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Marco-Boerries-NumberFour-Enfore Marco Börries im Jahr 2013

So, nun ist es also soweit. NumberFour, das vierte Startup von Star-Division-Gründer Marco Börries, zeigt sich unter dem Namen Enfore der Öffentlichkeit – nach siebeneinhalb Jahren Arbeit hinter verschlossenen Türen und mehr als 40 Millionen Dollar Kapital des Who-is-who der Investorenszene. Die Mission des in Berlin, Hamburg und dem Silicon Valley ansässigen Unternehmens: Lokale Geschäfte ins Internet bringen.

Dazu bietet Enfore Software und – anders als viele Mitbewerber – auch eigene Hardware für das Warenmanagement und den Point-of-Sale, also die Verkaufsstelle. Das mag erst einmal nicht besonders sexy klingen. Eine Zielgruppe von 50 Millionen kleinen Geschäften habe allerdings durchaus ihren Charme, so Gründer Marco Börries gegenüber Gründerszene. Etwa weil Angebote wie die von SAP oder Salesforce oft zu komplex und zu teuer sind für kleine Einzelhändler. „Aber auch weil kleine Einzellösungen wie Payment-Angebote oder iPad-Kassensysteme unter dem Strich schnell zu teuer werden.“

Unter anderem hatte sich namhaft der frühere StudiVZ-Chef Michael Brehm mit seinem Startup Inventorum daran gemacht, lokale Geschäfte zu digitalisieren. Anbieter wie das ursprünglich als eCabo gestartete Quandoo, das vor genau zwei Jahren für kolportierte 200 Millionen Dollar nach Japan verkauft wurde, fokussierten sich auf Gastronomen oder andere Branchen. Einzelhändler blieben wohl auch aufgrund der höheren Komplexität des Geschäfts außen vor. Bei den Anbietern von Payment-Systemen wie Sumup, iZettle oder Orderbird war zuletzt bereits eine einsetzende Konsolidierung zu beobachten.

Besonders die Komplexität des Geschäfts sei auch der Grund gewesen, warum sich Börries mit dem Start von Enfore ungewöhnlich viel Zeit gelassen hat. „Immerhin ging es darum, ein Cloud-Betriebssystem für kleine Unternehmen zu schaffen.“ Experimente könnte man sich da nicht leisten. Was Encore bietet, entspreche „dem Angebot vieler Startups zusammen“, erklärt er. „Hätten wir ein paar Monate sparen können? Sicherlich“, gibt er zu. Aber es sei ihm wichtig gewesen, eine umfassende Lösung anzubieten, die auch technisch auf dem neuesten Stand sei.

Bereits im Frühjahr 2013 hatte der Seriengründer gegenüber Gründerszene einen Einblick in das gegeben, was sein viertes Unternehmen vorhat. Was sich seitdem geändert hat? „Wir haben 2013 beschlossen, neben unserer Software auch Hardware anzubieten“, erklärt Börries. Wie es etwa Apple vorgezeigt hat, hält er die Zusammenarbeit von Soft- und Hardware für maßgeblich für den Erfolg. Natürlich habe ein iPad als Gerät durchaus seinen Charme. Allerdings hauptsächlich für private Nutzer. „Businesses haben andere Anforderungen, etwa hinsichtlich der Sicherheit.“ Aber auch ganz praktische Aspekte hätten zur Entscheidung für eigene Geräte geführt. „Ein iPad hat einen tollen Bildschirm. Aber er reflektiert viel zu viel für den Einsatz an der Verkaufsstelle.“

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Die Erwartungen an die Lösung sind sehr hoch, das suggeriert zumindest das vergleichsweise hohe Anfangsinvestment von namhaften Geldgebern: Angeführt von Index Ventures, dessen Einstieg bei NumberFour bereits 2011 bekannt geworden war, hatten 2013 unter anderem der US-Investor Allen & Company, der Telekom-Beteiligungsarm T-Venture, Sun-Microsystems-Mitgründer Andreas von Bechtolsheim, Yahoo-Gründer Jerry Yang, sowie die Business Angels Klaus Hommels (ebenso dessen Fonds Lakestar) und Lars Hinrichs in Börries’ Vorhaben investiert.

Diese Finanzierungsrunde habe Enfore im Nachhinein sogar noch erweitert, verrät Börries. Details will er allerdings nicht nennen. „Ende dieses Jahres werden wir eine weitere große Finanzierungsrunde machen“, kündigt der Seriengründer an, der bereits mit 16 Jahren sein erstes erfolgreiches Tech-Unternehmen gestartet und es 1999 an Sun Microsystems verkauft hatte.

Rund 65 Mitarbeiter hat Enfore derzeit. In den nächsten Wochen soll vor allem im Bereich Vertrieb und Kundenservice deutlich aufgestockt werden. Angesiedelt ist Enfore in Berlin und Hamburg. Einen Standort in den USA hatte das Unternehmen vorübergehend wieder geschlossen. Mit dem Produktstart zur Jahresmitte soll auch dieser wiederbelebt werden. In einem nächsten Schritt will Börries weitere Kundengruppen ansprechen, etwa aus dem Dienstleistungssektor. Auf insgesamt 200 Millionen Unternehmen weltweit hat er es abgesehen. „Das wird dann aber keine acht Jahre dauern“, ist er sich sicher.

Bild: Bestimmte Rechte vorbehalten von TechCrunch