Digitale Nomaden Tipps

Der Reiz des ortsunabhängigen Arbeitens

Zunehmend entdecken junge Menschen die Vorzüge der ortsunabhängigen Arbeit für sich. Sie reisen um die Welt, mal über Jahre, mal nur für einige Monate, und machen sich geringe Lebenshaltungskosten zunutze. Die Einen sind heimatlos, andere pflegen ihre Basis in Deutschland.

Sie nennen sich digitale Nomaden und schließen sich in Communities wie dem Dynamite Circle zusammen. Dort tauschen sie sich aus oder starten gemeinsam Projekte. Sie treffen sich im Café um die Ecke, in einer mexikanischen Strandbar oder in Co-Working Spaces in den Metropolen dieser Welt.

Erste Priorität: Verbindung ins Internet

Die Geschäftsmodelle der digitalen Nomaden sind ausschließlich online-basiert. Entsprechend wichtig ist der Zugang zum Internet. Nach der Ankunft an einem Ort wird zunächst die Verbindung ins Internet sichergestellt.
Was in Deutschland häufig fehlt, ist in den meisten Ländern längst Standard: Kostenloses WLAN in Hotels und Hostels. Ebenso bieten Cafés und Bars häufig kostenlosen Zugang zum Internet, nicht zuletzt, weil Touristen dies erwarten. Wer sich auf kostenlose Zugänge nicht verlassen möchte, erwirbt eine lokale SIM-Karte fürs Handy oder das Wifi-Modem. So sind digitale Nomaden auch in abgelegenen Orten jederzeit online.

Nicht jeder kommt mit dem Arbeiten in Urlaubsatmosphäre zurecht. Um die Produktivität zu steigern, mieten sich Reisende für einige Tage oder Wochen in Co-Working Spaces ein. Selbst in Ländern wie Thailand gibt es heute diesen gemeinsamen Arbeitsraum. In westlichen Ländern sind zudem Bibliotheken eine gute Alternative: Dort gibt es WLAN, Strom und Ruhe.

Wer es professioneller mag, mietet sich in Business Lounges ein. Gegen eine jährliche Gebühr können beispielsweise die weltweit verteilten Regus Business Lounges aufgesucht werden.

Wichtig: Erreichbarkeit sicherstellen

Nicht jeder Nomade kann von eigenen Projekten leben. Die Mehrheit betreut zusätzlich oder ausschließlich Kunden auf Freelancer-Basis. Viele Kunden zeigen sich kooperativ für einen reisenden Auftragnehmer, solange die Erreichbarkeit sichergestellt ist.

Über Skype und andere Video-Chats sind Konferenzen jederzeit möglich. Außerdem ist es ratsam, sich eine deutsche Telefonnummer zuzulegen und zumindest einen Anrufbeantworter zu schalten und einen baldigen Rückruf in Aussicht zu stellen. Die Nachrichten können per E-Mail weitergeleitet werden.

In der Zusammenarbeit mit Kunden muss eine eventuelle Zeitverschiebung berücksichtigt werden. Während ein Land wie Neuseeland in dieser Hinsicht schwierig ist, lässt sich mit anderen Zeitzonen besser arbeiten. Beliebte Reiseziele wie Südostasien (zirka +6 Stunden) oder Lateinamerika (zirka -6 Stunden) sind so gelegen, dass sich die Arbeitstage zum Teil überschneiden. In der restlichen Zeit kann der Unterschied zum Vorteil gemacht werden. So arbeitet es sich wesentlich produktiver, wenn in Deutschland noch alles schläft.

Die richtige Ausstattung

Die notwendige Ausrüstung hängt maßgeblich vom Job ab, doch oft genügt schon wenig. Der Standard ist ein Laptop, möglichst klein und leicht, aber mit hoher Akkulaufzeit. Ergänzend dazu ist eine externe Festplatte zur Datensicherung ratsam, wobei einiges oder alles zusätzlich in der Cloud gespeichert werden kann.

Ein Smartphone dient der besseren Erreichbarkeit und um auch schnell etwas unterwegs erledigen oder versenden zu können.

Wer in armen Ländern eine teure Ausstattung mit sich herumträgt, ist mit einer Art mobilem Safe gut bedient, in dem die Technik bei Nichtgebrauch verwahrt werden kann.

Organisatorische Vorraussetzungen schaffen

In unserer Gesellschaft ist ein Nomadenleben grundsätzlich nicht vorgesehen. Daher brauchen auch Nomaden einen festen Wohnsitz, zumindest offiziell. Dieser liegt häufig bei Freunden oder der Familie. Die meisten digitalen Nomaden zahlen weiterhin in Deutschland ihre Steuern. Alles andere setzt eine Verlegung des Wohnsitzes ins Ausland voraus, was für Reisende jedoch nicht zielführend ist.

Ein Mindestmaß an Versicherungen benötigen auch ortsunabhängig Arbeitende. So sind eine Haftplicht-, als auch eine Krankenversicherung der Standard für jeden Nomaden.

Darüber hinaus bedarf es lediglich einer Lösung für die lästige Postbearbeitung. Auch hier springen oft Freunde oder Familie ein. Wer denen das jedoch nicht zumuten möchte, kann sich an professionelle Anbieter wie Dropscan wenden.

Mit dem richtigen Job ist digitales Nomadentum möglich

Die zuvor erwähnte Logistik ist vergleichsweise leicht einzurichten. Die größte Herausforderung für viele Neu-Nomaden ist, sich von dem heimischen Alltag zu lösen. Häufig hält sie im Leben einiges zurück.

Das wichtigste Kriterium ist ein Job, der eine ortsunabhängige Arbeit überhaupt zulässt. Viele Berufe fallen durch dieses Raster, allerdings eignen sich mehr Jobs, als gemeinhin angenommen wird.

Grundsätzlich kommt jede Art von Wissensarbeit in Frage, die digital erledigt werden kann und keine – oder nur vorübergehende – Anwesenheit erfordert. Typische Nomadenberufe sind Beratung, Agenturgeschäft, Bloggen, Übersetzung, Texten, Web-Design, Programmierung und Fotografie. Viele betreiben eigene Portale und Websites.

Selbst geeignete Jobs müssen zunächst passend gemacht werden, indem Kunden und Partner auf die neuen Arbeitsumstände vorbereitet werden. Eventuell muss zusätzliche Ausstattung angeschafft und die Erreichbarkeit sichergestellt werden. Doch all diese Hürden sind niedrig. Tausende ortsunabhängig Arbeitende haben sie bereits überwunden.

Digitales Nomadentum ist kein Muss, aber ein alternativer Lebensstil, der für viele Menschen einen großen Reiz darstellt.

Bild: Patrick Hundt