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plugsurfing3 Die beiden PlugSurfing-Gründer Jacob van Zonneveld und Adam Woolway

Wir sind es gewohnt, den getankten Sprit mit Bargeld oder Karte zu zahlen – wäre es doch auch bei einem E-Auto so einfach. Zwar stehen in den meisten Städten genügend Ladesäulen bereit, doch die Abrechnung ist zuweilen recht kompliziert. Denn es gibt weder jemanden der abkassiert, noch eine Möglichkeit mit seiner EC- oder Kreditkarte zu zahlen.

„Es gibt auf dem Markt zwei Abrechnungs-Methoden“, erklärt PlugSurfing-Gründer Jacob van Zonneveld, „entweder mit einer App oder offline mit einer RFID-Karte.“ Letztere sind eine Art Chip, über den abgebucht wird. Derzeit gibt es in Deutschland über 70 RFID-Kartenanbieter mit jeweils unterschiedlichen Vertragsauflagen. In der Nachbarstadt kann es also sein, dass man einen anderen Stromanbieter zum Aufladen braucht. Und für jeden Stromanbieter muss ein separater Vertrag aufgesetzt werden. Daneben gibt es noch einmal eine Hand voll App-Anbieter, etwa BMW i Remote, die aber nur auf spezielle Automarken zugeschnitten sind.

Das 2012 von Adam Woolway und Jacob van Zonneveld gegründete Startup PlugSurfing hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Angebote zusammenführen und den Ladeprozess so zu vereinfachen, dass der Kunde nur noch eine App oder eine RFID-Karte für die gesamte Ladeinfrastruktur in Europa braucht. Kurz gesagt: PlugSurfing bietet einen Bezahlservice ähnlich  wie Paypal. Mit einem abgeschlossenen Vertrag könne der Kunde derzeit an einer von 35.000 Ladepunkten in 15 Ländern aufladen, sagt Zonneveld.

Dafür bekommt der Kunde eine universelle RFID-Karte zugeschickt. „Wer in Deutschland etwa einen Tesla bestellt, bekommt von uns automatisch den Ladeschlüssel mitgeliefert“, so Zonneveld. Alternativ kann der Kunde über die App bezahlen und zudem alle Ladekriterien abfragen. So lässt sich beispielsweise einsehen, zu welchem Tarif an einer Station geladen werden kann, ob der passende Ladestecker angeboten wird oder die Station gerade belegt ist.

PlugSurfing will den Markt mit Partnern erschließen

Der Service kostet den Nutzer nichts. Vom Ladesäulen-Betreiber bekommt PlugSurfing hingegen zehn Prozent Provision. In den Niederlanden seien bereits alle Ladestationen von PlugSurfing abgedeckt, so der Gründer. In Deutschland sind es derzeit rund 70 Prozent. PlugSurfing ist zudem ein Partner von Hubject, das als Aggregator Ladenetzwerke zusammenführt und kürzlich ein Investment von VW bekommen hat.

Share&Charge bietet einen vergleichbaren Service wie das Berliner Startup, fokussiert sich aber mehr auf private Anbieter, die ihre Ladestationen teilen möchten. „Wir konzentrieren uns auf öffentliche Stationen. Theoretisch können wir aber auch die privaten anbieten“, sagt Zonneveld. Für PlugSurfing sei die zufriedenstellende Abrechnungen der Kunden wichtiger als das Sharing. Einen direkten Wettbewerber gebe es noch nicht, meint der Gründer. „Wir müssen uns den Kuchen dieses Marktes noch aufteilen. Jeder der da mitmacht, den kann ich nur supporten.“ Erst so könne der Markt erschlossen werden.

In den letzten drei Jahren habe sich der Umsatz von PlugSurfing verdoppelt, sagt Zonneveld. Genauere Angaben möchte er nicht machen. Rund 20.000 Kunden würden den Service europaweit nutzen. Neben den deutschen Investoren Heinz Dürr und Gregor Matthies ist laut Handelsregister seit 2015 auch der finnische Cleantech Invest mit dabei.

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Im nächsten Schritt will PlugSurfing allmählich von der RFID-Karte wegkommen. Ziel sei es, die Kommunikation zwischen Auto und Ladestation mit einer Bezahllösung abzudecken. Das Auto soll automatisch den Abrechnungsprozess durchlaufen, ohne dass der Fahrer sich über eine App durch ein Menü klickt.

Der Autobauer Audi plant ein ähnliches Modell und will mit Einführung seiner angekündigten E-Modelle auf eine App von vornherein verzichten.

Bild: PlugSurfing