Konstantin Wolff, Geschäftsführer und CMO von Payleven

Payleven kooperiert mit Media Markt

Beim Rocket-Zahlungsdienstleister Payleven (www.payleven.de) geht es Schlag auf Schlag: Vergangene Woche konnte das Unternehmen eine Kooperation mit der italienischen Postbank BancoPosta bekanntgeben, jetzt gibt es auch eine Zusammenarbeit mit dem Elektronik-Riesen Media Markt, wo es die Payleven-Kartenleser in Zukunft im Online-Shop zu kaufen gibt. Reicht das, um im hart umkämpften Mobile-Payment-Markt die Nase vorn zu haben? Gerade hat Konkurrent SumUp seine Gebühren radikal gesenkt. Geschäftsführer und CMO Konstantin Wolff über den Wert von Kooperationen, den Ausstieg von CEO Alexander Zumdieck und die Frage, ob der Wettbewerb im Mobile Payment über das Produkt oder über den Preis gewonnen wird.

Ihr habt gerade eine Kooperation mit Media Markt bekannt gegeben. Was versprecht ihr euch davon?

Eine ganze Menge. Wir hatten ja schon früher im Jahr den Start mit Apple. Wir sehen das ganze als unglaublich hilfreichen Schritt in der Vermarktung unserer Lösung. Das Ziel ist, die Eintrittsbarrieren für Käufer zu senken. Bei jungen Unternehmen speziell in der Finanzbranche spielen die Themen Marke und Vertrauen immer eine große Rolle. Und es spricht natürlich für uns, wenn wir von einer großen Einzelhandelskette wie Media Markt vermarktet werdet. Über den Handel setzten sich Produkte schließlich am Markt durch.

Die Kooperation gilt ja zunächst nur für den Online-Shop von Media Markt, ist aber laut Mitteilung „skalierbar auf alle lokalen Märkte“. Das heißt, ob eure Geräte auch in den Media-Markt-Regalen landen, ist noch gar nicht entschieden?

Dazu kann ich noch keine offizielle Aussage machen. Aber natürlich wäre eine Skalierung auf die einzelnen Märkte und sogar das europäische Ausland von Vorteil.

Was ist für euch wichtiger: die Partnerschaft mit Media Markt oder die mit der italienischen BancoPosta?

Das ist so einfach nicht zu beantworten. Beide sind, bezogen auf den jeweiligen Markt, für uns enorm wichtig, um nach vorne zu kommen. Die Märkte und auch die Partner sind ja für sich komplett unterschiedlich. Der Vorteil einer Bank ist, dass es eine Bestandsbasis an Kunden gibt, mit der sie in regelmäßigem Kontakt steht. Der Vorteil bei Retailern ist, dass das Produkt wirklich in den Regalen hängt. Und technische Produkte werden nun mal eher beim Elektronik-Einzelhändler gekauft als bei einer Bank.

Werdet ihr auch eine Kooperation mit einer deutschen Bank vereinbaren?

Das will ich per se nicht ausschließen. Aber ich kann mich auch dazu jetzt noch nicht äußern.

Wie entwickeln sich eure Verkaufszahlen?

Wir haben ein Credo: Zu Zahlen halten wir uns bedeckt. Wir sind schließlich noch ein privat gehaltenes Unternehmen. Wir sind aber sehr zufrieden, besonders mit den Ergebnissen der Chip & PIN-Kartenleser.

Man hört, dass die Geräte gut weggehen, aber die Zahl der durchgeführten Transaktionen im Vergleich zurückfällt.

Da muss ich widersprechen. Also: Unser Umsatz hat sich seit Anfang des Jahres auf Monatsbasis mehr als verzehnfacht. Es gibt aber Spieler im Markt, die ihr Produkt, das rein auf Unterschriftsautorisierung basiert, kostenlos ausgeben. Wir setzen mit unserem Bluetooth-basierten Kartenleser dagegen auf PIN-autorisierte Zahlung. Der Chip&PIN-Kartenleser ist natürlich in der Herstellung teurer als das Aufsteckgerät für die unterschriftsbasierte Zahlung, bietet aber neben einem enormen Gewinn an Sicherheit für Händler und Einkäufer auch viel mehr Akzeptanz beim Endkunden. Wir haben hier eine bewusste Entscheidung getroffen, ihn aus diesen Gründen kostenpflichtig anzubieten. Bei uns meldet sich keiner an, nur um das Produkt kostenlos nach Hause zu bekommen.

