gett_moiaSeit Freitag ist es raus: VW bastelt an nach Audi, Seat, Porsche und Co. an der 13. Marke. Der Name: Moia. Über das Wochenende hielt sich VW bedeckt, am Montag präsentierte Ole Harms, verantwortlich für Moia, in London auf der TechCrunch Disrupt offiziell die neue Konzerntochter. Schnell wird klar: VW will nicht weniger als etwas Magisches schaffen. Das soll schon der Name verdeutlichen. Wie Harms in seiner Präsentation erklärt, handle es sich bei „Moia“ um ein leicht abgewandeltes Wort aus der hinduistischen Sprache Sanskrit, das so viel wie „magisch“ bedeute. Doch damit nicht genug: Wenn man das Wort auf den Kopf stellt und die beiden mittleren Buchstaben tilgt, ergibt das VW. Den Strich im A sollen wir uns wegdenken.

Gleichzeitig mit der Präsentation ging mit Moia.io auch der neue Webauftritt der Marke online. Auch hier heißt es: „Some days are simply magical.“ Mit Videos und interaktiven Grafiken wird ein visionärer Zustand von einer Großstadt beschrieben. Es wird ein Blick in die Zukunft geworfen, wo Abgase, Lärm und Staus der Vergangenheit angehören. Die Vision von VW: Jeder kommt pünktlich an, findet auf Anhieb ein E-Taxi oder Sharing-Car und fährt nur noch über grüne Ampeln – ein Verkehrsparadies.

Angebote für Shuttle-Service und autonome Fahrzeuge

Auf der TechCrunch Disrupt fasste es Harms heute so zusammen: Mit Moia werde Volkswagen den Schritt vom Autobauer zum Mobilitäts-Anbieter gehen. Was ist geplant? Moia soll unterschiedliche Mobilitätsdienste bündeln, beispielsweise flottenbasierte Shuttle-Services oder autonome Fahrzeuge, die per App angefordert werden können – dem künftigen Portfolio seien kaum Grenzen gesetzt, so Harms.

Update vom 06.12.2016: Volkswagen hat gegenüber Gründerszene bestätigt, dass der Ridehailing-Dienst Gett in der ersten Jahreshälfte 2017 in Deutschland starten soll. Für weitere Partnerschaften mit Mobilitäts-Startups werde Volkswagen seiner Tochter Moia in den nächsten Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag als Investmentsumme bereit stellen. Welche Partnerschaften Moia bisher neben Gett pflegt, wollte das Unternehmen nicht bekannt geben. Man befinde sich aber in Gesprächen mit potenziellen Partnern und verfolge eine „klare Buy-and-Build-Strategie“, so ein Unternehmenssprecher von Volkswagen.

Für den Aufbau von Moia werde man sich VW die Mentalität von Startups zueigen machen und bei Bedarf auf die Ressourcen von anderen Konzern-Marken, so Harms. Das neue Unternehmen soll dazu als eine Art offene Plattform aufgebaut werden und externe Designer und Endverbraucher mit in die Entwicklung neuer Mobilitätslösungen einbeziehen. Die geplanten Fahrzeuge könnten dann wiederum in Zusammenarbeit mit den anderen Konzerntöchtern gebaut werden, so Harms weiter. Ein Fokus liege mit Moia auf elektrischen Antrieben.

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In Deutschland startet die neue Konzern-Tochter zunächst mit ihrem Hauptsitz in Berlin und einer Dependance in Hamburg. Die Geschäftsführung setze sich aus Ole Harms (CEO), Dr. Frank Dilger (CFO) und Robert Henrich (COO) zusammen, so das Unternehmen. Ende nächsten Jahres sollen zwei weitere Standorte in Europa dazukommen, schreibt TechCrunch. Derzeit seien es 50 Mitarbeiter. Das Team soll bis Ende 2017 auf 200 Mitarbeiter ausgebaut werden.

Danke Moia werde VW künftig auch im öffentlichen Nahverkehr mitmischen, kündigt der CEO an. Denn der öffentliche Nahverkehr sei schlichtweg ineffizient und zu teuer für den Endverbraucher, so Harms. Deshalb werde Moia künftig auch mit Stadtverwaltungen und Verkehrsbetrieben gemeinsame Transportlösungen mitentwickeln. Ziel sei es, auch zusätzliche Angebote zu schaffen, die sich in der Preisklasse von einem Metro-Ticket bewegen – oder sogar günstiger sind. Konkrete Projekte nennt Harms hier aber nicht.

Womit Moia starten wird

Ein Hinweis: Harms betont die Rolle von Gett. Das israelische Startup, das als Taxivermittlung und Logistik-Dienstleistungen Uber ähnelt, bekam im vergangenen Jahr ein 300-Millionen-Investment von Volkswagen. Nun soll der Dienst bei der Umsetzung der neuen Mobilitäts-Angebote von Moia helfen. Mitgründer Shahar Waiser war deshalb auch gleich bei der offiziellen Vorstellung der neuen VW-Marke in London mit dabei.

Als Waiser von TechCrunch-Autorin Ingrid Lunden offensiv auf die Wettbewerbssituation mit Uber angesprochen wird, kontert der Gründer: Gett agiere im Vergleich zu Uber vollkommen legal und sei zudem profitabel. Harms ergänzt: „Wir sehen Uber als Wettbewerb. Wir haben aber unsere eigene Vision: Wir wollen vom Kundenservice bis zum Autobau ganz neu ansetzen.“ Schon bald werde es einen Pooling-Service von Gett und Moia geben. Hierüber sollen sich mehrere Leute für die gleiche Strecke ein Auto teilen. Allerdings: Die Idee ist auch nicht neu – UberPool bietet bereits ein solches Modell an.

Gett werde 2017 in weiteren europäischen Städten sein Angebot ausbauen, heißt es auf der neuen Unternehmensseite von Moia. Für die Expansion werde Volkswagen Ressourcen und gesonderte Fahrzeug-Deals für die Fahrer in Aussicht stellen. Ob und wann Gett in Deutschland startet, verrät Harms jedoch nicht. Fest steht aber, dass Moia sich nicht allein auf den europäischen Markt beschränken wird. Bald sei die Expansion in die USA und gegebenenfalls nach China geplant, so Harms.

Alles bleibt offen

Auch nach der Bekanntgabe bleiben eigentlich die gleichen Fragen offen, die viele sich seit Monaten stellen. Welches Mobilitäts-Konzept wird VW mit Gett umsetzen, um sich vom Wettbewerb zu unterscheiden? Wie wird die Zusammenarbeit mit anderen Partnern und Startups aussehen? Welche Investitionssummen stehen zur Verfügung? Fragen, auf die weder Moia noch VW derzeit Antworten geben wollen.

Anstatt konkrete Projekte vorzustellen, gibt sich VW weiterhin geheimnisvoll. Man könnte sagen: magisch.

Bild: Screenshot YOUTUBE / TechCrunch Disrupt; Dieser Artikel erschien zuerst am 05.12.2016 und wurde nachträglich angepasst.