Zumindest über Medienaufmerksamkeit kann sich das gehypte Number26 gerade nicht beschweren. Nachdem das Berliner Fintech-Startup gestern seine 40-Millionen-Finanzierung verkündet hatte, folgten unzählige Berichte. In diesem Buzz gingen zwei Nachrichten aus Großbritannien fast unter. Beide Nachrichten haben eine Relevanz für Number26 aus Berlin, das mit einer Banking-App den traditionellen Geldhäusern das Geschäft abnehmen will.

Mondo sucht sich 15 Millionen Pfund

Das Startup Mondo aus London machte erst kürzlich Schlagzeilen, als es innerhalb von 96 Sekunden ein Crowdfunding von einer Millionen Pfund einnahm. Nun gab das Unternehmen bekannt, auf der Suche nach 15 Millionen Pfund zu sein, das entspricht umgerechnet etwa der Hälfte von der Number26-Finanzierungsrunde. Unumwunden gibt Mondo zu: Das Startup beantrage eine Banklizenz, eine eingeschränkte Lizenz wolle Mondo bereits in den kommenden zwei bis drei Monaten erhalten.

Etwa 15 bis 20 Millionen Pfund bräuchte das Startup, um die volle Banklizenz zu bekommen, sagte CEO Tom Blomfield dem Business Insider. Ein weiteres Fundraising, das Geld für weiteres Wachstum bringen soll, plant Mondo für Ende des Jahres.

Obwohl es sich nur um eine Ankündigung handelt, zeigt die Nachricht: Fintech mit einem Geschäftsmodell wie Number26 und Mondo brauchen langfristig – egal, ob sie in London oder Berlin sitzen – eine eigene Banklizenz. Die Nachricht verdeutlicht ebenfalls, welche hohen finanziellen Belastungen auf die jungen Unternehmen zukommen.

Auch Number26 beantragt nach Gründerszene-Informationen derzeit eine Banklizenz. Ein nicht unerheblicher Teil der Finanzierungssumme wird in die Rücklagen fließen. In Deutschland gibt es zwar andere Auflagen für die Banklizenz, trotzdem muss Number26 mindestens eine höhere einstellige Millionensumme zurücklegen.

Rocket Internet investiert in Bank für die „Generation Snapchat“

In der Anfangsphase befindet sich das Startup Loot, ebenfalls aus London. Es bietet eine Prepaid-Kreditkarte mit zugehöriger App zum Konto-Management. Nur mit diesen Produkt hat Number26 auch einmal angefangen. Anfang der Woche hat Loot seine Serie A bekanntgegeben. Mit dabei: Rocket Internet über seinen Fonds Global Founders Capital. Zusammen mit dem österreichischen Wagniskapitalgeber Speedinvest geben sie umgerechnet etwa 2,2 Millionen US-Dollar, wie Business Insider berichtet.

Loot-Gründer Ollie Purdue

Der 22-jährige Ollie Purdue (Foto) präsentiert sein Startup als Banking für die „Generation Snapchat“. So soll es für Nutzer möglich sein, ihre finanzielle Situation mit den Freunden zu vergleichen, sagte er in einem Video. Insgesamt analysiert das Startup die Ausgaben und macht Voraussagen über die zukünftige finanzielle Lage der jungen Nutzer. Momentan hat das Unternehmen allerdings erst 5.000 Kunden, schon am Ende des Jahres sollen es 50.000 sein, sagt Purdue.

Auch wenn es sich um eine kleine Finanzierung handelt, zeigt sich dadurch, dass Investoren weiterhin an die Bankenangreifer mit ihren Banking-Apps glauben.

Der Kampf, um junge digitale Kunden geht los

Zurzeit sind abgesehen von Mondo und Loot auch die Atom Bank, Tandem oder die Starling Bank mit ähnlichen digitalen Angeboten in Großbritannien unterwegs. Wer mit der richtigen viralen Zutat wirklich Millionen-Kunden erreicht, lässt sich bislang noch nicht sagen. Auch nicht, wer am Ende das richtige Geschäftsmodell konzipiert.

Das Berliner Startup Number26 ist bisher nicht in Großbritannien aktiv, will sich aber langfristig zu einer paneuropäischen Bank entwickeln und wird in Konkurrenz zu den britischen Startups treten. Und die britischen Player werden sich in den kommenden Jahren verstärkt um den europäischen Markt kümmern, wenn sie es zu wirklicher Größe bringen wollen.

Den Startups aus Großbritannien könnte allerdings der Austritt aus der Europäischen Union einen Strich durch die Rechnung machen. Zumindest würde es dann auch neue Regeln für die Fintechs geben. So problematisch sieht es auch Mondo: Mit einer Banklizenz seien sie in der Lage relativ unkompliziert Zugriff auf 500 Millionen Kunden zu bekommen, sagte CEO Tom Blomfield einer Zeitung. Nach einem Brexit könnte sich das ändern. Ein Vorteil für Number26?

Bild: Mondo/Screenshot