Podcaster John Lee Dumas am Arbeitsplatz

John Lee Dumas ist gerade 34 Jahre alt und verdient Millionen mit seinem cleveren Podcast-Business. Der Gründer der Show „Entrepreneur on Fire“ hat nicht nur hunderttausende Zuhörer jeden Monat, sondern verkauft Podcast-Anfängern Online-Kurse für viel Geld. Dumas beschäftigt neben seiner Freundin nur drei weitere Mitarbeiter – zwei auf den Philippinen und einen in Pakistan. Trotzdem bringt er jeden Tag eine neue Episode von Entrepreneur On Fire raus. Und: Dumas hat es nicht nur geschafft, Reichweite aufzubauen, sondern diese auch zu monetarisieren.

Ende der Nullerjahre kommen Podcasts in den USA langsam im Mainstream an. John Lee Dumas erkennt das schnell, als er – nach sieben Jahren Militärdienst – anfängt, als Makler zu arbeiten und das neue Medium auf langen Fahrten im Auto für sich entdeckt. „Damals realisierte ich etwas: Es gibt so viele gute Podcasts da draußen, aber keiner bietet täglich neue Inhalte“, beschreibt Dumas auf seiner Seite. In nur wenigen Tagen hört er zu der Zeit bereits Jahre alten Content seiner Lieblingsshows durch. Ihn interessieren vor allem Interviews und Unternehmer, die etwas von sich zu erzählen haben.

2012 kündigt Dumas seinen Job und entwickelt einen Podcast, in dem täglich Entrepreneure interviewt werden und von ihren größten Fehlern und Learnings, ihren wichtigsten Momenten auf dem Weg zum Erfolg und persönlichen Dingen erzählen. Die tägliche Veröffentlichung neuer Episoden ist einer der Erfolgsfaktoren von Entrepreneur on Fire. Für seine Hörer wird der Podcast zur Gewohnheit und Teil der Tagesroutine.

Reichweite aufbauen – mit prominenter Hilfe

Entrepreneur On Fire erreicht schnell ansehnliche Downloadzahlen. Drei Monate nach dem Start der ersten Folge laden täglich über 3.000 Hörer eine Episode der Show herunter – Apple promotet Dumas in der Kategorie „neu und beachtenswert“. Einer der ersten Interviewpartner ist Pat Flynn, der selbst einen erfolgreichen Podcast produziert und damals schon 50.000 Follower auf Twitter hatte. Auch SEO-Papst Rand Fishkin, steht bereits zum Start von Dumas Podcast zum Interview bereit.

Bekannte Unternehmer wie diese teilen die jeweiligen Folgen mit ihren Followern und lassen so die Reichweite von Entrepreneur On Fire schnell wachsen. Das erregt die Aufmerksamkeit anderer potentieller Interviewpartner: So spricht Dumas noch im Jahr 2012 mit der berühmten Investorin Barbara Corcoran, die in der Jury von „Shark Tank“, der amerikanischen Version der „Höhle der Löwen“, sitzt. Einen Monat später folgt mit Tim Ferris (4-Hour Workweek) ein absoluter Star der Unternehmerszene, der ebenfalls begeisterter Podcaster ist.

John Lee Dumas ist zur richtigen Zeit in der richtigen Branche unterwegs. Apple promotet gerade das Medium Podcast, die passende App wird automatisch auf allen iPhones installiert und einzelne Shows werden in iTunes hervorgehoben. 2013 landet Entrepreneur On Fire in der Kategorie „Best of iTunes“, was nochmals einen Reichweitenschub auslöst. Für Eigenwerbung gibt Dumas pro Monat etwa 13.000 US-Dollar aus – er schaltet Facebook Ads und betreibt ein Affiliate-Programm für seine Online-Kurse. Im Juni 2015 verkündet er 7,4 Millionen Downloads seit dem Start der Show und knapp 850.000 Downloads pro Monat. Die kommen seiner Aussage nach aus 145 Ländern (80 Prozent aus den USA). Seine Hörer bindet Dumas mit der Möglichkeit, ihm Fragen zu stellen, die er dann in seiner „Q&A Show“ beantwortet.

Sponsoren einbinden und mehrere Standbeine aufbauen

Wie monetarisiert Dumas diese Reichweite? Was den Podcast angeht, vor allem mit Sponsoren: Er verdient über 100.000 US-Dollar im Monat durch seine Werbepartner. Das sind größtenteils B2B-Unternehmen wie Ziprecruiter (Recruiting-Tool), Vistaprint (Visitenkarten-Drucker) und HostGator (Webhoster). Schließlich beschreibt Dumas seine Zielgruppe als „Entrepreneurs, Wantrepreneurs und Kleinunternehmer“. Ein 15 Sekunden langer Pre-Roll-Spot (Ansage vor der eigentlichen Episode) kostet bei Entrepreneur On Fire 540 US-Dollar, ein 60-Sekünder mitten in der Folge sogar 750 Dollar.

