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oliver samwer noah 2015 rocket internet berlin Rocket-Chef Oliver Samwer auf der Noah-Konferenz in Berlin

Seit Monaten fällt der Börsenwert von Rocket Internet – los ging es im Februar, als das Unternehmen durch neue Aktienemissionen 588 Millionen Euro einnahm. Der Sturz beschleunigte sich Mitte Juli: CFO Peter Kimpel platzierte eine Wandelanleihe und holte damit weitere 550 Millionen Euro Kapital in die Firma.

Über eine Milliarde Euro für die Rocket Startups und dennoch notierte das Papier am Freitag nur noch bei 27 Euro. Im Vergleich zum Jahreshoch von 56 Euro im Februar ist das ein Verlust von über 50 Prozent. Nach dem schlechten Börsenstart am heutigen Montag aufgrund der Turbulenzen an asiatischen Märkten beträgt der Wert des Papiers sogar nur noch 23,70 Euro (Stand: 13:20 Uhr).

Rockets Aktienkurs seit dem IPO, Quelle: Finanzen.net

Der Kursverfall zeigt, dass die Investoren Vertrauen in Rocket Internet verlieren und möglicherweise auch ihre Geduld. Noch immer ist keiner von Oliver Samwers „Proven Winners“ – also der Unternehmen mit über 50 Millionen Euro Jahresumsatz wie Westwing, Home24 oder auch Foodpanda – profitabel. Dem aktuellen Manager Magazin erklärte Samwer nun in einem Interview: „Je größer unsere einzelnen Unternehmen werden, desto positiver wird sich das auch auf den Kurs auswirken.“

Er räumt jedoch ein, mit dem Aktienkurs nicht zufrieden zu sein: „Er reflektiert nicht unsere Leistungen, unsere Erfolge und den Wert unserer Companys. Aber wir konzentrieren uns auf unser Geschäft und nicht auf die kurzfristige Optimierung des Aktienkurses.“ Samwer ist überzeugt, dass der Markt die Leistungen von Rocket schon noch honorieren werde, da man sich auf langfristige Entwicklungen konzentriere.

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So rechtfertigt der Rocket-Chef die Kapitalspritzen und seine Investments. Man habe rund eine Milliarde Euro in die Essenlieferdienste Delivery Hero, Foodpanda und Hello Fresh gesteckt – und vergleichbare Unternehmen in den USA und England erwirtschafteten bereits 30 bis 40 Prozent EBIT-Marge. Samwer bemüht sich zu zeigen, dass das Geschäftssegment „insgesamt so schlecht nicht sein kann“. Das Argument: Seit der Investition in Delivery Hero und in Hello Fresh hätten sich beide Firmen positiv entwickelt. Delivery Hero sei danach noch höher bewertet worden; Hello Fresh habe seine Lieferungen um 25 bis 30 Prozent gesteigert. Samwer betont optimistisch: „Es ist also viel Luft nach oben und vielleicht noch nicht alles im Kurs eingepreist. Keiner kann behaupten, wir hätten das Geld der Investoren schlecht investiert.“

Die Geldgeber will Samwer sichtlich beschwichtigen. „Wir haben eine sehr solide Basis an Investoren, die uns geholfen haben, Rocket zu dem aufzubauen, was es heute ist.“ Den IPO bereut er nicht – Rocket hätte zwar auch ohne Börsengang seine Ziele erreicht, doch das hätte viel länger gedauert. Frust klingt trotzdem durch: „Es dauert eventuell länger, bis die Investoren unser Geschäftsmodell verstanden haben.“

Das werden die Investoren kaum gerne hören. Samwer will sich öffentlich dennoch nicht aus der Ruhe bringen lassen. „Man muss das gesamte Bild betrachten“, sagt er in dem Interview und verweist auf das Kurshoch zu Anfang des Jahres. Sein Ziel bleibe, „die größte Internetplattform außerhalb Chinas und den USA zu werden“.

Das übrigens nun doch ohne Kooperation mit der Unternehmensberatung Roland Berger. Auf die peinliche Episode wird Samwer von dem Manager Magazin angesprochen und er stellt klar: „…wir planen im Moment kein konkretes Projekt mit Roland Berger.“

Das dürfte die Hoffnungen von Charles Bouée, Chef der Beratung, endgültig zerstören: Ende 2014 kündigte er an, einen sogenannten Super-Inkubator gemeinsam mit Rocket Internet aufziehen zu wollen. Ein Rocket-Sprecher dementierte im Mai gegenüber Gründerszene, dass es derartige Pläne gebe. Bouée sagte dann einen Monat später, nun solle ein „Corportate Digital Excubator“ entstehen – doch auch das ist nun wohl hinfällig.

Bild: Gründerszene/Christina Kyriasoglou