Trotzdem habt ihr auch das unterschriftsbasierte System im Angebot.

In Deutschland bieten wir zwei Lösungen an, in allen anderen europäischen Ländern nur noch die PIN-autorisierte Zahlung. In Deutschland gibt es den Sonderfall, dass EC-Zahlung ohne PIN-Eingabe über das Lastschriftverfahren möglich ist, was in den meisten EU-Märkten generell nicht gilt. Die Bezahlung per Unterschrift hat wie gesagt eine geringere Sicherheitsstufe als die Bezahlung mit Chip&PIN. Wir haben uns entschieden, den Swipe&Sign-Kartenleser als Einstiegsmodell weiterhin anzubieten. Aber das ist eher zweitrangig.

Wer ist aktuell Euer härtester Wettbewerber?

Wir beschäftigen uns weniger mit dem Thema Wettbewerb, sondern damit, ein gutes Produkt zu bauen.

Ihr guckt doch sicher auch nach rechts und links.

Wir hören auf unsere Händler, was die so sagen. Das ist wichtig.

Euer Wettbewerber SumUp hat gerade seine Gebühren von 2,75 auf 0,95 Prozent gesenkt. Werdet ihr da nachziehen?

Das ist eine unternehmensstrategische Frage. Wir glauben, dass das Chip&PIN-System einen klaren Mehrwert hat. Wenn andere sagen, wir differenzieren über den Preis, dann kann das sein. Wir schaffen Differenzierung durch Produktinnovation. In den vergangenen Monaten haben wir viel an unserem Produkt gearbeitet. Da wird auch bald eine Neuvorstellung kommen, die über das klassische Payment hinausgeht. Wir werden den Händlern an mehreren Stellen ihres täglichen Geschäftslebens helfen.

Über Sieg oder Niederlage im Mobile-Payment-Markt wird also nur über das Produkt entschieden, nicht über den Preis oder die Kooperationen?

Nein, ganz so schwarz und weiß ist die Welt natürlich auch nicht. Aber es gibt einen Trade-Off zwischen Produktqualität und Preis. Man muss preiswert, aber nicht per se billigster Anbieter am Markt sein.

Ihr seid bislang vor allem in Europa aktiv. Plant ihr weitere Expansionen?

Wir sind ja jetzt schon in Brasilien. Wir waren die ersten, die auf zwei Kontinenten gleichzeitig aktiv waren. Es gibt auch weitere Expansionspläne. Aber die veröffentlichen wir auch erst, wenn die Pläne konkreter sind.

Geht es nach Asien? Der Markt soll für Mobile Payment besonders attraktiv sein.

Wenn du dir die Weltkarte im Bezug auf die Anzahl ausgegebener Karten oder deren Durchdringung anschaust, dann gibt dir das ein gutes Gefühl für potenzielle Märkte. In fast jeder Region gibt es Länder, die sich insofern eignen.

Payleven hat jetzt knapp 100 Mitarbeiter. Den Stellenanzeigen nach zu urteilen stockt ihr bald um ein Drittel auf.

Je mehr Händler man betreuen muss, desto mehr Themen müssen beackert werden, desto mehr Ressourcen braucht man. Nichstdestotrotz ist das Schöne am Payment-Bereich: Die Infrastruktur, die man einmal aufsetzen muss, ist unabhängig von der Anzahl der Transaktionen.

Stimmt es, dass Alexander Zumdieck euch als CEO verlassen hat?

Das stimmt.

Was waren die Gründe?

Er hat sich aus rein persönlichen Gründen für den Ausstieg entschieden. Ich bin heute noch mit Alex in Kontakt.

Und du bist sein Ersatz?

Ich bin seit dem ersten Tag, seit März 2012, bei payleven dabei und war schon lange vor seinem Ausstieg in der Geschäftsführung. Ich bin für Marketing, Sales und PR zuständig, Rafael Otero für die Technik, Alston Zecha macht die ganzen Operations wie Onboarding oder Regulatorik. Wir haben uns bewusst entschieden, dass es keinen CEO gibt.

Bild: Payleven