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openers Die Openers-Gründer Kerstin Bock (links), Nikolas Woischnik und Carolin Lessoued

Openers: Agenturen sind angestaubt

Heute launcht nun offiziell, woran ein Macher des Tech Open Air (TOA) und zwei Ex-PR-Damen seit Monaten hinter den Kulissen arbeiten: Openers. Die Berliner hatten genug vom angestaubten Agentur-Geschäft und haben einen Dienstleistungs-Allrounder für Unternehmen ins Leben gerufen, der Probleme ganzheitlicher angehen soll.

Zu Beginn erleichtert Openers ausländischen Startups den Markteintritt in Deutschland – von der Beratung bei rechtlichen und sprachlichen Herausforderungen bis hin zu Kommunikation und Produkt. Was das Team nicht selbst an operativer Expertise mitbringt wird aus dem Netzwerk ausgelagert. Zudem will man in den nächsten Monaten aber auch deutschen Startups den Weg ins Ausland ebnen. Aufgrund der TOA-Nähe soll in Zukunft auch Konzernen ermöglicht werden, das Innovationspotenzial der Startup-Szene zu nutzen.

Was Openers vorhat und wie das funktionieren soll, verrät Gründerin Carolin Lessoued im Interview mit Gründerszene.

Ihr wollt Startups beim deutschen Markteintritt helfen, deutschen Startups bei der Internationalisierung beistehen und sogar Konzerne an Startups teilhaben lassen. Wie ist eure Priorisierung?

Zielgruppe Nummer eins sind die ausländischen Unternehmen. Aber natürlich haben wir durch unseren Standort in Berlin auch viel mit deutschen Unternehmen zu tun, sodass es auch naheliegt, denen bei der Internationalisierung zu helfen. Momentan bieten wir diese Möglichkeit in Zusammenarbeit mit unseren Netzwerkpartnern an. Unsere langfristige Vision ist es, auch diesen Bereich durch Dependancen oder Beteiligungen mehr und mehr selbst übernehmen zu können. Was die Corporates angeht, bietet uns die Zusammenarbeit mit dem Tech Open Air natürlich eine dankbare Plattform, um Kredibilität und Netzwerk zu beweisen und für die Konzerne zugänglich zu machen.

Kann man Openers unabhängig von dem TOA betrachten?

Wir möchten als Schwesterfirmen unter einem Dach agieren und treten auch so auf. Aber wir sind komplett unabhängige Unternehmen, auch wenn sich das Gründerteam mit Nikolas Woischnik überschneidet und wir auch immer wieder verschiedene Projekte gemeinsam umsetzen.

Wie kam es zur Openers-Gründung?

Das ergab sich auf zwei parallelen Wegen. Einmal ist das die Agenturvergangenheit von Kerstin Bock und mir. Nach etwa vier Jahren in der Agenturwelt haben wir uns zusammen, aber auch einzeln, überlegt: Was können wir anders, was können wir besser machen? Wir haben dann ein grobes Konzept erarbeitet und zusammen mit Niko und dem TOA ergab sich eine wunderbare Basis, um Openers zu launchen und auch, um mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten.

Ihr wollt keine Agentur sein. Weil ihr das in der Vergangenheit bereits gemacht habt – oder weil das zu kurz gedacht ist?

Weil es zu kurz gedacht ist, genau. Letztendlich sind wir natürlich ein Dienstleister, das Wort Agentur vermeiden wir aber gerne – es reicht nicht aus, um unser Leistungsportfolio und unsere Herangehensweise zu beschreiben. Zudem wirkt die Bezeichnung einfach angestaubt, zu negativ behaftet. Wir wollen mehr sein und bieten.

Könnte es dennoch sein, dass ihr auf eine Agentur als Partner zugreift?

Das kann absolut sein. In jedem Bereich, in dem wir keine Expertise über das Team mitbringen, schalten wir andere Agenturen oder Freelancer ein. Das machen wir jetzt aktuell auch schon bei SEO oder Entwicklung. Unter anderem im Text-Bereich sind wir allerdings selbst operativ tätig.

Kannst du an einem Beispiel einmal durchexerzieren, welche Bandbreite an Dienstleistungen ihr anbietet?

Das ganze Spektrum kann man bis jetzt noch nicht sehen, einfach, weil wir in den wenigen Monaten seit Bestehen natürlich noch nicht für jeden Service einen Case erarbeiten konnten. Aber es wird ziemlich divers. Als Beispiel wäre ein ein Unternehmen aus Tel Aviv zu nennen, bei dem nur das Konzept für eine App existierte. Für die haben wir hier kleine Pilotevents veranstaltet, um zu schauen, wie die Leute auf das Spielerlebnis reagieren und haben in diesem Rahmen wichtiges Feedback von einigen deutschen Nutzern und Multiplikatoren eingesammelt. Ein anderes Beispiel ist Toywheel, wo wir ganz klassische App-Promotion nach dem Relaunch gemacht haben. Auch begleiten wir das TOA von der kompletten Kommunikation bis zur Ausgestaltung der Satelliten-Veranstaltungen oder haben bei den Mitarbeiterinnen von Mykita einen Workshop für Community Building und Social Media durchgeführt.

Das heißt, jedes Projekt ist je nach Kunde komplett anders?

Genau das ist, was uns ausmachen soll. Dass wir nicht nur Standard-Lösungen anbieten, die wir jedem überstülpen. Jeder Service soll und wird genau auf die Bedürfnisse des Kunden angepasst werden.

Und welche Kunden- beziehungsweise Unternehmensgröße kommt dafür in Betracht?

Natürlich ist es so, dass wir durch unser Netzwerk viel mit Startups zusammenarbeiten und großen Spaß dabei empfinden. Wir erfreuen uns an Innovation, technischen Gadgets und spannenden Unternehmensmodellen, schließen aber auch den Einzelhandel nicht aus. Im Grunde möchten wir uns einfach die Freiheit lassen, an den Projekten zu arbeiten, die uns Spaß machen, ob klein, mittel oder sehr groß.

Wie genau verdient ihr dann Geld? Direkt, über Provision – oder ganz anders?

Wie jeder andere Dienstleister auch – über Stunden- oder Tagessätze. Wenn wir mit anderen Dienstleistern und Agenturen zusammenarbeiten verdienen wir über Provision. Zukünftig sind aber auch dynamischere Modelle wie Service for Equity denkbar. Wir möchten hier gerne flexibel und offen bleiben und nicht von vornherein Türen verschließen.

In Zusammenhang mit Openers ist häufig von „befähigen“ zu hören. Was hat es damit auf sich?

Das ist uns enorm wichtig und auch unser Alleinstellungsmerkmal. Wir wollen bei Kunden nicht als Dienstleister von außen einwirken und letztendlich nur Ergebnisse liefern. Sondern unser Anliegen ist es, ins Unternehmen reinzugehen und Know-how aufzubauen. So, dass die Leute hinterher nicht dastehen, wie vorher. Und das gerne sehr projektbasiert – für eine Event-Reihe, den Launch der neuen App, das Aufbauen eines Büros in Deutschland und so weiter. Auf die klassischen Retainer-Verträge, die über 12 bis 24 Monate laufen, verzichten wir in unserer Zusammenarbeit gerne. Lieber kurz, intensiv und lehrreich!

Carolin, danke für das Gespräch.

Bild: Openers