Dirk_Graber Mister Spex
Dirk_Graber Mister Spex Mister-Spex-Gründer – und Geschäftsführer Dirk Graber (36)

„Startup-Held“ Dirk Graber im Interview

Es gibt Produkte, bei denen man nicht dachte, dass sie sich im Internet besonders gut verkaufen lassen. Die Brille gehört zu diesen Produkten. Doch Onlineshops wie Mister Spex (www.misterspex.de) belehrten Zweifler eines Besseren. Das 2007 in Berlin gegründete Startup erzielte im vergangenen Jahr mit dem Verkauf von Brillen, Sonnen- und Sportbrillen sowie Kontaktlinsen einen Umsatz von 47 Millionen Euro. Die Anprobe der Gestelle erfolgt entweder online über eine 3D-Simulationsansicht von Brille und Gesicht via Webcam oder in einem der deutschlandweit bislang 400 lokalen Augenoptiker aus dem Partnernetzwerk.

Derzeit beschäftigt Mister Spex über 250 Mitarbeiter und expandiert eifrig in Europa: Das Unternehmen ist mit eigenen Websites auch in Frankreich und Spanien aktiv und übernahm im Juli 2013 zudem zwei schwedische Konkurrenten. Mister-Spex-Gründer Dirk Graber spricht über den neuen Multichannel-Ansatz, Internationalisierungs-Herausforderungen und Börsenpläne.

Wie bist du auf die Idee zu Mister Spex gekommen?

Während meiner Studienzeit hatte ich durch Praktika bei Ebay und Jamba erste Erfahrungen im Online-Business gesammelt. Danach habe ich bei BCG viele Projekte in den Bereichen Konsumgüter, Handel und Corporate Finance gemacht. Also glaubte ich im Anschluss, dass ich im E-Commerce etwas Mehrwert stiften kann. Der Online-Markt für Brillen, Sonnenbrillen und Kontaktlinsen war dann das Ergebnis einer strukturierten Suche nach einer attraktiven Nische im E-Commerce.

Seit 2012 verfolgt ihr ein Multichannel-Konzept. Wie genau funktioniert das und was ist anders gelaufen als geplant?

Mister-Spex-Kunden kaufen sich zunächst auf unserer Website einen Gutschein und können mit diesem einen Sehtest bei einem von über 400 Partneroptikern machen. Der Optiker übermittelt anschließend die Daten an uns. Wir schicken danach die Brillen mit den gewünschten Brillengläsern sowie den übermittelten Korrektions- und Zentrierwerten an unsere Kunden.

Darüber hinaus stehen die Partneroptiker unseren Kunden jederzeit für eine kostenlose Brillenanpassung zur Verfügung. Erstaunlicherweise ist gar nicht so viel anders gelaufen als geplant außer, dass wir ein paar Millionen Euro mehr gebraucht haben als im ersten Business-Plan berechnet. Das Geschäftsmodell und die Vision für die Firma haben sich auch stetig weiterentwickelt.

2013 übernahm Mister Spex zwei schwedische Konkurrenten. Wo liegen die nächsten Expansionsziele und weshalb, und welche Herausforderungen siehst du in den jeweiligen Ländern?

Die geographische Expansion von Mister Spex wird auch zukünftig weitergehen. Wohin es geht und wann wir den nächsten Schritt machen, kommunizieren wir, wenn es so weit ist. Herausforderungen bei der internationalen Expansion für uns sind zum einen generelle E-Commerce-Themen wie Online-Affinität, Wettbewerbsintensität on- und offline et cetera. Auf der anderen Seite gibt es Herausforderungen, die den Augenoptikmarkt betreffen: Beispielweise der Anteil der Bevölkerung, die Brillen beziehungsweise Kontaktlinsen tragen oder die Frage, wie das Krankenversicherungssystem und eventuelle Erstattungen für Brillen im jeweiligen Markt aussieht.

Mister Spex wird oft als Kandidat für einen potenziellen neuen Neuen Markt gehandelt. Siehst du euch auch als Kandidat für die Tech-Börse?

Noch kenne ich die genauen Pläne der Deutschen Börse nicht. Ein Börsengang kann eine Option für uns sein. Derzeit haben wir aber nichts Derartiges geplant. Außerdem sollte ein Börsengang immer Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck sein.

Welche Tipps gibst Du jungen Gründern nach Deinen eigenen Erfahrungen mit auf den Weg?

Seid mit eurer Idee mutig genug, große Themen, Veränderungen und Märkte anzugehen. Gründet in komplementären Teams, habt Ausdauer und verliert nicht nach den ersten Rückschlägen gleich das Selbstvertrauen.

Welches Startup hättest du neben Mister Spex auch gern gegründet und warum?

ResearchGate. Ijad Madisch und sein Team haben eine gigantische Vision und können langfristig in Forschung und Gesellschaft viel bewegen. Und das alles aus Berlin heraus.

Bild: Mister Spex