Die Monoqi-Gründer Felix Schlegel und Simon Fabich (rechts)

Wer einmal etwas bei dem Design-Shop Monoqi bestellt hat, vergisst das Berliner Startup so schnell nicht wieder. Täglich landet dann ein schön gestalteter Newsletter im Email-Postfach, der einem kurzfristige Verkaufsaktionen („Flash Sales“) für stylishe Möbel, außergewöhnliche Accessoires oder seltene Poster anpreist. Wer Design mag, kann sich schnell in dem Angebot der Berliner festklicken. Die Produkte sind etwas günstiger als im Handel, die Lieferung dauert dafür mehrere Wochen.

Hübsch sieht die Seite also aus, doch wie läuft’s aktuell bei Monoqi hinter den Kulissen? Wir verabreden uns mit den Gründern Simon Fabich (32) und Felix Schlegel (29) zum Gespräch in ihrem Büro in Berlin-Mitte. Im Jahr 2011 gründeten die Studienfreunde den Design-Shop, kennengelernt hatten sie sich während ihres MBAs an der Universität St. Gallen – allerdings erst im Auslandssemester in Singapur. Dort gründeten sie zunächst ein Startup für Exportprodukte aus Japan. Das Konzept floppte, nach ihrem Abschluss 2010 entwickelten sie die Idee für Monoqi.

2012 ging das Konzept mit Unterstützung von Business Angel Christophe Maire, für den Gründer Fabich zwischenzeitlich arbeitete, an den Start. Noch im selben Jahr stieg der US-Verlag Condé Nast, Herausgeber der Zeitschriften Vogue und Glamour, bei dem Unternehmen ein. Der Kontakt für das Investment sei über den deutschen Verlagsmanager, Moritz von Laffert, zustande gekommen, erzählt Simon Fabich. „Condé Nast ist ein wirklich guter und zuverlässiger Partner für uns.“ Auch Hasso Plattner Ventures stieg ein.

Doch wie sieht es derzeit finanziell bei Monoqi aus? Seit einer Finanzierung im Jahr 2013 hat das Unternehmen keine weitere Investorenrunde verkündet. Nun verrät Fabich, dass Condé Nast im Herbst zusammen mit einigen Altinvestoren noch einmal „einen knapp zweistelligen Millionenbetrag“ in Monoqi gesteckt habe. Bekannt war das bisher nicht.

Ein Blick ins Handelsregister zeigt, dass Condé Nast, über die Montrose Gmbh beteiligt, mittlerweile knapp 34 Prozent der Anteile hält. Neben dem US-Verlag finden sich zahlreiche weitere Investoren auf der Gesellschafterliste, die Anteile sind breit gestreut. Business Angel Christophe Maire hält über die Atlantic Internet Gmbh noch rund vierzehn Prozent; Dario Suter, Jochen Gutbrod und der Hamburger Unternehmer Michael Rosenblat sind ebenso beteiligt.

Mit dem eingesammelten Geld stellt sich Monoqi nun immer breiter auf: Zum einen hat das Unternehmen im November 2014 mit der Internationalisierung begonnen. Neben dem Shop in Deutschland, gibt es nun Ableger in Großbritannien und der Schweiz. Das Modell von Monoqi lasse sich leicht internationalisieren, sagt Fabich. Schließlich brauche das Unternehmen kein Lager, weil die Produkte erst nach dem Verkauf in das Zwischenlager eines Partners geschickt werden, um von dort weiterverschickt zu werden.

Da es scheinbar so unkompliziert ist, sollen in diesem Jahr Shops in Frankreich, Italien und Skandinavien dazukommen. An einer französischen Seite wird schon gebastelt. Außerdem überlegen die Gründer, ob sie den Schritt in die USA wagen sollen: „Der US-Markt ist extrem offen für diese Art von Designprodukten, die wir verkaufen. Das hat ja auch Fab gezeigt. Die sind anfangs schließlich explodiert“, so Simon Fabich.

