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„Es ist nicht schlau, direkt mit uns zu konkurrieren“, warnte Rob Rhinehart seine Wettbewerber. Das Selbstbewusstsein des Gründers hat guten Grund: Rhinehart ist der Erfinder der weltberühmten Flüssignahrung Soylent, die nach dem Markteintritt 2013 einen regelrechten Hype auslöste.

Doch trotz der Aufmerksamkeit verkauft der Gründer sein Produkt bisher nicht international: Soylent ist nur in den USA und in Kanada erhältlich. Kein Wunder also, dass es zahlreiche Anbieter gibt, die auf den Trend aufspringen wollen und wie Soylent Mahlzeitersatz in Pulverform verkaufen. Das Prinzip ist immer das gleiche: Kunden können Pulver bestellen, das nach dem Mischen mit Wasser zu Flüssignahrung wird.

Der Sinn dahinter: Das Getränk soll Zeit sparen, gesund sein und produktiver machen. Kunden sollen weniger häufig zu ungesunden Alternativen wie Fast Food greifen. Doch ums Abnehmen geht es dabei nicht in erster Linie – so positionieren sich Soylent und Co.anders als Anbieter von Diät-Getränken wie Almased.

Ist Flüssignahrung überhaupt gesund?

Doch wie gesund sind die neuen Drinks überhaupt? Soylent sei zumindest gesünder als die durchschnittliche Ernährung eines Nordamerikaners, kommentiert das US-Magazin Atlantic. Das Getränk enthalte mehr Nährstoffe und weniger problematische Zutaten wie Zucker.

„Ich sehe kein Problem, mal eine Mahlzeit mit einem solchen Produkt zu ersetzen“, sagt auch Ernährungswissenschaftlerin Gunda Backes. Doch sie warnt: „Im Gegensatz zu solchen Getränken liefern frisches Obst und Gemüse neben Ballaststoffen auch viele wichtige sekundäre Pflanzenstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können.“

Auch wenn Soylent betont, dass die Pulvermischung gesund sei, erwähnt das Unternehmen ebenfalls, dass nur einzelne Mahlzeiten ausgetauscht werden sollten. Pikant: Ein neues Produkt von Soylent wurde erst kürzlich vom Startup zurückgerufen. Der Grund: Einige Kunden klagten nach dem Verzehr der neuen Soylent-Riegel über Magen- und Verdauungsprobleme. Käuflich sind die Produkte derzeit nicht mehr.

Ernährungswissenschaftlerin Backes argumentiert außerdem: „Essen dient nicht nur der Nahrungsaufnahme. Ich finde es wichtig, dass auch die Genuss- und Esskultur hochgehalten wird, dass man Lebensmittel schätzt“, sagt sie. Und: „Ernährung ist viel mehr als das Einehmen von Vitaminpillen.“

Ist der deutsche Markt reif?

Die Geschichte, die Soylent erzählt, kommt trotzdem bei einer bestimmten Zielgruppe an. Sie soll leistungsfähige, gesundheitsbewusste Konsumenten erreichen – im Silicon Valley funktioniert das. Doch können solche Produkte auch woanders Zulauf finden? Ist der deutsche Markt reif für den Nahrungsersatz?

Hierzulande gibt es einige junge Unternehmen, die versuchen, sich am Markt zu etablieren. So zum Beispiel das Kölner Startup Trinkkost, das erst 2016 an den Markt ging. Das Startup wirbt damit, dass das in Flaschen verkaufte Pulver im Gegensatz zu Soylent auf künstliche Zusatzstoffe verzichte. Trinkkost ist bio und setzt auf ein fröhliches Design, nichts erinnert an die klinisch wirkende Verpackung des US-Vorbilds. Das sei ein Vorteil, sagt Gründer Gennadi Schechtmann im Gespräch mit Gründerszene. „Wir haben ein rein biologisches Produkt, aus echten gemahlenen Zutaten, wie Gemüse, Obst, Nüssen und Leinsamen entwickelt“, sagt er. Insgesamt besteht die Pulvermischung aus etwa 20 verschiedenen Zutaten wie Leinsamen, Rapsöl oder Braunalgenpulver.

