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resi_frank Resi fühlt sich an wie ein Messenger, versorgt uns aber mit Nachrichten.

Die Welle rollt weiter. Messenger, die mit allen möglichen Zusatzfunktionen ausgestattet sind, sollen das nächste große Ding werden. Sagen jedenfalls viele Experten. Die neue News-App Resi will eigentlich nur Nachrichten verbreiten, im WhatsApp-Stil – das nennt man „Conversational Journalism“. So ähnlich wie die Konkurrenz von Quartz das bereits etwas länger macht. Entwickler der App ist Martin Hoffman, der zuvor das Social-Media-Team bei der Welt geleitet hat. Danach hat er mit zwei Kollegen von der Berliner Morgenpost Resi ausgeheckt. Zielgruppe sind junge Leute im Alter von 15 bis 25 Jahren. Wir haben Zugang zu einer ersten Version bekommen und uns angeschaut, was Resi kann.

Huch, ist das alles pink hier!

Wir öffnen die App. Huch, ist das alles pink hier! Da winkt als erstes ein Braunbär und heißt mich mit einem „Hello!“ willkommen. Dann erfolgt eine kurze Einweisung. Wieder mit ein paar lustigen Gifs. Resi verspricht, dass sie jeden Tag ein bisschen schlauer wird. Am besten man hilft ihr dabei und gibt ihr die Erlaubnis, Push-Mitteilungen zu senden. Na dann.

Jetzt kommt eine Frage: „Was macht man, wenn auf die coolste Party der Stadt nicht eingeladen wird?“ Bitte? Fehlt da ein zweites „man“? Egal. Ich drücke auf „Kuchen backen“ als Antwort.  „Wieso das denn?“, fragt die App, „Nein, man organisiert seine eigene Party!“ Aha. Dann die Auflösung: Es geht um Russlands Präsident Putin, der jetzt ein eigenes Turnier nur für Russen organisiert, nachdem seine Leichtathleten von der Olympiade ausgeschlossen wurden. Jetzt erscheint der Button „Erzähl mir mehr!“ Klick. Es folgen noch mehr Einzelheiten zu dieser Meldung.

Was haben Iraner mit Ariern zu tun?

Weiter geht’s: „Der Amokläufer vom OEZ in München war offenbar ein Nazi“, schreibt mir Resi. Es folgen Einzelheiten und ein Link zur FAZ, die die Meldung exklusiv gebracht hatte. Dann wird noch erklärt, was der Iran mit Ariern zu tun hat. Die App braucht nicht viele Worte. Die Sätze sind kurz, knapp und leicht verständlich. So wie man einem Freund die Nachrichten erzählen würde. Dann geht es weiter mit dem Attentäter von Ansbach. Es folgt der Mann, der in Japan 19 Menschen in einem Behindertenheim getötet hat. Dann noch Hillary Clinton und der lockere Rausschmeißer: „Ich bin dann mal weg.“ Natürlich mit Gif. Das war es mit Nachrichten für den Moment.

Der Algorithmus hinter der App soll schnell lernen, welche Nachrichten den Nutzer besonders interessieren. Aber das Problem der App wird auch in unserem ersten Schnelltest deutlich: Zu den vielen ernsthaften Meldungen will die lockere Aufmachung mit Gifs und jugendlicher Sprache nicht so richtig passen. Für die Versammlung von Nachrichten zu Toten und Anschlägen ist es hier eine Spur zu bunt. Aber ich fühle mich durchaus informiert. Auch wenn die Interaktivität nach WhatsApp-Art noch etwas bemüht chattig daherkommt. „Und wo ist jetzt das Problem?“, bietet mir Resi als Antwortmöglichkeit an, wenn ich mehr wissen will. Aber die Resi-Macher fangen ja gerade erst an und wollen genau wie ihr Algorithmus noch dazulernen.

Foto: Georg Räth