Woman trying on high heeled shoes
Woman trying on high heeled shoes Schuhe fallen unterschiedlich aus

Irgendwann im Jahr 2011 reichte es Thomas Harmes. Oft genug hatte er neue Schuhe für seine Kinder nach der Arbeit mit nach Hause geschleppt, damit sie diese anprobieren konnten. Da Schuhe in ihren Größen unterschiedlich ausfallen können, brachte er immer mehrere Paare mit. Das musste auch anders gehen, dachte er.

Gemeinsam mit seinem Schwager Dominic Köhler beschloss Harmes, eine App zu bauen, mit der Nutzer ihre Füße zuhause vermessen können. Das Problem: Weder Köhler noch Harmes konnten programmieren. Der damals 20-jährige Dominik Lessel, ein Freund seines Sohnes, kam ihnen zur Hilfe. Sein gerade vor zwei Wochen gestartetes Studium legte Lessel auf Eis, um die beiden bei technischen Fragen zu unterstützen.

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mifitto_portrait_gl_harmes_koehler (1) Zwei der Mifitto-Gründer: Thomas Harmes und Dominic Köhler (von links)

Heute – fünf Jahre später – liegt das Studium noch immer brach. Lessel, Köhler und Harmes sind mittlerweile Gründer des Duisburger Unternehmens Mifitto.

Die gleichnamige App betreiben die drei noch immer. Doch es steht eine Veränderung bevor: In wenigen Wochen können Nutzer nicht mehr nur ihre Füße vermessen, sondern bekommen in der App Empfehlungen für passende Schuhe und werden zum Kauf an den Händler weitergeleitet. Dafür arbeitet Mifitto mit Partnershops zusammen. „Wir kennen nicht nur die Größen und die Produkte, sondern wissen auch, wie die Schuhe ausfallen“, erklärt Mitgründer Harmes im Gespräch mit Gründerszene. „Das hört sich banal an, ist aber entscheidend.“ Zudem braucht das Unternehmen ein besseres Angebot für seine Nutzer – denn diese könnten ihre Füße auch mit einem Zollstock vermessen.

Das Team von Mifitto weiß, wie die genauen Maße der Schuhe sind, weil sie nach eigenen Angaben seit 2014 rund 1,5 Millionen verschiedene Schuhe vermessen haben und diese nun in der Mifitto-Datenbank zu finden sind. Dafür nutzen sie ein gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut hergestelltes Vermessungsgerät. Die Produkte bekommen sie von Händlern wie Otto oder Sportscheck.

„Wir haben einen extrem großen Datenschatz, aus dem man viel ableiten kann. Damit helfen wir den Händlern, das richtige Produkt anzubieten“, glaubt Harmes. Das zwanzigköpfige Team schaut sich auch die Kaufhistorie der Kunden an. Das bedeutet, Online-Händler teilen Mifitto mit, welche Schuhe der Kunde bisher kaufte und welche er zurückgab. „Wir wissen dann, welche Maße du bevorzugst und ermitteln einen Volumenwert. Mit diesem empfehlen wir dann die passende Größe des neuen Schuhs.“

Neben der App verkaufen die Duisburger 3D-Scanner für den stationären Einzelhandel. In bisher 64 Geschäften werden so die Füße der Kunden vermessen, sagt Harmes. So wollen sie 2016 zum ersten Mal einen siebenstelligen Umsatz schaffen, profitabel seien sie aber noch nicht.

Die Scanner vertreiben sie nun auch in den USA. Obwohl die Gründer bereits 2015 eine US-amerikanische Niederlassung gründeten, sind sie erst seit wenigen Wochen dort aktiv. Expansion höre sich immer so einfach an, sagt Harmes. „Aber du brauchst ja ein Vertriebsteam und jemanden, der die Scanner baut – wir konnten nicht einfach so rübergehen, sondern mussten erstmal eine Infrastruktur aufbauen.“


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Artikelbild: Gettyimages/Phillip Waterman; Bild im Text: Mifitto