Niklas-Oestberg
Delivery-Hero-Boss Niklas Östberg

Bereits seit einigen Jahren wird über den Börsengang von Delivery Hero spekuliert. Erst kürzlich sagte der Chef des Lieferdienstvermittlers Niklas Östberg, er fasse 2017 für einen Gang aufs Parkett ins Auge. Und das wohl zu einer Bewertung von vier bis 6,5 Milliarden Euro, wie Gründerszene unter Berufung auf interne Dokumente berichtete.

In einem Interview mit Handelsblatt Online sendet der CEO nun andere Signale aus. Es habe Vorteile, ein privates Unternehmen zu sein, betonte er in dem Gespräch. „Wir haben einen guten Zugang zu Kapitalquellen. Und wir können investieren, ohne kurzfristig Gewinne machen zu müssen“, listet der Delivery-Hero-Chef die Vorteile eines nicht börsennotierten Unternehmens auf. Diese Strategie sei einem Aktionär nur schwer zu erklären, „ohne tief in die Details“ einsteigen zu müssen. Zum Glück seien viele der Investoren von Delivery Hero „langfristig orientiert“.

Enger Austausch mit Oliver Samwer

Zumindest einer dieser Geldgeber hofft jedoch sicher auf einen baldigen Börsengang. Oliver Samwer, dessen Startup-Fabrik Rocket Internet 37 Prozent an Delivery Hero hält, braucht gute Nachrichten. Doch bereits in vorherigen Medienberichten betonte der Chef des Lieferdienstvermittlers, er werde sich nicht zu einem IPO drängen lassen. Auch wenn „Oliver Samwer nichts dagegen hätte, wenn wir an die Börse gingen“, wie Östberg jetzt dem Handelsblatt sagte.

Einmal im Monat würde sich Östberg mit dem Rocket-Chef treffen und sich über Zahlen und Strategie austauschen: „Er hat viel Erfahrung und davon profitieren wir“, so Östberg. Das klingt wesentlicher zahmer als vor einem Jahr, da sagte der Skandinavier gegenüber der Wirtschaftswoche noch zum Thema Börsengang: „Da kann Oliver Samwer Druck machen, wie er möchte.“

Vier Kapitalerhöhung und ein Kredit in einem Jahr

Bislang pumpen die Investoren regelmäßig Millionen-Beträge in das Berliner Startup, allein in diesem Jahr gab es vier Kapitalerhöhungen. Die Bewertung lag dabei bei rund drei Milliarden Euro. Zusätzlich nahm Delivery Hero jedoch laut Manager Magazin noch einen Millionenkredit zu schlechten Konditionen auf. Delivery Hero widerspricht dem. Zudem habe dieses Finanzierungsmodell am meisten Sinn ergeben, so das Unternehmen.

Im Handelsblatt-Interview äußert sich Östberg nicht zu der aktuellen Bewertung. Auf den Kredit angesprochen, betont er, durch „effiziente“ Prozesse sei es gelungen, das Geschäft „profitabler zu machen“ – und dadurch hätten sich die „Kreditkonditionen sogar deutlich verbessert“.

Ein Kunde kostet zehn Euro

Das Geld braucht Delivery Hero auch, um sich im Konkurrenzkampf mit Takeaway zu wappnen – Millionensummen fließen jeden Monat ins Marketing. Sowohl Lieferheld und Pizza.de als auch Konkurrent Lieferando gaben 2015 jeweils fast 60 Millionen Euro dafür aus, berichtete Gründerszene vor Kurzem. Doch Östberg betont im Handelsblatt-Interview an mehreren Stellen, dass Delivery Hero nicht nur Geld in Marketing pumpe, sondern auch viel Wert auf Technik lege. Denn diese ermögliche zufriedene Kunden.

Die seien wichtig für das Unternehmen: „Einen Kunden einzukaufen, kostet uns im Schnitt zehn Euro“, erklärt Östberg. „Sie müssen fünfmal bei uns bestellen, damit sich das lohnt. Wenn Sie beim ersten Mal nicht zufrieden sind, kommen Sie nicht wieder – und wir haben draufgezahlt.“

Zu einer möglichen Konkurrenz durch UberEats, das demnächst in Deutschland starten soll, sagt Östberg: „Ich denke, der Markt hat Platz für ein oder zwei Anbieter, mehr nicht, nicht in dieser Größenordnung.“ Sein Unternehmen setze dabei auf „Profitabilität durch Volumen“.

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