr die Suche nach dem schnellen Geld“. Stattdessen beobachte das Unternehmen, was sich in der digitalen Welt tut und welche Innovationen relevant sind. „Wir schauen uns die Fälle und Themen im Einzelnen an und arbeiten gegebenenfalls mit Gründern zusammen, wie im Falle von MeinUnterricht.de.“

Außer der Plattform für Lehrer ist das Unternehmen an dem Hamburger Software-Startup Kigaroo beteiligt. Kigaroo ist ein Management-Tool für Kindertagesstätten, mit der Organisatoren den Kita-Alltag organisieren können.

Update: MeinUnterricht.de arbeitet mit der Klett Gruppe zusammen, nicht mit dem Ernst Klett Verlag. Der Artikel wurde an den entsprechenden Stellen geändert.

Bild: Screenshot klab-berlin.com: Silas Sachs