Oliver Samwer DLD 2015

Ob er mit seinen Erfolgen zufrieden sei:

Stolz sein sei nicht sein Ding, sagt Oliver Samwer. Stattdessen gehe es immer weiter. Er habe nicht 1000 Herausfordungen jeden Tag, wie man es in den USA gerne formuliert. Stattdessen sehe er jeden Morgen 1000 Probleme, die es zu lösen gelte. Das Credo des Rocket-Internet-Chefs: „Es spielt keine Rolle, wie gut man gestern war.“

Wie Rocket an die Ideen komme:

Es gebe bei Rocket keine „Central Intelligence Unit“, die maschinell nach neuen Konzepten suche. Er höre jedem zu, der eine gute Idee zu präsentieren habe. Ob die dann am Ende auch wirklich umgesetzt werde, stehe natürlich auf einem anderen Blatt. Samwers erster Versuch, Rockets Fließband-Image abzustreifen.

Was Rocket ausmache:

Jeder spreche im Zusammenhang mit Rocket immer nur von Execution. Aber: „Wir sind eine Technology-Company.“ Ohne das Internet seien die Modelle nicht möglich. Und man sollte die Feinheiten der notwendigen Technologie nicht unterschätzen – auch nicht, wie ausgereift die technische Plattform Rockets bereits sei. Offenbar hat es Samwer sich heute zur Mission gemacht, dem Rocket-Image eine weniger maschinelle Note zu verpassen.

Wie sich Europa im Vergleich zu den USA verhalte:

„Nun wissen wir, wie man einen Börsengang macht.“ Es sei noch nicht lange her, dass man beim Stichwort Tech-IPO ausschließlich an die USA gedacht habe. Die Lorbeeren dafür streicht er ganz geschmeidig für sich ein.

Was er beim IPO gelernt habe:

Seinen Portfolio-Unternehmen rate er nun: „Verliert nicht die Geschwindigkeit, aber zwischen elf und ein Uhr mittags macht mal etwas Buchhaltung.“ Was er damit sagen will: Rocket ist etwas erwachsener geworden. Nicht mehr blinde Expansion, sondern zügiges, aber vernünftiges Wirtschaften ist der Fokus.

Ob die Bezeichnung Inkubator überhaupt noch zu Rocket passe:

Er möge das Wort Inkubator nicht, sagt Samwer. Rocket sei eine Plattform, die eine Menge Wissen in sich vereine. „Wir haben mittlerweile fast alles schon mal gemacht.“ Und wenn man sich bei einem Projekt einmal nur mit 95 Prozent der Komponenten auskenne, mache Rocket es trotzdem.

Warum Rocket besonders in fremden Kulturen aktiv sei:

„Diese Ganze Sache mit Kulturen ist überbewertet“, sagt Samwer. „E-Commerce funktioniert überall gleich.“ Natürlich verkaufe man in den einzelnen Regionen unterschiedliche Sachen, der Prozess sei aber identisch. Hat Samwer seine Mission kurz vergessen?

Ob Rocket dann bald auch Unternehmen in den USA attackiere:

„We don’t attack. We might friendly enter America.“ Die Antwort des einst aggressivsten Mannes im Internet erntet Lacher im Publikum, auch Samwer kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Das macht ihn menschlich, der Rocket-Chef hat sich offenbar wieder an seine Aufgabe auf der Bühne erinnert.

Das Kununu-Rating von Rocket ist nicht so gut wie das von Google. Ob das beim Anwerben von Talenten hinderlich sei:

Volle Salve gegen den Suchmaschinen-Giganten: „Ich habe gehört, die haben eine Sushi-Bar oder so. Wir sind für die, die wirklich Unternehmen bauen wollen.“

Ob es auch einen inneren Kreis gebe, mit denen er ein besonderes Verhältnis habe. Und wie eng dieses sei:

Samwer nennt unter anderem Geschäftsführer Alexander Kudlich und die Regionen-Chefs. Und er greift noch einmal den Vergleich mit dem US-Internetriesen auf: Man streite sich wahrscheinlich auch etwas lauter als bei Google.

Ob man Internet-Unternehmen und Familie unter einen Hut bringen könne:

Samwer auf dem Höhepunkt seiner Image-Mission: „Ich spiele am Wochenende auch im Sandkasten. Und das mache ich sehr gut.“

Bild: Alex Hofmann / Gründerszene