Qype Yelp Exit zu billig

Qype: Sind 50 Millionen genug?

Eigentlich sollte der gerade unter Dach und Fach gebrachte Exit für gute Laune bei den Machern und den Investoren der Online-Bewertungsplattform Qype (www.qype.com) sorgen. 50 Millionen US-Dollar vom US-Konkurrenten Yelp (www.yelp.com) sind durchaus eine stattliche Summe, die sich sehen lassen kann. Und doch: So ganz glücklich dürfte das Qype-Team derzeit nicht sein. Denn immerhin sind auch mehr als 22 Millionen Euro in das Unternehmen geflossen, kolportiert werden inklusive Kredite sogar noch höhere Summen.

Damit hätten die Gesellschafter ihr Geld, vereinfacht betrachtet, allenfalls verdoppelt. Immerhin, möchte man sagen. Doch liegt das unter dem, was Risikokapitalgeber in der Regel von Investments erwarten – und was sie sich für gewöhnlich in Liquidationspräferenzen sichern. Angesichts zahlreicher Investments dürfte es von Letzteren möglicherweise mehrere gegeben haben, die vorrangig zu bedienen sind. Ob das vollständig geschehen konnte, scheint zumindest fraglich.

Demnach wäre also für Gründer und Team vom Exit-Erlös nicht viel übrig geblieben – hätte man sich strikt an die Vertragsbedingungen gehalten, so heißt es gerüchteweise, sogar (fast) gar nichts. Sollten einer der Investoren, wie weiter zu vernehmen ist, tatsächlich vor zwei Jahren ein Übernahmeangebot über die doppelte Summe blockiert haben, dürfte der Frust nun recht tief sitzen.

Investorengetriebener Verkauf?

All dies legt nahe, dass der Qype-Verkauf an den US-Wettbewerber Yelp hauptsächlich durch die Investoren getrieben war. Zu den Qype-Geldgebern gehören unter anderem Advent Venture Partners (www.adventventures.com), Wellington Partners (www.wellington-partners.com) und Partech (www.partechventure.com). Der genauere Blick auf die Details der Transaktion zeigt, dass der Kaufpreis für die Qype-Anteile nur zum Teil in bar beglichen werden soll: Lediglich 18,6 Millionen US-Dollar gehen damit erst einmal direkt an die Qype-Gesellschafter. Der Rest wird in Yelp-Aktien bezahlt.

Damit wird das Investment zu rund zwei Dritteln in eines beim US-Wettbewerber umgemünzt. Der verspricht sich von der Übernahme natürlich weiteres Wachstum – eine Vervielfachung der Bewertung dürfte dabei allerdings kaum realistisch sein. Nun gilt es für die Investoren zu entscheiden, ob beziehungsweise wie lange man dem Geschäftsmodell und damit den Yelp-Aktien noch treu bleiben will.

Erhofftes starkes Wachstum blieb aus

Dementsprechend stellt die Einwilligung in die Übernahme zwar (noch) keine richtige Kapitulation vor dem Local-Commerce-Geschäft dar. Allerdings scheint man sich den Realitäten gebeugt zu haben: Betrachtet man die Reichweiten-Werte des 2005 von Stephan Uhrenbacher gegründeten Qype anhand der Messungen von Alexa oder Google Trends, wird trotz der mitunter geringen Aussagekraft solcher Analysen schnell klar, dass Qype in den vergangenen zwei Jahren zumindest im Hauptmarkt nur noch langsames Wachstum verzeichnen konnte.

Yelp selbst steht dabei allerdings nicht besser da. In Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen hat das US-Unternehmen zudem aufgrund der geschickten Marktpenetration von Qype kaum einen Fuß auf den Boden bekommen – womit die Übernahme des Lokalmatadors zumindest aus Yelp-Sicht sicherlich einen sinnvollen Schritt darstellt. Im mobilen Bereich konnte bislang keiner der beiden Anbieter glänzen.

Offenbar stellt sich das Modell des Local Commerce einmal mehr schwieriger dar, als zunächst angenommen: Insbesondere hohe Kosten in den Bereichen Sales/Außenvertrieb beziehungsweise SEO/SEM dürfen dabei belastet haben. Hinzu kommt die Frage, wie sich der gewonnene Traffic letztendlich monetarisieren lässt. Unter anderem mit Qype Deals hatte sich der hiesige Platzhirsch genau wie sein neuer US-amerikanischer Eigentümer darauf eine Antwort geben wollen – wesentliche Erfolge wurden allerdings wie bei vielen anderen Anbietern in dem Segment nicht vermeldet. Bei Yelp etwa stammten im ersten Halbjahr 2012 gerade einmal sechs Prozent der Einnahmen aus dem Deals-Geschäft.

Hohe Kostenbasis

Der Blick auf die weiteren Geschäftszahlen des neuen Qype-Eigentümers bestätigt die hohe Kostenbasis im Local-Commerce-Geschäft: Zwar haben sich die Werbeeinnahmen bei Yelp gegenüber den ersten beiden Vorjahresquartalen von rund 36 Millionen auf zuletzt gut 60 Millionen US-Dollar erhöht. Doch hat sich das US-Unternehmen diesen Zuwachs auch teuer erkauft. So stiegen allein die Kosten im Bereich Sales and Marketing ebenfalls um zwei Drittel auf 39 Millionen US-Dollar an.

Produktentwicklung und Verwaltung hinzu gerechnet, blieb für das erste Halbjahr am Ende ein Verlust in Höhe von knapp zwölf Millionen US-Dollar. Immerhin: Von Juli bis September soll sich der Verlust auf zwei Millionen US-Dollar reduziert haben. Im vierten Quartal wird sich allerdings die Qype-Übernahme belastend auswirken.

Für das Qype/Yelp-Gespann heißt es nun vor allem eines: Kosten sparen. Vor zu hohem Wettbewerb muss sich das Unternehmen aufgrund seiner Marktmacht erst einmal nicht fürchten. Die Herausforderungen des Local-Commerce-Geschäfts allerdings bleiben. Gleichzeitig ergeben sich wenige offensichtliche Einsparungsmöglichkeiten, da sich beim Vertrieb schlecht Skaleneffekte realisieren lassen. Zumindest beim Know-how dürfte es allerdings Austauschmöglichkeiten geben und bei der Verwaltung sollten Einsparungen möglich sein. Ob das allerdings reicht?

Bildmaterial: O. Fischer / pixelio.de