Zahlen sagen manchmal mehr als tausend Worte: Quantifiziert! ist die neue Kolumne bei Gründerszene, die regelmäßig in Kooperation mit dem Statistik-Portal Statista (de.statista.com) erscheint. Auf der Grundlage aktueller Marktstudien und Statistiken gibt sie einen Ausblick auf Trends und Entwicklungen. Thema heute: Zerplatzte Seifenblasen – Woran Gründer scheitern.

Woran Gründer scheitern

Am Anfang steht eine Idee, am Ende nicht selten die Geschäftsaufgabe. 2010 starteten in Deutschland laut KfW-Gründungsmonitor 936.000 Personen eine selbstständige Tätigkeit, das Statistische Bundesamt registrierte 719.653 neugegründete Unternehmen. Im selben Zeitraum wurden aber auch 713.812 Gewerbeabmeldungen – davon 569.015 vollständige Geschäftsaufgaben – registriert. Drei Jahre nach dem Gründungszeitpunkt ist bereits ein Drittel aller Projekte wieder beendet. Stellt sich die Frage: Woran scheitern Gründer und ihre Startups?

Die richtige Vorbereitung ist das A und O für Startups

Viele Unternehmer leisten sich schon in der Gründungsphase Fehler, die den späteren Erfolg gefährden. Wichtige Hinweise geben hier statistische Auswertungen zum Gründerservice der Industrie- und Handelskammern:

2010 führten die IHKs rund 64.000 Gründungsberatungen durch, die deutlich zeigen, dass viele Gründer schlecht vorbereitet in die Selbstständigkeit starten. So wiesen über die Hälfte kaufmännische Defizite auf, 42 Prozent hatten die Finanzierung ihres Startups nicht gründlich genug durchdacht und ganze 45 Prozent der Gründer konnten nur unzureichend formulieren, wer die eigene Zielgruppe ist.

Zerplatzte Seifenblasen – Woran Gründer scheitern

Und auch wenn die Unternehmensgründung vorerst geglückt sein sollte, gibt es viele Gründe für das Scheitern junger Unternehmer. Die 2010 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) durchgeführte Studie „Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens“ zeigt konkret, in welchen Bereichen häufig die Wurzel des Problems liegt.

Schließungen ohne wirtschaftlichen Zwang

Viele Geschäftsaufgaben erfolgen dabei ohne mittelbaren wirtschaftlichen Zwang. Das trifft auf rund 40 Prozent der in der BMWi-Studie betrachteten Unternehmen zu. Gründer geben ihr Geschäft demnach auf, weil der wirtschaftliche Erfolg hinter ihren Erwartungen zurück bleibt, sie den beruflichen Stress und familiäre Auswirkungen als zu belastend empfinden oder weil sie mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. Den einen Grund für das Scheitern eines frischen Startups gibt es aber meistens nicht, häufig führt eher ein Bündel aus verschiedenen Problemen dazu, dass der Erfolg letztlich ausbleibt. Trotzdem identifiziert die Studie eine Rangfolge der einzelnen Problemfelder:

  • Knackpunkt Unternehmensfinanzierung

Gerade für Gründer stehen Finanzierungsfragen anfangs an erster Stelle. Startups brauchen in der Regel eine gewisse Zeit, um die Gewinnschwelle zu knacken, und bewegen sich bis dahin auf dünnem Eis. Werden Finanzmittel schneller als geplant aufgezehrt, kann es zu Liquiditätsengpässen kommen, die für das Projekt schnell tödlich sein können. 65 Prozent der untersuchten Unternehmen gaben fehlende Rücklagen als eine Ursache für die Schließung an, 56 Prozent nannten zunehmende Verschuldung und 45 Prozent gaben Kreditablehnungen als entscheidenden Faktor an.

