Roland Memisevic, Ingo Bax, Florian Hoppe und Christian Thurau (von rechts)

Die vier Gründer von Twenty Billion Neurons (TwentyBN) wissen, was sie tun. Sie sind promovierte Informatiker, die sich seit über 15 Jahren mit maschinellem Lernen beschäftigen. Kennengelernt haben sie sich schon in den 1990er Jahren an der Uni Bielefeld. Im Mai vergangenen Jahres gründeten Roland Memisevic, Ingo Bax, Florian Hoppe und Christian Thurau dann gemeinsam ihr Unternehmen in Berlin.

Bis heute sind sie damit nicht an die Öffentlichkeit gegangen, sondern haben an einem Forschungsstandort in Toronto an ihrem KI-Produkt gefeilt. Nun haben sie 2,5 Millionen Dollar von einem Seed-Investor eingesammelt und fühlen sich gewappnet, um mit TwentyBN Kunden anzusprechen. Nach eigenen Angaben konnte das Startup in den vergangenen Wochen bereits ein großes E-Commerce-Unternehmen, ein DAX-Unternehmen und eine amerikanische Robotikfirma als Kunden gewinnen.

Das Geld kommt von nur einem Business Angel. Ein Sprecher von TwentyBN erklärt gegenüber Gründerszen, der New Yorker Investmentmanager sei selbst promovierter Data Scientist und investiere seit 35 Jahren erfolgreich in den Bereich maschinelles Lernen. Den Namen des Investors, der als Creative Edge Ventures im Handelsregister auftaucht, möchte er allerdings nicht nennen.

TwentyBN entwickelt Algorithmen, die es möglich machen, dass Computer ähnlich wie Menschen lernen. Das heißt Deep Learning und ist ein Bereich des maschinellen Lernens. Schnelle Rechner arbeiten dabei mit großen Datenmengen, das System erkennt Muster und Gesetzmäßigkeiten in diesen Daten wieder. Der Sinn ist: Unbekannte Informationen sollen bewertet und richtig eingeschätzt werden können. Die Technologie orientiert sich an der Funktionsweise des menschlichen Gehirns. Ein selbstfahrendes Auto beispielsweise, das mit einer Dach-Kamera ausgestattet ist, kann so Gefahrensituationen identifizieren und, wenn nötig, ausweichen.

Künstliche Intelligenz wird bereits in zahlreichen Branchen, von Mode bis zu Finanzen, zur Sprach- und Bilderkennung benutzt. Zuletzt machte der GoButler-Nachfolger Angel.ai bekannt, mit einer intelligenten Spracherkennung arbeiten zu wollen, um Bestellungen von Firmenkunden automatisiert anzunehmen und weiterzuleiten.

In Deutschland stehen für TwentyBN aber besonders industrielle Anwendungen im Fokus. Mitgründer Roland Memisevic pflegt seit Jahren gute Kontakte zu Wissenschaftlern im Silicon Valley. Dort habe er einen klaren Wissensvorsprung in Sachen KI erkannt. „Gerade am Standort Deutschland mit seiner stark produktionsorientierten Industrie lassen sich die Vorteile von selbstlernenden Systemen gut anwenden. Ihr Einsatz ist von zentraler Bedeutung, um mit den Unternehmen aus den USA und mit Niedriglohnländern auch in der Zukunft gut konkurrieren zu können“, lässt Memisevic mitteilen. In Deutschland habe TwentyBN keine nennenswerte Konkurrenz, glaubt er.

Bis Ende des Jahres möchte das Startup sein Team an Experten mindestens verdoppeln – bisher besteht es aus den vier Gründern und sieben weiteren Mitarbeitern, hauptsächlich Entwicklern. Das könnte eine Herausforderung werden: Laut TwentyBN gibt es weltweit etwa nur 200 Experten im Bereich des Deep Learnings.

Bild: TwentyBN