Maximilian Tayenthal blickt erwartungsvoll zu seinem Publikum. „Wie viele von euch haben sich im vergangenen Jahr ein Konto bei der Deutschen Bank eingerichtet?“, fragt der Number26-Mitgründer. Keiner meldet sich. „Und bei Number26?“ Etwa 20 Finger schnellen hoch. „By the way, thanks for the trust guys“, sagt er und lacht laut auf. So laut als könnte er selbst nicht glauben, dass seinem Startup so viele Leute im Hörsaal ihr Geld anvertrauen.

Der CFO von Number26 ist in diesem Jahr zur Idealab-Konferenz nach Vallendar gekommen, um an der Business-School WHU den 450 Studenten, Gründern und Investoren sein Startup vorzustellen. Die Slides erzählen von dem schnellen Aufstieg des gehypten Banking-App. So weit, so bekannt. Erst auf einer der letzten Folien findet sich etwas über die Zukunft, das aufhorchen lässt.

Geld abheben in 10.000 Shops

Es ist nur eine Folie, doch diese hat es in sich: Das junge Unternehmen plant, die Banken auch abseits der Online-Welt anzugreifen. Künftig können die Number26-Kunden Geld in Supermärkten und Shops einzahlen und abheben.

Auf dem Slide seiner Präsentation erkennt man, dass die Kunden zum Abheben und Einzahlen einen Barcode über die App erstellen können. Diesen müssen sie dann an der Kasse in einem Partnershop vorzeigen. Die Bankkunden von Number26 sollen auf diese Weise künftig in 10.000 Shops Geld bekommen, sagt Tayenthal. Wann es für soweit ist, verrät er nicht. Gerüchte über den Service hatte es bereits im Netz gegeben.

In der Präsentation überschreibt er das neue Feature mit den Worten: „Wie Banking funktionieren sollte“. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn das bisherige Verfahren kostet das Startup: Kunden können zwar mit der Mastercard – die Number26 in Kooperation mit Wirecard anbietet – an allen Geldautomaten gebührenfrei abheben. Doch Number26 muss eine Gebühr dafür zahlen – und das macht dem Berliner Unternehmen zu schaffen.

Die Kunden erziehen

Erst kürzlich hatte das junge Unternehmen an einzelne Kunden eine Mail geschickt. Der Tenor der Nachricht: „Bitte verwendet die Karte nicht zu oft, denn das ist teuer“, erzählt ein Number26-Kunde aus dem Publikum in Vallendar. Tayenthal verteidigt die Mail. Als Number26 hätten sie sagen können: „Das Abheben ist nur fünf- bis achtmal gebührenfrei“. Doch das sei eher der Stil einer traditionellen Bank, so Tayenthal.

So versuche das Startup seine Kunden zu erziehen. Statt zweimal 50 Euro abzuheben, sollten sie doch lieber einmal 100 Euro holen. Denn die Gebühr falle pro Abhebung an, erklärt Tayenthal den Hintergrund der Mail. Die Reaktionen auf die Mail seien durchweg positiv gewesen.

Das stimmt allerdings nicht ganz. In dem Forum der Gutschein-Seite Mydealz entbrannte vor wenigen Tagen eine Diskussion über die Mail, einige Kommentatoren nannten die Aktion „frech“. So schreibt eine Number26-Kundin: „So ’ne dreiste Mail habe ich von meinen ganzen anderen Banken bisher noch nicht bekommen.“ Ein Vergleich mit den traditionellen Banken, der dem Startup nicht gefallen wird.

Bild: Gründerszene
hinweis: Number26 hat 2013 am Accelerator-Programm von Axel-Springer Plug and Play teilgenommen, einem Joint Venture von Axel Springer und dem Plug and Play Tech Center. Der Verlag ist darüber in das Startup investiert. Er ist auch Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum