Viel Geld fließt in Marketing – wie hier in Berlin.

Wird er auf seinen ehemaligen Konkurrenten angesprochen, findet Foodpanda-CEO Ralf Wenzel nur nette Worte: „Unser Verhältnis zu Delivery Hero ist ausgesprochen gut“, sagte er vor Kurzem gegenüber Gründerszene. Beide Unternehmen seien sehr „komplementär aufgestellt“. Und die beiden Lieferdienstvermittler würden sich sogar gegenseitig helfen.

Das Bindeglied von Foodpanda und Delivery Hero ist der gemeinsame Investor: Rocket Internet. Die Company Builder startete mit Foodpanda 2012 im Stadtstaat Singapur. Delivery Hero wurde 2011 vom konkurrierenden Inkubator Team Europe aufgebaut. Dort ist Rocket seit Anfang 2015 mit an Bord und hält mittlerweile 38 Prozent. Auf dem Geschäft mit den Online-Lieferdiensten ruht Rockets große Hoffnung.

Der gemeinsame Investor hat die beiden Unternehmer unter dem Dach einer gemeinsamen Holding – der Global Online Takeaway Group – zusammengefasst. Eine vollständige Fusion scheiterte wohl an Delivery Hero, wo man seine Eigenständigkeit nicht aufgeben will. Trotz des gleichen Marktplatzmodells für Lieferdienste unterscheiden sich die beiden Player stark. Schaut man auf die Zahlen, spielen die Player in komplett unterschiedlichen Ligen. Wir haben den Vergleich gemacht.

Wachstum

Ein Wachstum von 373 Prozent hört sich erst einmal ziemlich gut an. Mit dieser Zahl ist die Umsatzentwicklung von Foodpanda für das vergangene Jahr im Geschäftsbericht von Rocket Internet beziffert (PDF). In dem Dokument kommen die Zahlen direkt hinter Rockets Hoffnungsträger Delivery Hero, der womöglich demnächst an die Börse geht. Demnach ist Delivery Hero im vergangenen Jahr um 125 Prozent gewachsen.

Länder

Die Märkte haben sich die beiden Rocket-Ventures aufgeteilt: Foodpanda setzt seinen Fokus auf die sogenannten Emerging Markets, beispielsweise Indien, Thailand, Indonesien, Russland und Saudi Arabien. Insgesamt 26 Länder stehen auf der Liste. Delivery Hero hat seine Kernmärkte dagegen in Deutschland, der Türkei und Südkorea – und bringt es auf 33 Länder.

Mitarbeiter

Auch bei der Zahl der Mitarbeiter nehmen sich die beiden Rocket-Ventures nicht viel: Das 2012 gestartete Foodpanda beschäftigt knapp 3.400 Mitarbeiter, bei Delivery Hero (Gründungsjahr: 2011) sind es rund 3.000.

Bestellungen

Doch schon bei den Bestellungen zeigt sich, dass die beiden Plattformen völlig unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Delivery Hero bringt es auf mehr als 100 Millionen Bestellungen im Jahr 2015, bei Foodpanda sind es dagegen lediglich 22,6 Millionen.

Umsatz

Am Netto-Umsatz lässt sich ebenfalls erkennen, an welchen unterschiedlichen Punkten ihrer Entwicklung die beiden Unternehmen momentan stehen. Demnach machte Foodpanda im vergangenen Jahr 31,5 Millionen Euro Netto-Umsatz, Delivery Hero hingegen 197,9 Millionen Euro – also mehr als das Sechsfache.

Verlust

Die Verluste der beiden Startups lassen sich nicht vergleichen. Delivery Hero weist diese Zahlen für das Jahr 2015 im Rocket-Geschäftsbericht nicht aus – bei den hohen Marketingausgaben, die das Berliner Unternehmen hat, dürfte der Verlust allerdings hoch liegen. Aktuelle Zahlen vom Marktforschungsunternehmen Nielsen zeigen, wie viel Geld Delivery Hero im vergangenen Jahr für seine beiden Marken Lieferheld und Pizza.de allein in Deutschland ausgegeben hat. Fast 60 Millionen Euro kostete die Werbeschlacht gegen den Konkurrenten Takeaway. Und auch in einem anderem Kernmarkt muss sich Delivery Hero gegen einen starken Wettbewerb durchsetzen: in Südkorea.

Foodpanda machte im vergangenen Jahr einen Verlust von 117,5 Millionen Euro. Dabei verfügte das Unternehmen Ende 2015 auch noch über eine Cash Position von 98 Millionen Euro. Die dürfe jetzt noch einmal höher liegen. Erst kürzlich verkaufte das Unternehmen mehrere Ableger.

Fazit:

Das Wachstum von Foodpanda ist mit 373 Prozent zwar sehr hoch, entscheidend ist aber der Umsatz, der durch die Menge an Bestellungen generiert wird. Da liegt Delivery Hero mit 197,9 Millionen Euro Umsatz und 100 Millionen Bestellungen im Vergleich deutlich vorne. Erstaunlich: Mit einem Vielfachen an Umsatz beschäftigt Delivery Hero dennoch weniger Mitarbeiter. Auch wenn viele der Foodpanda-Mitarbeiter in Ländern mit einem niedrigeren Lohnniveau angestellt sind, wie beispielsweise in Indien, ist der Umsatz pro Mitarbeiter doch erstaunlich gering.

Bild: Hannah Loeffler