Greg Ellis, CEO von Scout24 prosiebensat1
Greg Ellis, CEO von Scout24 prosiebensat1 Greg Ellis, CEO von Scout24

Was kommt als nächstes auf der ProSiebenSat.1-Shopping-Tour? Nach der Übernahme des Vergleichsportals Verivox für mindestens 170 Millionen Euro schaut sich der TV-Konzern weiter um: Offenbar möchte CEO Thomas Ebeling den neuen digitalen Fokus durch weitere Beteiligungen oder sogar Übernahmen ausbauen. Laut einem Bericht im heutigen Handesblatt verhandelt ProSiebenSat.1 in mit dem Mehheitseigner der Scout24-Gruppe, dem US-Investor Hellman & Friedman.

Das will das Handelsblatt aus „Bankkreisen“ erfahren haben; weder Scout24 noch ProSiebenSat.1 nahmen dazu offiziell Stellung. Laut Bericht würden in den Verhandlungen zwei Szenarien diskutiert:

    1. Die Anteilsmehrheit übernehmen: Ein Banker sagt gegenüber dem Handelsblatt, dies ergebe „mehr Sinn als ein Deal mit Springer“, da in diesem Fall ProSiebenSat.1 tatsächlich „das Sagen“ habe. Vor kurzem kamen Gerüchte auf, dass der TV-Konzern erneut den Zusammenschluss mit dem Verlagshaus Axel Springer plane. Das Vorhaben war 2006 untersagt worden – zu Unrecht, wie das Bundesverwaltungsgericht vergangenes Jahr in letzter Instanz entschied.
    2. Ein Minderheit erwerben: Dies wäre die finanziell günstigere Variante. Bei einem Börsengang von Scout24 könnten die gekauften Anteile dann an Wert zulegen. Allerdings wurde bereits vergangenes Jahr über einen IPO der Scout24-Gruppe spekuliert – in den öffentlichen Handel haben es die Anteile bis heute nicht geschafft. Die Gesellschafter haben sich nach den anfänglichen Kursstürzen bei den Börsengängen von Rocket Internet und Zalando offenbar dazu entschieden, abzuwarten.

Trotz der Empfehlung aus „Bankkreisen“ – kann es sich ProSiebenSat.1 überhaupt leisten, die Mehrheit an Scout24 zu übernehmen? Bereits vor zwei Jahren, als der heutige Mehrheitseigentümer Hellman & Friedman einstieg, lag die Unternehmensbewertung von Scout24 bei 2,2 Milliarden Euro. Für seinen 70 prozentigen Anteil hat der Investor also 1,5 Milliarden Euro hingelegt. Zu den Gerüchten eines Kaufs von Unister Anfang des Jahres hieß es allerdings aus Unternehmenskreisen von ProSiebenSat.1, der geforderte Preis von bis zu 700 Millionen Euro sei für das Medienhaus nicht zu stemmen. Die Gründe, Abstand von einem Kauf zu nehmen, könnten aber auch in den finanziellen Problemen Unisters liegen und einem entsprechend zu hohen Kaufpreis. Erst gestern verkündete das angeschlagene Unister erneut 150 Stellen zu streichen.

Scout24, das Portale wie ImmobilienScout24, AutoScout24 und Financescout24 betreibt, scheint finanziell deutlich besser dazustehen. Nach eigenen Angaben lag der Umsatz der Gruppe 2013 bei 340 Millionen, das Ebitda bei 92,6 Millionen Euro. Neuere Zahlen sind nicht einsehbar.

In jedem Fall passt eine Beteiligung zu den jüngsten Einkäufen des Medienkonzerns, der im vergangenen Jahr eine neue Digitalstrategie aufgesetzt und seitdem einige Online-Firmen zugekauft hatte. Mit dem Kauf von Verivox gründete ProSiebenSat.1 ein neues Vertical für Vergleichsportale. Neben Verivox soll auch Preis24.de dazu gehören, das im März zu 85 Prozent von den Münchnern übernommen wurde. Der Konzern beteiligte sich außerdem an einigen E-Commerce-Startups wie dem Sexspielzeug-Startup Amorelie (mehrheitlich) und übernahm das Parfum-Startup Flaconi vollständig. An dem Schmuck-Startup Valmano hält ProSiebenSat.1 51 Prozent. Vor kurzem wurde außerdem der hauseigene Accelerator neu aufgestellt.

Bild: Scout24; Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum.