„Wenn man sich verliebt, macht man Fehler“

Die Samwer-Brüder sind ein öffentlichkeitsscheues Trio. Auftritte vor Publikum sind rar, Interviews mit Journalisten noch seltener. Der möglicherweise im Herbst anstehende Börsengang des Samwer-Inkubators Rocket Internet zwingt nun zumindest den frisch ernannten Rocket-CEO Oliver Samwer dazu, sich häufiger mit der Presse auseinanderzusetzen. So sprach der Rocket-Vordenker kürzlich mit dem schwedischen Wirtschaftsblatt Dagens Industri, wo er die Reaktionsschnelligkeit der Firmenfabrik pries.

Diese Woche konnte die britische Financial Times mit exklusiven Samwer-Zitaten aufwarten: Im Gespräch mit Journalistin Sally Davies legt der 40-Jährige nicht nur die Strategie von Rocket Internet dar oder verteidigt den Inkubator gegen den altbekannten Klon-Vorwurf – Samwer gibt auch seltene Einblicke in seine allerersten Gründungserfahrungen und in das Binnenverhältnis der drei Brüder. Und er erklärt sich ein weiteres Mal zur berüchtigten Blitzkrieg-Mail von 2011.

Wer in der Mail zwischen den Zeilen lese, so Samwer, der erkenne „eine Menge Leidenschaft für die Branche“. „Wenn man sich verliebt, macht man Fehler… ich bin ein Typ, der sich auf den ersten Blick verliebt. Das passierte mit dem Internet, es passiert mit unseren Geschäftsmodellen, es passiert mit anderen Ländern.“

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Über seine Brüder Alexander und Marc Samwer sagt der Rocket-Boss: „Das Schöne ist, dass es ein unbegrenztes Maß an Vertrauen gibt“. Und: „Viele Leute sagen, man sollte sich gegenseitig ergänzen, um ein großartiges Team zu bilden. Aber wir sind eigentlich alle gleich.“

Seine „Liebesaffäre mit dem Handel“, so schreibt es die Financial Times, habe bereits in seiner Zeit als Austauschstudent in Chile begonnen. Gemeinsam mit einem Kommilitonen und seiner Freundin startete Samwer ein Importgeschäft für Alpaka-Slipper aus Bolivien. Ein Professor investierte 2.000 Dollar in die Ego International Trading Company. Der Name leitete sich aus den Vornamen der drei Gründer her: Esteban, Gabriela und Oliver. Den Zusatz vom internationalen Handelsunternehmen habe man nur angehängt, „damit es sich groß anhörte und die Aufmerksamkeit der lokalen Geschäfte anziehen würde“, so Samwer.

Für das Design war Samwers Freundin Gabriela, für den Verkauf Kommilitone Esteban zuständig. Die Produktion in den Slums von La Paz überwachte Ego-Mitgründer Oliver persönlich. „Das war sehr hart, aber man lernt von jedem Geschäft, und alle Geschäfte sind ähnlich.“

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