Dumas garantiert 30.000 Hörer pro Episode. Jeder Werbepartner bindet sich drei Monate lang an den Podcast und muss zehn Folgen der Show pro Monat unterstützen. Im Gegensatz zu diesen beeindruckenden Zahlen, ist die Reichweite in sozialen Netzwerken von Entrepreneur On Fire überraschenderweise wenig herausragend. Knapp 30.000 Facebook-Fans, 36.000 Twitter-Follower und 14.000 Abonnenten bei Instagram zeigen, dass der Podcast viele Hörer hat, die von neuen Episoden nicht aus den sozialen Netzwerken erfahren, sondern die Show mit einem Podcast-Programm abonniert haben.

Hinzu kommen allein im August etwa 60.000 US-Dollar, verdient mit Affiliate-Links, die Dumas mit Blog-Einträgen befeuert. Natürlich hat der Podcaster auch einen Newsletter, mit dem er neben den neuen Episoden auch seine besten Tipps für Unternehmer verteilt. Meist verbunden mit einem Link zu einem Buch oder Service. Insgesamt konnte Dumas in diesem Jahr (einschließlich August) bereits knapp über zwei Millionen US-Dollar Gewinn verzeichnen – das ist so viel, wie im gesamten letzten Jahr. Dabei geht Dumas sehr offen mit seinem Business um: Jeden Monat veröffentlicht er seine Umsätze auf der Webseite.

Lukrative Nebengeschäfte getarnt als Starthilfe für die Konkurrenz

Die Arbeit an seinem Podcast hat John Lee Dumas früher zwölf Stunden täglich beschäftigt, das ist heute anders. Mittlerweile arbeitet er nur noch einen Tag der Woche, an dem er sieben bis acht Folgen für die nächsten sieben Tage aufnimmt. Seine Interviews sind über fünf Wochen im Voraus geplant.

Dumas braucht die übrige Zeit nun für seine Nebenprojekte, die mittlerweile mehr umsetzen als der Podcast. Am wichtigsten ist dabei „Podcasters‘ Paradise“, ein Online-Kurs, in dem er Nachwuchs-Radiomachern beim Aufbau eines eigenen Podcasts helfen will. Einmal im Monat macht er ein kostenloses Google Hangout, um Podcasters‘ Paradise zu erklären. Damit geht er einen typischen Weg im Online-Marketing: Exzellente Idee haben, das Business aufbauen und dann in Online-Kursen anderen das Rezept für viel Geld verkaufen.

Der Eintritt in das Paradies kostet einmalig 1.297 US-Dollar. Damit erhalten die Teilnehmer Zugriff auf über 200 Video-Tutorials und Kontakt zu den 1.700 anderen zahlenden Mitgliedern der Paradise-Community. Wer außerdem einmal 30 Minuten mit John Lee Dumas persönlich telefonieren möchte, zahlt 2.295 US-Dollar. Im August verdiente Dumas nur mit Podcasters‘ Paradise über 110.000 US-Dollar.

Mit den bisher angemeldeten 1.700 aufstrebenden Podcastern hat Dumas wohl insgesamt bisher über zwei Millionen US-Dollar verdient. Neben seinem Online-Kurs hat er ein Buch für Podcast-Starter geschrieben und arbeitet bereits am nächsten Werk.

Ist das auch in Deutschland möglich?

In den USA haben seit Anfang 2015 über 46 Millionen Menschen zumindest einen Podcast angehört. Es entstehen Medienunternehmen, die sich ganz dem Thema verschrieben haben, wie Gimlet Media und Panoply. In Deutschland dominieren die Podcast-Charts noch klassische Formate, wie der Radio-„Tatort“, der über 250.000 Mal aufgerufen wurde oder „SWR2 Wissen“.

Abseits der öffentlich-rechtlichen Radioshows etablieren sich aber gerade unabhängige Macher wie Rocket Beans TV mit dem derzeitigen Spitzenreiter der deutschen Charts „Plauschangriff“. Vielleicht schauen sich ja einige Podcast-Macher in Deutschland das Erfolgsmodell von John Lee Dumas ab.

omr-logo Dieser Artikel erschien zuerst bei OMR.com.

Bild: Youtube-Screenshot/Serious Take Productions