Quandoo-Mitgründer Philipp Magin

Es war der größte StartupExit in Berlin seit langem: Unglaubliche 198,6 Millionen Euro bezahlte die Recruit Holding aus Japan, die auch schon bei Blacklane investiert ist, für Quandoo. Das gerade einmal drei Jahre alte Startup bietet ähnlich wie OpenTable eine Plattform für Restaurantbuchungen an, und das weltweit. 6.000 Restaurants in 13 Ländern sind bei Quandoo mittlerweile registriert. Sie zahlen eine monatliche Software-Gebühr von 20 bis 100 Euro und je vermittelter Reservierung ein bis zwei Euro pro Person an Quandoo.

Bei der Masse an Restaurants zahlt sich das offenbar aus, auch wenn Quandoo keine Umsatzzahlen nennen möchte. Nach eigenen Angaben hat das Startup bisher sechs Millionen Restaurantplätze vermittelt. Das Team in Berlin umfasst inzwischen fast 300 Mitarbeiter, von denen ein Drittel im Sales-Bereich arbeitet und neue Restaurants für die Plattform anwirbt.

Gegründet wurde Quandoo von den Ex-Groupon-Managern Philipp Magin, Daniel Glasner, Sebastian Moser, Ronny Lange und Tim-Hendrik Meyer. Über die Jahre konnte das Startup mehr als 30 Millionen Euro von verschiedenen Investoren einsammeln, darunter Piton Capital, Holtzbrinck Ventures, DN Capital, Atlantic Capital und Konstantin Sixt. Im Oktober stieg der jetzige Besitzer Recruit ein. Beim Exit hielten die Gründer immer noch mindestens 35 Prozent der Anteile.

Wir haben bei Mitgründer Philipp Magin nachgehakt, wie der Mega-Exit zustandekam, was jetzt passiert und was die Gründer mit dem verdienten Geld vorhaben.

Philipp, ihr konntet Quandoo für fast 200 Millionen Euro an Recruit verkaufen. Wie kam es dazu?

Wir haben das erste Mal mit Recruit im Februar 2014 gesprochen. Einige Monate später, im Oktober vergangenen Jahres, ist Recruit dann bei uns in der Serie-D-Finanzierung eingestiegen und hat rund sieben Prozent der Anteile erworben. Es war ein logischer nächster Schritt, über eine tiefergehende Partnerschaft zu sprechen.

Wie kommt ihr überhaupt zu einer so hohen Bewertung?

Das lässt sich natürlich nicht so einfach sagen. Wieso wurde unser Wettbewerber OpenTable kürzlich für 2,6 Milliarden Dollar verkauft? Das lässt sich auch nicht leicht erklären. Fest steht: Wir sind in den letzten Monaten extrem stark gewachsen – deutlich schneller als vergleichbare Plattformen. Wir haben mit Quandoo einen Weg gefunden, die traditionelle Offline-Restaurant-Reservierung via Telefon durch eine wesentlich komfortablere Online- und Mobile-Reservierungsmöglichkeit zu ersetzen. Sogar in Ländern, in denen es keine ausgeprägte Reservierungskultur gibt, wie beispielsweise Italien oder der Türkei, haben wir uns zu einem funktionierenden Marktplatz entwickelt.

Bisher seid ihr in 13 Ländern aktiv. Wo ist Quandoo besonders populär?

Unsere stärksten Märkte sind Deutschland, Italien und England. Aber auch in Singapur, wo wir im viertel Quartal 2014 gestartet sind, sind wir enorm erfolgreich.

Was verändert sich für Quandoo durch den Exit?

Eigentlich gar nichts, das Team und die Geschäftsführung werden sich nicht verändern. Wir bleiben ein komplett selbstständiges Business in Europa. Auch an der Strategie wird sich nichts ändern. Wir werden weder besonders aufs Gas noch auf die Bremse treten. Bisher hat das ja auch so ganz gut geklappt.

Wie werdet ihr mit Recruit zusammenarbeiten? Schließlich sitzen die am anderen Ende der Welt.

Ende letzten Jahres sind wir (Recruit und einige von unseren Managern) einmal um die Welt zu fast allen Quandoo-Töchtern gereist; dieses Jahr haben wir uns bereits fast zehn Mal physisch getroffen – da ist es völlig egal, wo die Headquarters geografisch liegen.

Denkt ihr darüber nach, andere Player aufzukaufen? Es gibt im Terminbuchungsmarkt ja noch viele andere Unternehmen.

Das kommt für uns erst einmal weniger in Frage. Im Zweifelsfall wachsen wir schneller, wenn wir selbst in andere Länder expandieren. Auch in andere Bereiche zu expandieren und beispielsweise Terminbuchungen für Friseure oder andere Wellness-Behandlungen anzubieten, ist für uns aktuell wenig sinnvoll. Der Gastro-Markt ist enorm riesig – es wird noch einige Zeit dauern, bis wir da an unsere Grenzen stoßen.

Du hast weitere Produkte angekündigt. Welche Neuheiten plant ihr?

Wir wollen die Offline-Restaurant-Reservierung mittelfristig so weit wie möglich ersetzen – also werden wir immer mehr Features und Produkte anbieten, um den Nutzen für den Gast zu erhöhen. Für unsere Partner-Restaurants wollen wir ein immer stärkeres Business-Tool werden und ihnen immer besser dabei helfen, freie Kapazitäten zu füllen und die Auslastung zu erhöhen.

Ihr Gründer habt durch den Exit viel Geld verdient. Was macht ihr damit? Wollt ihr das Geld in andere Startups investieren?

Momentan fokussieren wir uns primär darauf, Quandoo zur weltweit führenden Restaurant-Plattform zu entwickeln.

Vielen Dank für das Gespräch, Philipp.

Bild: Quandoo