Brian McCarty fotografiert den Krieg. Der Fotograf und Künstler hat zum Beispiel für sein Projekt War-Toys Spielzeug in Kriegsgebieten abgelichtet. Damit will er zeigen, was es bedeutet, als Kind im Krieg aufzuwachsen. Was McCarty letztes Jahr über Pixsy herausfand, machte ihn sprachlos: Die islamische Terrormiliz ISIS hatte eines seiner Fotos retuschiert und unerlaubt auf Twitter verbreitet.

Das Startup Pixsy sitzt in Berlin und hilft Fotografen weltweit dabei, ihre Bildrechte zu verteidigen und Lizenzgebühren für ihre Werke einzufordern. Fotografen können sich auf der Webseite registrieren und darüber das Netz nach ihren Fotos durchsuchen. Entdeckt ein Fotograf, dass eines seiner Bilder unberechtigt verwendet wird – zum Beispiel auf der Webseite eines Unternehmens – kann er sich mit dem Fall an Pixsy wenden.

Fotograf Harold Davis beschreibt eine Zwickmühle, die zum Alltag vieler Fotografen gehören dürfte: „Leute benutzten meine Fotos, ohne, dass sie die Erlaubnis hatten oder dafür bezahlten. Gleichzeitig musste ich meine Bilder auf meinem Blog oder Flicker veröffentlichen, um bekannt zu werden – andernfalls würde ich Aufträge verlieren.“

Auch Davis hat sich an Pixsy gewandt, um Hilfe zu bekommen. Meldet ein Fotograf einen Fall, recherchiert das Team des Startups dann, ob es sich wirklich um unerlaubte Nutzung handelt. Es kommt vor, dass der Fotograf die Rechte an einem Bild an eine Agentur verkauft hat und diese das Bild legal weitergibt. Oder, dass der Bilder-Dieb ein gemeinnütziger Verein ist – die möchte das Startup aus ethischen Gründen nicht verklagen.

Handelt es sich tatsächlich um Copyright-Verletzung, schaltet Pixsy sein Juristen-Netzwerk ein. Das besteht momentan aus 20 Anwälten in elf Ländern, fünf davon in den USA. Gibt es eine Entschädigung, geht sie zur Hälfte an den Fotografen. Der Anwalt erhält ungefähr ein Viertel, den Rest behält das Startup. Da es unterschiedliche juristische Prozesse und Kosten in den Ländern gibt, variieren die Einnahmen von Pixsy von Fall zu Fall.

Obwohl der Bilderklau für viele Fotografen zum Alltag gehört, gingen sie selten dagegen vor, sagt Anders Fleck, einer der drei Gründer. Er fotografiert selbst neben dem Job und hat Pixsy vor eineinhalb Jahren zusammen mit Torsten Rüter und Daniel Foster nach seinem Wirtschaftsstudium gegründet. „Fotografen müssen und sollen sich auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren. Sich mit Lizenzrechten herumzuschlagen, ist für die meisten zu mühsam und nicht ihr Metier. Deshalb bleiben viele Copyright-Verletzungen ungeahndet“, so Fleck.

Auch seien die Anliegen einzelner Fotografen für Anwälte häufig nicht attraktiv: Der Streitwert sei einfach zu klein. Pixsy will das Problem lösen und sammelt einzelne Fälle, die es gebündelt an Partneranwälte vermittelt.

Das junge Unternehmen hat mittlerweile 15 Mitarbeiter, davon fünf Entwickler. Fleck, Rüter und Foster haben ihr Startup selbst finanziert. Inzwischen hangelt sich das Startup mal mehr, mal weniger um die schwarze Null herum. Auch Konkurrenz will in dem Markt Fuß fassen, zum Beispiel Plaghunter und Pixray, wobei Pixray den Service nur für Agenturen und Firmen anbietet.

Um größer und schneller zu werden, verbessert Pixsy derzeit die automatischen Abläufe und will seine Seite bald in mehreren Sprachen anbieten. Bisher ist sie nur auf Englisch verfügbar. Auch in Brasilien, Mexiko und Südafrika will Pixsy bald mit Anwälten zusammenarbeiten.

Zirka 10.000 Fotografen haben sich auf der Seite bisher registriert und ungefähr die gleiche Anzahl von Fällen hat Pixsy nach eigenen Angaben verhandeln lassen. Für McCarty konnten Fleck und sein Team erreichen, dass das Bild von ISIS auf Twitter entfernt wurde. Eine Entschädigungszahlung wollten sie von der terroristischen Gruppe aber nicht haben.

Titelbild: Gettyimages/LWA/Larry Williams