Volker_Wohlfarth
Neuer Zinsbaustein-Geschäftsführer Volker Wohlfarth

Der jungen Branche der Crowdinvesting-Plattformen stehen entscheidende Wochen bevor. Denn die Bundesregierung überlegt, die Regeln für Immobilienprojekte zu verschärfen. Startups wie Exporo, Zinsland oder iFunded wären davon betroffen. Sollte die Regierung ihre Pläne umsetzen, würden Immobilien-Projekte prospektpflichtig werden. Die Unternehmen müssten dann ein umfangreiches Dokument erstellen – ein erheblicher Mehraufwand für die Crowd-Anbieter. „Einige Immobilien-Plattformen stehen dann vor dem Aus“, prognostizierte Jamal El Mallouki, der Vorstandsvorsitzende des Crowdfunding-Verbands bereits in einem Gründerszene-Interview.

Ein Startup reagiert nun auf die Unsicherheit: Das Finleap-Venture Zinsbaustein passt seine Strategie an – und tauscht dafür das Führungspersonal aus. Die Gründer Steffen Harting und Matthias Lissner haben das Unternehmen bereits vor einiger Zeit verlassen. An ihre Stelle sind Frank Noé und Volker Wohlfahrt als Geschäftsführer getreten, wie das Unternehmen jetzt bekannt gab. Wohlfahrt hat früher bei Immobilienscout24 gearbeitet und ist für das Marketing bei Zinsbaustein verantwortlich. Frank Noé soll sich um institutionelle Anleger und die Projektakquise kümmern. Er war früher bei der Investment-Firma Castlelake tätig.

Der Hintergrund für diesen Führungswechsel etwa ein dreiviertel Jahr nach dem Launch sei der neue Fokus auf Geschäftskunden, teilt das Unternehmen mit. Auf der Investoren-Seite will die Crowd-Plattform so auch institutionelle Anleger anziehen. Darunter beispielsweise Familiy Offices oder wohlhabende Anleger. „Die Bauprojekte sind insgesamt deutlich größer und können insgesamt im dreistelligen Millionen-Bereich liegen“, sagt Frank Noé von Zinsbaustein im Gespräch mit Gründerszene.

Ein kleiner Teil dieser Summe werde dann durch die Crowd von Zinsbaustein finanziert. Zielgruppe für die sogenannten Clubdeals seien dann Anleger, die mindestens 200.000 Euro pro Projekt investieren würden. Bislang sind die Anlagesummen für Kleinanleger bei 10.000 Euro gedeckelt.

„So lange wir das betreiben dürfen, werden wir es auch machen“

Mit dieser neuen Strategie bereitet sich das Unternehmen auf eine mögliche Gesetzesänderung für das Immobilien-Crowdinvesting vor. „Es war für uns absehbar, dass die Aufsichtsbehörden den Markt ab einer kritischen Größe mit steigender Aufmerksamkeit betrachten“, sagt Noé. Denn bei der neuen Größenordnung sollen sich die Immobilienprojekte für die Crowd-Anbieter wieder rentieren – auch mit einer Gesetzesänderung. Im Sommer werden die ersten großen Deals auf die Plattform kommen, heißt es.

Als zweites Standbein will das Unternehmen auch weiterhin an Crowdinvesting-Produkten für Kleinanleger festhalten. „So lange wir das betreiben dürfen, werden wir es auch machen“, sagt Wohlfahrth. Ab einer Projektgröße von vier Millionen Euro würde es sich weiterhin für das Startup lohnen – auch mit Prospekt.

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Bild: Zinsbaustein