Die deutschen Großstädte sind medizinisch prima versorgt – doch in vielen ländlichen Regionen mangelt es an Ärzten: Selbst wer Hilfe bei einfachen Beschwerden wie einer Erkältung braucht, muss oft kilometerweit zur nächsten Praxis fahren. Solche langen Wege und unnötige Wartezeiten will das Startup Patientus verhindern: Es ermöglicht sichere und sogar anonyme Videochats zwischen Arzt und Patient.

Videoberatung und mehr

Patientus läuft derzeit nur im Browser: Auf der Webseite finden Interessierte registrierte Ärzte. Nach einer Anmeldung bei Patientus können sie einen Termin vereinbaren – und dann per Webcam mit dem Arzt sprechen. Über den Dienst lassen sich auch Röntgenbilder oder andere Dateien hochladen und mit dem Arzt ansehen.

„Der Datenaustausch findet dezentralisiert ohne zwischengeschalteten Server statt. Die Daten werden verschlüsselt direkt vom Patienten zum Arzt geschickt“, sagt der IT-Experte des Gründerteams Christo Stoyanov. Auf Wunsch bleiben Patienten anonym – und schalten ihre Webcam aus.

Wer zahlt was?

Für Patienten ist die Vermittlung kostenlos. Der Dienst kassiert nur Gebühren von den dort registrierten Ärzten. Dabei gilt: Wer nur mit seinen Bestandspatienten chatten will, etwa für eine Nachberatung, zahlt 59 Euro im Monat. Mediziner, die auch neue „Videochat-Patienten“ annehmen, tauchen in der Ärzte-Suchliste auf – und sind mit 99 Euro monatlich dabei. Den Preis für die Beratung selbst legen dagegen die Ärzte fest.

„Die ersten Info-Gespräche sind teils kostenlos, Nachfolge-Termine kosten meist zwischen 20 und 50 Euro für 30 Minuten – je nach Aufwand und Fachrichtung“, so Gründer Nicolas Schulwitz. Krankenkassen zahlen für den Chat bisher nicht, da es dafür noch keine Abrechnungsziffer in der Gebührenordnung für Ärzte gibt. „Wir sprechen aber mit mehreren Krankenkassen, um das anzupassen.“

Bald auch per App

Derzeit sind über 100 Ärzte, die eine abgeschlossene Facharztausbildung nachweisen müssen, bei Patientus registriert. Dieses Jahr kommen 100 weitere dazu; bis 2016 sollen 7.000 Ärzte eingetragen sein. Das wären laut Schätzungen der Gründer etwa 1,5 Prozent der geeigneten Ärzte in Deutschland. Ganz wichtig ist dem Team derzeit ihre App: Ab Ende Februar können iPad-Nutzer mit ihrem Arzt chatten, Android-und iPhone-App sollen bald folgen.

Dieser Artikel erschien zuerst in der Computer Bild.

Bild: Patientus