Die Number26-Gründer Maximilian Tayental (links) und Valentin Stalf

Das größte deutsche Geldinstitut ändert seine Strategie. Zumindest ist das der Plan. Neben der Schließung von Filialen und dem Abstoßen der erst vor knapp fünf Jahren mehrheitlich übernommenen Postbank will die Deutsche Bank vor allem die Digitalisierung vorantreiben. In der Pressemitteilung liest sich das so: „Die Bank wird in allen vier Geschäftsbereichen erheblich in digitale Technologien investieren. Hierfür plant die Bank, in den nächsten drei bis fünf Jahren zusätzlich bis zu 1 Milliarde Euro für die Digitalisierung bereitzustellen. Damit sollen neue Ertragsmöglichkeiten generiert werden; zum Beispiel durch computergestützte Beratungskanäle, eine gesteigerte Effizienz der Plattform durch die Automatisierung oder Digitalisierung von Prozessen sowie die Entwicklung neuer Kundenangebote.“ 

Das klingt nach einem Plan, auch wenn der reichlich spät kommt. Im Fintech-Bereich gibt es einige Startups, die bereits jetzt zeigen, wie das Banking der Zukunft aussehen könnte. Number26 bietet zum Beispiel kostenlos ein Girokonto mit einer Mastercard an. Nutzer können die Buchungen auf ihrem Konto in Echtzeit mobil einsehen und Transaktionen durchführen. Das Unternehmen wird inzwischen auch von Startup-Ikone Peter Thiel und seiner Investmentgesellschaft Valar unterstützt. Wir haben mit dem CEO und Gründer von Number26, Valentin Stalf, gesprochen. Wie beurteilt er den Stand der Digitalisierung im Bankenbereich? Und besteht jetzt die Gefahr, dass junge, innovative Unternehmen in diesem Bereich von den großen Playern überrollt werden?

Die Deutsche Bank will sehr viele Filialen schließen und auf digitales Banking setzen. Wo stehen die deutschen Banken deiner Meinung nach in Sachen Digitalbanking?

Die Deutsche Bank steht bei mobilen Apps und beim Online Auftritt sicher ganz am Anfang. Als digitale Bank wird die Deutsche Bank derzeit sicherlich nicht wahrgenommen.

Müsst ihr euch Sorgen machen, dass die großen Banken jetzt in Sachen Digitalbanking richtig Fahrt aufnehmen?

Es freut uns natürlich, dass das Thema Digital Banking mehr Aufmerksamkeit auch von den traditionellen Playern bekommt. Unabhängig davon glauben wir, uns auch weiterhin klar von den traditionelleren Banken differenzieren zu können. Wir glauben nicht, dass wir von den Banken plötzlich modernes Online und mobile Produkte erwarten müssen. Gute digitale Produkte zu entwickeln, ist keine Entscheidung, die auf Vorstandsebene getroffen werden kann, sondern sie muss von Grund auf in einem Unternehmen verankert sein.

Warum werdet ihr nicht von der Deutschen Bank gekauft? Das wäre doch ein schöner Exit.

Wir sind davon überzeugt, dass die Herausforderungen, vor der die traditionellen Banken stehen, nicht mit einem einfachen Zukauf zu bewältigen sind. Wie schon erwähnt, muss insgesamt umgedacht werden. Die Banken sind in den letzten Jahren mehr mit internen Kämpfen und Herausforderungen beschäftigt und haben die Kunden aus den Augen verloren. Ein Zukauf kann ein Impuls sein, wird aber grundsätzlich nichts an den Problemen ändern. Die Organisationen müssen hier als Ganzes umdenken.

Braucht man in Zukunft noch persönliche Ansprechpartner beim Banking?

Wir sind davon überzeugt, dass der klassische Schalter-Mitarbeiter bereits heute überflüssig ist. Insbesondere jüngere Leute erledigen ihre Bankgeschäfte am Handy oder am Terminal in der Filiale. Für uns sind Kundenservice und Betreuung aber ganz klar strategische wichtige Themenfelder. In Zukunft wird es auch dort den persönlichen Ansprechpartner geben, allerdings sitzt dieser bei uns schon heute nicht in der Filiale, sondern in unserem Customer Support Team. Zukünftig glauben wir allerdings, dass Kundennähe insbesondere durch digitale Kanäle verbessert werden kann. Das Smartphone bietet die Chance, ohne großen Aufwand, täglich mit dem Kunden in Kontakt zu sein.

Was können junge Fintech-Unternehmen wie ihr besser als die Dinos der Branche?

Wir verstehen die neuesten Technologien besser und können viel schneller entwickeln, nicht zuletzt auch durch viel kürzere Entscheidungswege. Darüber hinaus sind wir mit dem Smartphone und dem Internet aufgewachsen und können dadurch digitale Produkte entwickeln, die der heutige Digital Native sucht: Sie müssen mobil, schnell und vor allem unkompliziert sein.

Was könnt ihr von Dinos wie der Deutschen Bank lernen?

Insgesamt schaffen es die Dinos immer noch, viele Talente anzulocken, hier kann die Startup-Branche sicher noch einiges lernen. Wobei wir auch hier einen Wandel sehen.

Foto: Number26