Factory Campus, Düsseldorf, soft opening, Startup, Gründerstandort
Factory Campus, Düsseldorf, soft opening, Startup, Gründerstandort Die Podiumsgäste stellen den Factory-Campus vor. Im Hintergrund lässt sich die Arbeitsfläche schon erahnen.

Eine riesige, leere Fabrikhalle mit hoher Decke und grauem Betonboden – so sieht er aus, der neue „Factory Campus“ der Düsseldorfer Startup-Szene. Auf einer Fläche von insgesamt 34.000 Quadratmetern, fast fünf Fußballfeldern, werden schon in wenigen Monaten junge Leute an digitalen Geschäftsideen basteln. Düsseldorf soll damit zu einer der wichtigsten deutschen Gründerstandorte Deutschlands werden. Ein Blick in die noch karge Fabrikhalle zeigt: Der Plan ist ambitioniert.

Düsseldorf feiert derzeit seine erste Startup-Woche und nutzte die Gelegenheit, um das Projekt erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren. Wie können junge Unternehmen gefördert werden, so dass sie den Sprung nach ganz oben schaffen, ins sogenannte Big Biz? Das war eine der Fragen, über die Oberbürgermeister Thomas Geisel und Düsseldorfer Vorzeigegründer diskutierten.

Malte Siewert von Trivago, Thilo Salmon von Sipgate, die Gründerin und Geschäftsführerin der Campus Factory Yvonne Firdaus sowie Franc J. Dorfer vom Frühphaseninvestor Eierfabrik waren bei der Eröffnung als Podiumsgäste dabei. Mit 500 Besuchern war der Andrang groß.

Schon seit einem Jahr hat sich die Stadt die Förderung von Startups auf die Fahnen geschrieben. Während der frühere Oberbürgermeister Dirk Elbers nicht einmal auf Einladung einen Fuß in die Firmenzentrale von Trivago setzte, hat Geisel den Wert der jungen Firmen für die Stadt schnell erkannt. 135 Startups beherbergt die Stadt derzeit; mehr als 2.100 Arbeitsplätze sind in den vergangenen Jahren entstanden. Zahlen, die manchen Besucher überraschten:

Erst Anfang des Jahres hatte der Oberbürgermeister einen Entwicklungsplan für die Gründerstandort Düsseldorf vorgelegt: Schon im Sommer soll ein Startup-Portal online gehen, das die Vernetzung zwischen jungen Unternehmen untereinander und mit etablierten Unternehmen fördert. Eine zentrale Anlaufstelle bei der Wirtschaftsförderung soll die Bedürfnisse der Branche im Blick behalten.

Langfristig solle zudem bei Hochschulen, potentiellen Investoren und in der Verwaltung das Interesse am „Gründerspirit“ geweckt werden, wie Geisel mehrmals betonte: „Wir haben die digitale Infrastruktur, wir haben große Unternehmen als Partner und wir haben Kapital. Unsere Aufgabe ist es, all das zusammenzubringen.“ In der Stadtverwaltung will er mit gutem Beispiel vorangehen:

Wie die Vernetzung konkret gelingen soll und alteingesessenes Kapital für riskante Startup-Investments locker gemacht werden könne, erklärt Geisel allerdings nicht. Dass die Stadt durchaus Potential hat, zeigen Erfolgsgeschichten wie die der Hotel-Suchmaschine Trivago und des Internet-Telefonie-Anbieters Sipgate. Insbesondere Trivago hat mit inzwischen mehr als 1.000 Mitarbeitern den Welpenstatus längst hinter sich gelassen.

Die Kooperation mit Großunternehmen könne jungen Firmen beim Wachsen helfen, sagte Gründer Malte Siewert. Er warnte allerdings davor, sich zu sehr abhängig zu machen: „In großen Unternehmen sitzen viele Leute, die Zeit und Lust haben, sich neue Dinge anzuhören. Daraus wird aber bei Weitem nicht immer eine konkrete Geschäftsbeziehung.“ Und Thilo Salmon von Sipgate riet jungen Gründern: „Macht es anders wie wir damals: Geht raus und vernetzt euch so früh wie möglich.“ Der Factory Campus könne dabei eine große Hilfe sein.

Startup-Kultur mit Düsseldorfer Altbier vom Fass

Wenig konkrete Antworten gab es dagegen auf die Frage, was den Standort Düsseldorf als Startup-Standort auszeichnen soll. Startup-Areale, Pitches, Branchentreffen – all das gibt es in Deutschland schon zuhauf. Um sich abzugrenzen und für Investoren interessant zu werden, müsse die Stadt ihre Stärken ausspielen, wie Investor Dorfer betonte: „Das Thema Startups zu haben reicht nicht. Man muss gezielt Themen setzen wie Technologie oder Mode. Nur so kann sich der Standort hervortun.“

Ein kritisches Schlusswort, dass der guten Stimmung nichts anhaben konnten. Nach dem Ende der Diskussion füllte ein DJ die alte Fabrik mit Elekro-Klängen, es gab Freibier, Cocktails und Currywurst. Was das hippe und urbane Flair angeht, zeigte sich die Stadt auf jeden Fall schon von ihrer besten Seite.

Bild: Katja Scherer / Gründerszene