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Springer erhöht Beteiligung an Carlos Watsons Ozy

Die change generation, glaubt Carlos Watson, liebt Sachen, die neu und anders sind: Sie schätzt die Unterkunftsplattform Airbnb, die TV-Serie Breaking Bad und den Rapper Macklemore. Und sie liest, wenn es nach Watson geht, Ozy. Der ehemalige McKinsey-Berater und MSNBC-Moderator ist Gründer des Online-Mediums mit Sitz im Silicon Valley, zu dessen Investoren seit März auch der Berliner Verlag Axel Springer gehört.

Sein Magazin nimmt sich im Vergleich zu den zu Online-Schwergewichten ausgewachsenen Medien-Startups wie BuzzFeed (etwa 150 Millionen Besucher pro Monat) oder Vice (jüngste Bewertung: 2,5 Milliarden US-Dollar) zwar noch eher winzig aus, doch Watson hat große Pläne: Er will Ozy zum Leitmedium für die change generation machen, jener Gruppe von gut gebildeten 25- bis 49-Jährigen, deren Größe er auf 40 Millionen Menschen in den USA und 400 Millionen weltweit schätzt, und die seiner Ansicht nach höchst unzufrieden mit den ihnen zur Verfügung stehenden Nachrichtenmedien ist.

Ein Jahr nach dem Start kann Ozy Erfolge vermelden: Mit monatlich über fünf Millionen Besuchern liegt das Startup deutlich über Plan – und mit 30 Millionen US-Dollar darf sich Ozy nun über frisches Kapital freuen. 20 Millionen davon kommen von Axel Springer, das dafür seine Anteile auf 16 Prozent erhöht und größter Anteilseigner hinter Gründer Carlos Watson wird. Im März hatte Springer 300.000 Dollar für 0,6 Prozent der Anteile investiert.

Springer-CEO Mathias Döpfner nannte die Beteiligung am Montag ein „geradezu symbolisches Investment“, weil Ozy sich so gut in die Gesamtstrategie des Konzern füge und weil das Investment für Springers „klares Bekenntnis zum Journalismus“ stehe. Es verdeutliche außerdem die globalen Ambitionen des Medienkonzerns: „Wir waren bisher im Grunde ein europäischer Player, was nur in der analogen Welt eine vernünftige Strategie war.“

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Die digitale Wende des Springer-Verlags hat sich bislang vor allem in Investments in nicht-journalistische Geschäftsmodelle manifestiert. In den USA ist der Verlag etwa am Wohnungsmarktplatz Airbnb und der Fotocommunity Pixlee beteiligt. Mit Ozy sowie dem jüngst geschlossenen Joint Venture mit Politico, aus dem eine Website für EU-Politiknachrichten hervorgehen soll, kann Döpfner nun aber auch signifikante Investments in das journalistische Kerngeschäft vorweisen.

Der Springer-CEO machte aber auch klar, dass Beteiligungen an Startups wie Ozy „bestimmte Risiken“ mit sich brächten. Er wollte ausdrücklich nicht ausschließen, dass Springer das Investment in zwei Jahren schon wieder abschreiben müsse.

Damit das nicht passiert, setzt Ozy-Gründer Carlos Watson auf Wachstum: Mit dem frischen Kapital soll das Team verdreifacht werden. Er will das Produkt verbessern: Es soll mehr Video- und Audio-Inhalte sowie Infografiken geben. Und Watson hat klare Vorstellungen davon, wie Ozy innerhalb von fünf Jahren Cashflow-positiv werden soll: etwa über ein Abo-Modell, mit Events, Produktempfehlungen, dem Verkauf von TV-Rechten oder sogenannte „Custom Ads“.

Anzeigenkunden sollen bei Ozy keine hässlichen Banner-Ads buchen können, sondern nur qualitativ hochwertige Anzeigenformate einstellen dürfen – und werden dahingehend auch von dem Startup beraten. Native Advertising, auf das Konkurrenten wie BuzzFeed setzen, soll es bei Ozy allerdings nicht geben. Die Trennung von Verlag und Redaktion bleibe auch bei Ozy bestehen, betonte Döpfner.

Bild: Screenshot Ozy.com; Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum.