Ali Jelveh ist Gründer von Protonet

Es gibt endlich wieder positive Nachrichten von Protonet, das als Hamburger Hoffnungsträger gilt: Das Startup hat in einer Finanzierungsrunde 1,6 Millionen US-Dollar eingesammelt, wie das Tech-Magazin t3n zuerst berichtete. Die Summe geht aus den offiziellen Dokumenten der US-Börsenaufsicht SEC hervor. Bekannt ist, dass die Investoren aus den USA stammen. Weitere Details, beispielsweise die Namen der Investoren, möchte Protonet allerdings nicht verraten.

Das Unternehmen versucht sich seit Anfang des Jahres stärker auf dem US-Markt zu etablieren. Offenbar auch weil die Amerikaner beim Thema Hardware und Datensicherheit offener für Innovationen sind. Das Hardware-Startup hat einen kleinen orangefarbenen Server für den Heimgebrauch entwickelt, auf dem sich Daten abspeichern lassen. So müssen Nutzer keinen großen Serverbetreiber vertrauen.

Unterstützt wurde Protonet bei der Expansion anfangs von dem berühmten Y Combinator aus San Francisco. Im Januar dieses Jahres durfte das Startup für mehrere Wochen an dem Accelerator-Programm teilnehmen. Für 120.000 US-Dollar Funding gab das Startup sieben Prozent der Anteile ab – die Standard-Konditionen des Y Combinator.

Die Unternehmensbewertung von Protonet wurde dadurch mit rund 1,7 Millionen US-Dollar stark nach unten geschraubt.
Das Problem: Die neue Bewertung war nur ein Bruchteil der 11,9 Millionen Euro, die Protonet bei seiner Crowdinvesting-Kampagne 2014 angesetzt hatte. Ein Teil der 1.800 Seedmatch-Investoren, die vor zwei Jahren knapp drei Millionen Euro in das Unternehmen gesteckt hatten, fühlte sich betrogen, weil ein Investor nun zu erheblich besseren Konditionen einsteigen durfte.

Die Kleinanleger befürchteten außerdem, unliebsam aus dem Unternehmen gedrängt zu werden. Protonet geriet in Erklärungsnot. Gegenüber Gründerszene sagten die Hamburger damals: „Unsere Expansion in den US-Markt und die Teilnahme am Programm von Y Combinator haben nur ein einziges Ziel: Das Unternehmen Protonet weiter auf eine solide Basis stellen und damit das Investment aller Investoren nachhaltig zu sichern.“

Doch damit nicht genug. Anfang Juni berichtete t3n, dass der Einstieg des Y Combinator als Investor und die damit einhergehende Umstrukturierung von Protonet in eine amerikanische Rechtsform (Inc.) laut Seedmatch einem Exit gleichkomme. „Bei Protonet ist es unserer Ansicht nach zu einem Exit-Ereignis gekommen, sofern es die Investment-Verträge der zweiten Runde betrifft“, lautete die Einschätzung der Crowfunding-Plattform.

Dieser Exit habe nun die Konsequenz, dass Protonet die drei Millionen Euro plus Verzinsung sofort an die Kleininvestoren hätte auszahlen müssen. Damit sei das Hamburger faktisch pleite, die Zukunft ungewiss, hieß es in dem Artikel. Protonet habe der Crowd ein Beteiligungsangebot, um die Insolvenz abzuwenden.

Doch Protonet wehrte sich gegen diese Aussage. Das Unternehmen sei nicht gezwungen die gewährten Darlehen zuzüglich Verzinsung nach dem Exit-Ereignis an die Kleinanleger auszahlen, konterte das Startup gegenüber t3n mit einem Verweis auf die Seedmatch-Verträge. Und: „Stimmt nicht – man wäre gar nicht zahlungsunfähig, weder theoretisch noch faktisch.“ Bei dem Angebot an die Crowd-Investoren gehe es vielmehr darum, „die Leute an der weiteren Entwicklung teilhaben zu lassen“, heißt es.

Zu weiteren Hintergründen wollte sich Protonet damals auch auf mehrfache Anfrage von Gründerszene nicht äußern. Interviews lehnten die Gründer ab. „Unsere größte Priorität ist derzeit die Kommunikation mit unseren Seedmatch-Investoren“, schrieb ein Sprecherin Mitte Juni auf Anfrage.

Das Fundraising für die aktuelle Finanzierungsrunde dürfte jedoch auch Zeit gekostet haben.

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Bild: Protonet