Ein weiterer Unterschied: Trinkkost enthält Nussstücke, damit der Kunde kauen kann. Das sei für die Aufnahme von Nährstoffen wichtig. Ernährungswissenschaftlerin Gunda Backes stimmt zu: „Wir haben nicht umsonst Zähne, für uns ist das Kauen wichtig“, sagt sie. „Zudem sättigt feste Nahrung  besser als Flüssigkeiten.“

Ein von Soylent (@soylent) gepostetes Foto am

Hergestellt wird der Mahlzeitersatz in einer Produktion in Aachen, das fertige Produkt gibt es vor allem online zu kaufen. Seit April haben die drei Gründer Schechtmann, Timon Ortloff und Stefan Wickler so nach eigenen Angaben 21.000 Flaschen verkauft. Bisher finanziert Trinkkost sich selbst, Angaben zum Umsatz oder der Marge möchte Schechtmann nicht machen.

„Uns gefiel nicht, dass Soylent aus synthetischen Nährstoffen besteht“

Neben Trinkkost vertreibt auch das deutsche Unternehmen Bertrand seinen Nahrungspulver-Shake an Kunden. Mit der Marke scheint sich die Firma von Gründer Tobias Stöber an Naturliebhaber und Treckingfreunde zu richten. Genau wie Wettbewerber Trinkkost vermeidet Bertrand das minimalistische Design des US-Vorbilds Soylent. Auch er kritisiert die Inhaltsstoffe des Anbieters: „Uns gefiel nicht, dass Soylent aus isolierten synthetischen Nährstoffen besteht, deshalb haben wir an einem eigenen Produkt gebastelt“, begründet Stöber seine Gründung von Bertrand gegenüber Gründerszene. Das Getränk besteht ebenfalls aus Zutaten wie Leinsamen, Rapsöl und Walnüssen. Die Umsatzzahlen des 2015 gegründeten Startups möchte Stöber nicht kommentieren – die Anzahl der verkauften Packungen nennt er ebenfalls nicht.

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Noch einige weitere Startups bieten Pulver oder Drinks an, die eine Mahlzeit oder zumindest einen Snack ersetzen sollen. Das von Carsten Maschmeyer finanzierte Berliner Unternehmen Nu3 bietet beispielsweise einen Nahrungsersatz namens Compleat an, das Augsburger Unternehmen Dunko die Pulvermischung Veetal, die an die weiße Aufmachung von Soylent erinnert. Und das Startup Track the Snack hat einen Drink entwickelt, der eine Zwischenmahlzeit ersetzen soll.

Der deutsche Markt läuft langsam an

Während sich also einige Unternehmen auf den deutschen Markt gewagt haben, scheint aber bisher kein ernstzunehmender Soylent-Konkurrent darunter zu sein. Das könnte an der bisher zurückhaltenden Finanzierung durch Investoren liegen. Während Soylent insgesamt über 20 Millionen Dollar von der Crowd sowie namhaften Investoren wie dem VC Andreessen Horowitz einsammelte und Medienberichten zufolge mit 100 Millionen Dollar bewertet wird, geht es für die Startups hierzulande schleppender voran.

Eine Crowd-Kampagne in Höhe von 15.000 Euro von Trinkkost scheiterte zum Beispiel – laut Gründer Schechtmann sei das junge Team nicht gut genug vorbereitet gewesen. Externe Geldgeber haben weder er noch Bertrand-Gründer Stöber an Bord. „Bisher finanzieren wir uns allein durch unsere Einnahmen“, so Stöber. Die Möglichkeit Kapital einzusammeln, sieht er jedoch nicht als abwegig an.

Während die Eigenfinanzierung durchaus ein Zeichen für gesundes Wachstum sein kann, stehen die Startups vor der Herausforderung, ihre Produkte öffentlichkeitswirksam zu bewerben – was teuer sein kann. Die Deutschen zeigen sich bisher in Sachen Pulvernahrung noch zurückhaltend, Kunden ebenso wie VCs. Food-Investor Wolf Nietzer zum Beispiel ist zwar fasziniert von solchen Foodtrends wie Soylent, in einen Hersteller investiert hat er jedoch nicht. Er bemerkte in einem Gründerszene-Interview, dass diese Ernährung für Deutschland „vielleicht noch zu revolutionär“ sei.

BILD: GETTYIMAGES/KNIEL SYNNATZSCHKE