  • Fehlerquelle strategische Entscheidungen

Ob ein Unternehmen Erfolg hat, hängt gerade bei Neugründungen stark von den strategischen Entscheidungen der  Geschäftsführung ab. 44 Prozent der untersuchten Unternehmen nannten in diesem Zusammenhang als Grund für den Marktaustritt eine zu starke Kundenbindung, 36 Prozent einen zu kurzen Planungshorizont und 34 Prozent einen zu starken Zielgruppenfokus. Weitere häufig genannte Fehler sind Fehlinvestitionen, riskantes Wachstum und nicht kostendeckende Preise. Neben strategischen Fehlentscheidungen können außerdem mangelnde Kenntnisse in Bereichen wie Controlling oder Marketing einem dauerhaften Unternehmenserfolg entgegenstehen.

  • Probleme auf Absatz- und Faktormärkten

Wenn die konjunkturelle Entwicklung schwächelt oder die Nachfrage in einem Markt aus einem sonstigen Grund einbricht, kann das gerade für Startups mit einer dünnen Kapitaldecke existenzbedrohend sein. 57 Prozent der untersuchten Unternehmen gaben an, dass eine entscheidende Ursache für die Unternehmenskrise in Auftrags- und Nachfragerückgängen lag. 42 Prozent wiesen der schlechten Branchenentwicklung und 39 Prozent der schlechten Wirtschaftslage eine Mitschuld zu.

Die Macher der BMWi-Studie sehen aber vor dem Hintergrund der guten Konjunkturentwicklung der letzten Jahre eher individuelle Absatzschwierigkeiten als wesentlich mitverantwortlich für die Schließung oder Insolvenz von Neugründungen an. Außerdem spielen Forderungsausfälle in diesem Zusammenhang eine große Rolle: Jedes zweite gescheiterte Unternehmen sah hier einen maßgeblichen Einfluss, genau so viele Unternehmen nannten steigende Kosten – zum Beispiel für Rohstoffe oder Energie – als Ursache für die Schließung.

Wer nicht fragt bleibt dumm: Beratungsstellen für Jungunternehmer nutzen!

Gründer sollten vor Unternehmensstart zunächst gründlich prüfen, ob ihre Idee wirtschaftlich sinnvoll und langfristig tragfähig ist. Anschließend ist die wohl wichtigste Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Gründung ein fundierter Businessplan. Doch gerade hier hakt es, wie Eingangs gezeigt wurde, oft. Daher lohnt es sich für Jungunternehmer, Beratungsangebote zu nutzen, bevor sie mit Ihrer Idee an den Markt gehen. Gründerberatungen werden beispielsweise von den Industrie- und Handelskammern (IHK) angeboten. Außerdem bieten viele IHKs Seminare für Existenzgründer an, in denen Aspekte wie Gewerbeanmeldungen, Firmen- und Gewerberecht, erlaubnispflichtige Tätigkeiten, Struktur eines Unternehmenskonzeptes, Finanzierung und öffentliche Förderhilfen sowie andere Grundlagen rund um das Thema Unternehmensgründung behandelt werden.

Eine weitere Anlaufstelle für Unternehmensgründer in spe sind die Gründungszentren der Universitäten. An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder beispielsweise gibt es ein eigenes Centre for Entrepreneurship, das Veranstaltungsformen wie Ideen-Werkstatt, Assessment-Center, Gründer-Simulator oder Gründer-Camps anbietet. Studenten und Entrepreneure sollen so dabei unterstützt werden, herauszufinden, ob der Schritt in die berufliche Selbstständigkeit für Sie wirklich sinnvoll ist. Außerdem im Angebot sind Coachings durch Experten und die Möglichkeit, sich auf Gründer-Kolloquien mit anderen Jungunternehmern auszutauschen.

Als letzte Anlaufstelle sollen hier die Zentren für Existenzgründungen genannt werden. Das Kompass Zentrum für Existenzgründungen etwa „berät Frauen und Männer auf dem Weg in die Selbständigkeit und stellt Gründungswissen aus der Praxis für die Praxis zur Verfügung.“ Das Angebot von Kompass reicht von Informationsveranstaltungen über die konkrete Vermittlung von Gründungswissen bis hin zur Betreuung neugegründeter Unternehmen in der Anfangsphase. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Angebote und Anlaufstellen für Gründer, eine gute Übersicht dazu findet sich auf der Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie.

Mehr Statistiken und Umfrageergebnisse zum Scheitern von Unternehmungen und anderen spannenden Themen gibt es auf Statista.com.