Investor checking performance of financial portfolio online whilst reviewing investment statement
Investor checking performance of financial portfolio online whilst reviewing investment statement Kann man erfolgreiches Handeln an der Börse lernen?

Es ist ein Ritterschlag, wenn Peter Thiel in das eigene Unternehmen investiert. Schließlich war der Paypal-Mitgründer einer der ersten Geldgeber von Facebook und genießt einen dementsprechend legendären Ruf als Investor.

Für zwei Brüder aus Köln wurde das vergangene Woche Wirklichkeit: Dominic und Manuel Heyden bekamen von Thiel sowie dem Fintech-Investor Finlab und einem Family Office mehr als drei Millionen Euro für ihre E-Learning-Plattform Nextmarkets. Was steckt hinter dem bisher unter dem Radar gebliebenen Fintech-Startup?

Ein Coach für die Börse

Bereits 2014 gründeten die Brüder Dominic und Manuel Heyden Nextmarkets in Köln. Unterstützung und das erste externe Kapital kam damals vom Inkubator Finlab. Das Konzept: „Curated Investing“, erklärt Mitgründer Manuel Heyden im Gespräch mit Gründerszene.

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Pressefoto-Heyden-Brüder-nextmarkets Nextmarkets-Gründer Dominic Heyden und Manuel Heyden (von links)

Das bedeutet: Nutzer des Portals sollen lernen, wie der Handel an der Börse funktioniert. Dafür stehen ihnen Trading-Experten zur Verfügung, die Tipps und Anlagestrategien erläutern. „Es gibt für fast alle Lebensbereiche Coaches, von Shopping bis hin zum Lifestyle. Warum also nicht für den Handel an der Börse?“ sagt Heyden.

Per E-Mail oder SMS können die Coaches, die bei Nextmarkets als Freelancer beschäftigt sind, User benachrichtigen, wenn sie eine passende Gelegenheit für einen Handel sehen. Heyden erzählt, die Experten würden ihr Wissen auf unterschiedliche Weise teilen: Manche Coaches erklären viel, andere handeln live – was die User mitverfolgen können.

Zwei Jahre Vorbereitung

Erst Anfang dieses Jahres öffnete das Gründerteam die Plattform als Beta-Version für erste Nutzer. Der Grund für die lange Zeitspanne zwischen Gründung und Launch der Seite: Die Börsenkurse sowie die Aktivitäten der Trading-Coaches seien auf der Plattform live für die Nutzer einzusehen, so Heyden. „Die Verbindung der Live-Komponenten und der E-Learning-Software war technisch eine Herausforderung, weil Unmengen an Daten fließen“, so Heyden rückblickend. Rund 1.000 Finanzinstrumente seien auf der Plattform vorhanden, von Aktien bis hin zu Rohstoffen.

Bis August läuft noch eine kostenlose Testphase, danach kostet das monatliche Abo für die Nextmarkets-Plattform entweder knapp 40 Euro für einen Börsen-Coach oder etwa 100 Euro, wenn man den Rat von beliebig vielen Coaches bekommen will. Heyden hält das für einen guten Preis: „Schon für Yoga- oder Tennislehrer bezahlt man leicht 50 Euro pro Monat“, erklärt er. „Da ist ein Abo bei uns mit direktem monetären Vorteil ein guter Preis.“

Bisher nur virtuell

Das Handeln funktioniert auf Nextmarkets bisher jedoch nur mit einem virtuellen Konto. Im Laufe des Jahres soll sich das ändern, denn Nextmarkets plane den Umstieg auf Echtgeld und die Entwicklung zu einem Online-Broker, erzählt Heyden. Das Lernangebot bleibe erhalten.

Es gibt viel Konkurrenz für Nextmarkets, von Online-Brokern bis hin zu Anbietern von Trading-Kursen. Für Heyden vereint jedoch keine Plattform das E-Learning und den realen Handel. „Es reicht aber nun einmal nicht, mit Daddel-Apps rumzuspielen und das Ganze gamifiziert vorgelegt zu bekommen. Man muss sich schon mit der Thematik auseinandersetzen“, findet er. Dann würden mehr Menschen an der Börse aktiv werden. Denn: „Die meisten Menschen haben Angst vor der Börse. Wir finden aber: So schwer ist das gar nicht, wenn man sich damit beschäftigt.“

„Nur wenige haben Ahnung“

Bereits in den 90er-Jahren starteten die beiden Kölner ihr erstes Unternehmen, eine Agentur für Marketing. Während sein zwei Jahre älterer Bruder Dominic etwas später beim Software-Unternehmen Autonomy anheuerte, pendelte Manuel für eine Bank zwischen London und Hamburg. „Damals bei der Bank hab ich mich gefragt: Wieso scheitern so viele Menschen täglich an der Börse?“ erzählt der 36-Jährige heute. „Es gibt nur einige wenige Menschen, die wirklich Ahnung haben.“

Dieser Gedanke führte zum Start des ersten gemeinsamen Fintech-Startups: der Social-Trading-Plattform Ayondo. 2014 verkauften sie einen Teil ihrer Anteile an einen Schweizer Private-Equity-Fonds und vertieften dann den Ansatz, Usern die Börse erklären zu wollen. Investor Peter Thiel scheint ihre Idee jedenfalls gut zu finden. Nicht schlecht für den Anfang.

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Artikelbild: Gettyimages / Rafe Swan; Bild im Text: Nextmarkets