Wenn es um das gescheiterte US-Möbel-Startup Fab geht, hat der 32-Jährige ein Lächeln auf den Lippen. Fab war in Deutschland zeitgleich mit Monoqi gestartet, musste aber Mitte 2013 seinen Ableger wieder einstampfen. Fabich und Schlegel sind stolz, dass Monoqi neben dem Millionen-Player am deutschen Markt bestehen konnte. Schlegel: „Die ganze Fab-Story war natürlich ein riesiges Thema für uns. Erstens gab es einen Preiskampf mit den Händlern, zweitens haben die Investoren natürlich gefragt, wie wir gegen diese gewaltig finanzierte Firma ankommen wollen.“

Auch dank des Niedergangs von Fab ist Monoqi mit seinen 110 Mitarbeitern heute in einer guten Marktposition: „Fab hat uns ein gutes Spielfeld hinterlassen. Denn Fab hat nicht nur Unternehmen wie Casacanda aufgekauft, sondern auch andere Wettbewerber wie beispielsweise Bamerang von Rocket Internet verdrängt. Und in der Zeit als sie hier waren, haben sie keine neuen Player zugelassen“, fasst Schlegel zusammen.

Zehn Millionen Euro Umsatz in 2014 konnte Monoqi, das rund eine Million registrierter Nutzer hat, nach Angaben der Gründer verzeichnen. In diesem Jahr soll der Umsatz auf 30 Millionen Euro steigen. Dabei helfen soll die Internationalisierung: Wenige Monate nach der breiteren Ausrichtung erwirtschafte Monoqi bereits 40 Prozent des Umsatzes im Ausland, wie die Gründer stolz erzählen. Zudem öffneten 25 Prozent der Monoqi-Mitglieder täglich den Newsletter, 50 Prozent von ihnen würden mehr als einmal im Jahr bestellen. Die durchschnittliche Höhe des Warenkorbes liege zwischen 150 und 250 Euro. Im Herbst seien Lampen besonders beliebt, im Frühjahr Fahrräder. Generell verkauften sich Poster bestens.

Die typischen Flash Sales – Aktionen für bestimmte Produktgruppen über mehrere Tage – sind schon länger nicht mehr das einzige Standbein von Monoqi. Neben dem B2C-Bereich hat das Team in den vergangenen Monaten einen B2B-Bereich namens Monoqi Business aufgebaut, einen Marktplatz für Hersteller. So sollen Händler leichter Kontakt zu ihnen aufnehmen können. „Das ist unserer Ansicht nach ganz klar die nächste Stufe in dieser Branche, denn nur so kann man die Prozesse vereinfachen. In der Möbelbranche laufen die meisten Deals noch über eine Messe ab und kommuniziert wird per Fax und Telefon“, sagt Schlegel.

Mehrere Händler hätten das Monoqi-Team zuvor nach Kontakten zu Herstellern gefragt, erzählt Schlegel. So sei die Idee für den Marktplatz entstanden. „Mit unserem B2B-Bereich werden wir die Möbelbranche revolutionieren!“, hofft er. „Es gibt schließlich tausende von Playern in diesem Markt – und alle haben ein Problem: Sie haben keinen Zugang zum Verkaufskanal. Das lässt sich über einen Marktplatz ändern.“ 300 Hersteller sind bereits für den Marktplatz registriert. Sie alle hätten im Flash Sale auf der Monoqi-Seite besonders gut verkauft, sagen die beiden Gründer. Auf der Seite steht außerdem, dass das Monoqi-Business-Netzwerk außerdem 2.000 Händler umfasst. Das angestrebte Wachstum ist auch für Monoqi Business sehr ambitioniert: Bereits Ende des Jahres sollen 10.000 Händler auf der B2B-Plattform gelistet sein.

Die Gründer von Monoqi wollen hoch hinaus, am liebsten würden sie alle Kunden abfangen, denen Ikea nicht individuell genug ist. Profitabel ist Monoqi noch nicht, wann der Break-Even kommen soll, wollen die Gründer nicht sagen. Streben sie einen Exit an? Möglicherweise an den Hauptinvestor Condé Nast? Gründer Fabich dementiert: „Nein, wir streben keinen zeitnahen Verkauf an. Das ist nicht unsere Ambition. Wir wollen so groß werden, dass wir nicht mal eben so gekauft werden können. Der Markt ist offen für neue global Player. Das ist unser klares Ziel.“


So sieht das Büro von Monoqi aus:

Bei Monoqi stehen die angebotenen Designstücke auch im Büro

Bilder: Michael Berger für Gründerszene