„Birthplace of Silicon Valley“: Die Hewlett-Packard-Garage

Glücksadressen und Garagen

Natürlich, man kann sich selbst vor dem Google-Firmenschild aus allen Winkeln instagrammen, im Apple-Firmensitzshop in Cupertino ein „I visited the Mothership“-T-Shirt kaufen oder sich vor Steve Jobs’ alter Garage herumdrücken, die 1976 das erste Apple-Headquarter beherbergte. Aber es gibt spannendere Orte in San Francisco und dem Silicon Valley: Acht nerdige Sehenswürdigkeiten.

1. Philo Farnsworths Labor, 202 Green Street & Sansome, San Francisco. Okay, die erste Sehenswürdigkeit ist, ganz technisch gesehen, leider nicht mehr zu besichtigen. Nur eine Plakette erinnert daran, dass der damals 21-jährige Philo Taylor Farnsworth hier 1927 das erste Fernsehbild übertrug –  er ließ eine schlichte Linie flimmern. Seinen fassungslos auf den Bildschirm starrenden Assistenten beschied der Elektronik-Pionier kokett: „There you are — electronic television!“. Auch wenn sein einfaches Labor nicht mehr existiert, ist seine Adresse der ideale Ort, um sich für fünf  Minuten an wohlige Kindheits-Fernsehnachmittage zu erinnern – und Philo stumm für seine Arbeit zu danken.

2. Hewlett-Packard-Garage, 367 Addison Avenue, Palo Alto. Die Mutter aller Startup-Garagen: Ein Schild weist das Hüttchen, in dem Bill Hewlett und David Packard ihr erstes Produkt bauten, als „Birthplace of Silicon Valley“ aus. Der Tonfrequenz-Generator HP200A wurde damals direkt in achtfacher Ausführung von den Walt Disney-Studios erworben, die damit den Trickfilm „Fantasia“ vertonten. Leider kann man die Garage offiziell nicht besichtigen, sondern nur einen Blick – und ein Foto – vom Gartenzaun aus erhaschen. Gerüchteweise wurden jedoch auch schon glückliche Touristen von den Hausbewohnern ins Allerheiligste gebeten, in dem noch ein Original-HP200A und ein altes Karohemd von Bill Hewlett aufbewahrt werden.

3. Lucky 165, 165 University Avenue, Palo Alto. Dieses Gebäude scheint karmamäßig bestens aufgestellt zu sein: Hier wurden mehrere große Valley-Unternehmen ausgebrütet – die prominentesten unter ihnen sind Logitech, Google und PayPal. YouTube zollt diesem besondern Ort Tribut und verwendet die Location als Beispieladresse, wenn man die Ortseinstellungen eines hochgeladenen Videos einstellen möchte.  Facebook saß lange in einem Gebäude gleich gegenüber in Hausnummer 156, bis die Räumlichkeiten dort zu knapp wurden.

Eierköpfe und Exponate

4. Gates Computer Science Building, Stanford-Campus, 353 Serra Street, Stanford. Hier passierts’s: In diesem Gebäude, für das Bill Gates sechs Millionen US-Dollar stiftete, sitzen die hellsten Eierköpfe der Programmierkunst und tüfteln am überübernächsten großen Ding. Um in das Gebäude zu gelangen, muss man sich jedoch mit einem Studenten blitzbefreunden, der einen dann in die Räumlichkeiten eskortieren kann, denn die offizielle Campus-Tour schlägt leider einen Bogen darum. Dafür führt sie einen nicht nur über das sehr hübsche Gelände, sondern auch in den Skulpturen-Garten, wo man dann im Schatten eines Rodin-Kunstwerkes selbst den Denker geben kann.

5. Tech Museum, 201 South Market Street, San Jose. Ein Mitmach-Museum zum Anfassen und Herumspielen – wer sich heimlich schon immer fragte, wie das Internet eigentlich genau funktioniert, kann es sich hier erklären lassen, auf der „Shake Platform“ erleben, wie sich ein Erdbeben anfühlt oder seinen Kopf in 3D scannen.

6. Computer History Museum, 1401 North Shoreline Blvd, Mountain View. Dieses Museum bietet weniger Sachen zum Anfassen, dafür aber herrliche Monsterklötze aus grauster Computer-Vorzeit – vom analogen Telefunken RAT 700/2 von 1959 bis zum Apple I und den Cray-Superrechner. Zwischen klobigen Rechnern, die mitunter ganze Räume füllen, findet man Kuriositäten wie die original Utah-Teekanne, nach der Martin Newell 1975 sein berühmtes 3D-Modell schuf.

7. Santa Clara Railway Yard, 1005 Railroad Avenue, Santa Clara. Eine Besichtigungs-Empfehlung von Tech-Blogger Robert Scoble: Neben einem hübschen Eisenbahnmuseum  beherbergt dieses Areal einen der ersten Computer des Silicon Valleys: Eine Stellwerk-Maschine, verborgen in einem kleinen Hüttchen. Natürlich funktionierte er noch rein mechanisch, doch ein Programmierer wird sofort die zugrunde liegende „if, then, else“-Logik der Maschine erkennen, so Scoble.

 8. Sand Hill Road, Menlo Park. Die West-Coast-Variante der Wall Street: In dieser Straße haben viele der Top-Venture-Capital-Unternehmen ihren Sitz, darunter Kleiner Perkins Caufield Byers,  Benchmark, Silver Lake, Andreessen Horowitz. Hausnummer 2500 beherbergt In-Q-Tel, jenen leicht mysteriöse Investment-Arm der CIA.


(Wer nun trotzdem noch die vielleicht berühmteste Garage der Welt besuchen möchte – Steve Jobs und Steve Wozniak starteten Apple in 2066 Crist Drive, Los Altos.)


Alle Tipps als Google-Map hier.

Dieser Artikel ist Teil unseres sechswöchigen Themenspecials zum Valley Camp. Wir fliegen im Oktober nach San Francisco, um für euch von dort zu berichten – wer mitfliegen will: alle Infos hier.

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