Lidl

Amazon Fresh plant seinen Start in Deutschland, Rewe rüstet sich mit einer eigenen Lieferflotte gegen den neuen Konkurrenten, selbst Edeka pusht derzeit seinen Online-Lieferdienst und Kaufland hat gerade eine automatische Abholstation in Berlin errichtet. Die Lebensmittelhändler sind in Aufbruchstimmung, alle haben Angst, am Trend vorbei zu agieren. Denn glaubt man Experten, wird sich das Kaufverhalten der Konsumenten in den kommenden Jahren rasant ändern.

Doch Klaus Gehrig, Leiter der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl gehört, scheint sich um die bevorstehende Revolution in seinem Markt nicht zu scheren. Im Gegenteil: Er beharrt aktuell auf das bisherige Lidl-Erfolgsrezept, legt den Fokus auf den klassischen Handel und stoppt die Pläne zur Modernisierung seiner Discounter-Kette, die der ehemalige Lidl-Vorstandschef Sven Seidel in Planung hatte. Wozu? Um Geld zu sparen, heißt es in der Lebensmittelzeitung

Aus für Lidl Express und Click & Collect

Wie verschiedene Medien berichten, soll die geplante Modernisierung der Lidl-Filialen nun günstiger werden. Auch zwei Konzepte, die den Einkauf bei Lidl komplett verändert hätten, wurden wieder gestoppt. So wurde das Konzept für Lidl Express, einen kassenlosen Supermarkt, wieder eingestampft. Dabei war die erste Filiale in Berlin Schöneberg bereits im Bau, die Eröffnung stand kurz bevor. Noch Anfang Januar schrieb Lidl auf Anfrage von NGIN Food: „Der Start für Lidl Express ist für das Frühjahr 2017 geplant.“

Damit ist auch das Konzept Click & Collect vom Tisch, bei dem Kunden ihre Produkte online bestellen und zu einem gewünschten Zeitpunkt in den Filialen abholen können. Lidl wäre in diesem Bereich Vorreiter gewesen und an Konkurrenten wie Aldi vorbeigezogen.

Verliert Lidl den Anschluss?

Während Kaufland, die Schwester-Firma von Lidl, offenbar weiterhin auf Innovationen wie Abholstationen setzt, geht Lidl mit dem Stop der digitalen Konzepte nun einen deutlichen Schritt zurück. Die Discounter-Kette riskiert damit, den Anschluss zu verlieren. Besonders in Großstädten, in denen sich dank neuer Händlerkonzepte und dem Aufstieg von Lieferdiensten wie Amazon Fresh das Kaufverhalten in den kommenden Jahren stark verändern könnte, würde Lidl Kunden verlieren.

Andererseits sind die Deutschen gerade bei Lebensmitteln sehr sparsam. Verzeihen sie Discountern wie Lidl oder Aldi die tristen Filialen oder fehlende Lieferoptionen, wenn dafür die Preise niedrig bleiben? Ohnehin wird ja gerade erst ein Prozent der Lebensmittel in Deutschland online gekauft.

Vielleicht ist Deutschland aber als Markt auch einfach nicht mehr wichtig genug für Lidl. „Wachstum kommt für Aldi und Lidl derzeit fast nur noch aus den Märkten außerhalb Deutschlands“, sagte Fred Hogen, Handelsexperte beim Marktforschungsinstitut Nielsen, kürzlich dem Handelsblatt. So plant Lidl derzeit Filialen in Serbien und rund 100 Märkte in den US-Bundesstaaten Virginia, North Carolina, South Carolina, und Maryland. Natürlich im gewohnten Discounter-Stil. 

Bild: Getty Images / DANIEL LEAL-OLIVAS