Aus dem Pocketstory-Werbevideo: Im Kiosk läuft das nicht so richtig mit den einzelnen Artikeln…

Und da ist sie wieder. Die Eine-Million-Dollar-Frage: Wie verdient man eigentlich Geld mit Journalismus im Internet? Die Gelehrten sind sich immer noch nicht ganz einig, wie das funktionieren soll. Paywalls? Oder eine Art Streamingdienst nach dem musikalischen Vorbild Spotify? Oder vielleicht lieber doch mit einer Bezahl-App? Ein Startup aus Hamburg versucht es jetzt nach dem Vorbild von Blendle aus den Niederlanden: Pocketstory verkauft einzelne Artikel und arbeitet mit renommierten Verlagen als Inhaltelieferanten zusammen.

Für einen Mindestpreis von 39 Cent bis 1,99 Euro kann der Nutzer einzelne Artikel der Zeit oder des Zeit-Magazins, aus der Spiegel-Gruppe, der FAZ, Mare, Geo oder der Berliner Zeitung lesen. 30 Prozent des Preises verbleiben bei Pocketstory. „Die Formate sind so ausgelegt, dass sie als abgeschlossene Geschichten genau in die Lücke zwischen zwei Bahnhöfe oder das Warten auf den Anschlussflug am Flughafen passen“, heißt es in der Beschreibung des Angebotes. Die Website wird nach den ausgewählten Interessen des Anwenders zusammengestellt, dann muss nur noch ausgewählt und per Paypal oder Kreditkartenkonto bezahlt werden. Die gewählte Story ist dann freigeschaltet und kann gelesen werden. Bei unserem Versuch funktioniert das sehr gut. Alle gekauften Artikel werden gespeichert und können auch zeitversetzt konsumiert werden.

Die Hoffnung der Macher von Pocketstory ist, dass Leser sich in Zukunft nur noch für ausgewählte Artikel interessieren – nicht mehr für komplette Magazine oder Zeitungen. Ausgesucht und vorsortiert wird das Angebot von der Pocketstory-Redaktion. Verantwortlich für das journalistische Startup ist ein erfahrener Medienmann: Dieter Degler war in den Jahren 1997 bis 2001 Spiegel-Online-Chef, ist seitdem ein vielbeschäftigter Medienberater. Ihm zur Seite stehen als Mitgesellschafter und Geschäftsführer Thorsten Höge, einer der Gründer von Net Business und Anke Rippert, Geschäftsführerin des Emotion-Verlages Inspiring Network.

Jede Woche soll ab jetzt ein prominenter Inhaltelieferant für Pocketstory präsentiert werden. Spannend zu beobachten, wie die Konkurrenz von Blendle darauf reagieren wird, an der auch die New York Times und Axel Springer beteiligt sind. Einen Termin für den Start von Blendle in Deutschland gibt es noch nicht. Man verhandle noch mit Verlagen, heißt es beim Branchendienst Turi2. Der Journalismus wendet sich jedenfalls bei beiden Angeboten an den klassischen Magazin- oder Zeitungsleser, der jetzt statt Papier lieber sein iPad oder Laptop zückt. Überschrift, Foto und ganz viel Text. Dagegen heißt es in der Selbstbeschreibung: „Und statt nur von ihnen zu lesen, nehmen Bilder, Videos und O-Töne der Autoren die Leser unmittelbar mit zu diesen Erlebnissen.“ Das kann ja noch kommen.

Marten Blankensteijn, der Macher von Blendle, erklärt sein Konzept gegenüber Turi2:

Foto: Pocketstory / Screenshot