Carl-Philip Pogoretschnik (27) ist Gründer des Startups Humanoo und launcht bald die Coaching-App.

Wenn man nach Geschäftsfeldern Ausschau hält, die von Rocket bislang nur stiefmütterlich behandelt wurden, so gehört sicherlich der Health-Markt dazu. Im Portfolio findet sich lediglich ein das Fitnesskarten-Startup mit Namen Somuchmore, das bisher allerdings keine großen Erfolge feiern konnte. Man habe vor vielen Jahren mal ein größeres Investment in ein weiteres Health-Startup getätigt, verrät ein Sprecher von Rocket auf Nachfrage. Um welches Unternehmen es sich handelt, möchte er jedoch nicht sagen.

Mit einem Startup aus Ingolstadt positioniert sich Rocket nun deutlicher im Health-Markt. Der Inkubator beteiligte sich im Mai mit gleich zwei Rocket-Gesellschaften an dem deutschen Gesundheits- und Coaching-Startup Humanoo. Zu der genauen Höhe des Investments vom frisch aufgelegten Capital Partners Fund sowie Global Founders Capital möchte sich jedoch weder Rocket noch der 27-jährige Gründer Carl-Philip Pogoretschnik äußern.

Einen Grund, weshalb sich Rocket bisher im Gesundheits-Segment zurückgehalten haben könnte, bringt Pogoretschnik im Gespräch mit Gründerszene gleich auf den Punkt: „In Deutschland ist ein Endverbraucher nicht bereit, Geld für Health-Anwendungen auszugeben, da man sich daran gewöhnt hat, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt.“ Ein weiterer Knackpunkt ist der Datenschutz. Denn nicht jeder will seinem Chef all seine Wehwehchen verraten. Für beide Probleme will das Startup allerdings eine Lösung gefunden haben. Von der Geschäftsidee habe er sogar Oliver Samwer in einem persönlichen Gespräch überzeugen können, erzählt der 27-jährige Gründer.

Humanoo bietet unter anderem personalisierte Übungsprogramme, Ernährungstipps und Entspannungsangebote. Damit soll vor allem das körperliche und geistige Wohlbefinden des Users gesteigert werden, heißt es. Über Live-Chats lässt sich außerdem mit professionellen Ansprechpartnern aus der Ernährungsberatung, mit Yoga-Coaches oder Physiotherapeuten in Kontakt treten. Das Angebot soll sich bei der Markteinführung im August zunächst an Arbeitnehmer richten. Die Testphase läuft bereits.

Hinter Humanoo steht die eTherapists GmbH, die 2015 zusammen mit Rheingau Founders und Pogoretschnik hochgezogen wurde. Rheingau hatte bereits bei der Gründung von Lieferando mitgewirkt. Im Gegenzug für die Unternehmensanteile habe das mittlerweile 80 Mitarbeiter große Unternehmen die Infrastruktur zur Verfügung gestellt bekommen, um das Kernprodukt Humanoo zu entwickeln, erzählt Pogoretschnik. An der App arbeiten seit Beginn des Jahres 20 Mitarbeiter in Berlin.

„Für Unternehmen mit vielen Mitarbeitern und verschiedenen Standorten ist es schwierig, ein einheitliches betriebliches Gesundheitsmanagement auszurollen“, so der Gründer. Es werde deshalb meist mit dem Gießkannensystem agiert. Über die App sollen die Coaching-Angebote deshalb gebündelt und koordiniert werden.

Je nachdem, wo der Schmerz sitzt, kann der Mitarbeiter bei der 3D-Körper-Animationen auf die Stelle klicken und gelangt so zu den jeweilgen Coachings.

Die Finanzierung von Humanoo findet über Partnerunternehmen statt, die in Verbindung mit den Krankenkassen die Kosten übernehme, erklärt der Gründer. Bisher habe man zehn feste Corporate-Kunden für das Lizenzmodell gewinnen können, darunter auch große Elektronik-Retailer und Banken. Genaue Namen will der Gründer noch nicht nennen.

Ein mit Humanoo vergleichbares Gesundheitsmanagement bietet auch Moove. Das Mannheimer Unternehmen hat seine Anwendung bereits bei namhaften Kunden wie Dr. Oetker oder Postbank im Einsatz.

Für den Arbeitnehmer selbst ist die Humanoo-App kostenlos. Außerdem sollen für den Login keine personenbezogenen Daten erhoben und an den Arbeitgeber weitergegeben werden, betont Pogoretschnik.

Gesundheits- oder Medizin-Apps, die Diagnosen, Therapien oder Prävention dienen, unterliegen in Deutschland strengen Auflagen. Das liegt vor allem an den Datenschutzauflagen. Ein App-Anbieter könne zunächst ohne behördliche Genehmigung Programme dieser Art in die App Stores oder Google hochladen, ohne dass das jemand kontrolliert, berichtet die FAZ. Erst wenn sie auf dem Markt komme, könnten die Überwachungsbehörden des zuständigen Bundeslandes einschreiten.

„Wir möchten, dass sich unsere User anonym auf unserer Plattform bewegen können, deshalb liegt auf dem Thema Datenschutz ein sehr großer Schwerpunkt“, so Pogoretschnik. Die Datenauswertungen werde anhand einer Schnittmenge von mindestens 15 Arbeitnehmern pro Organisationseinheit erstellt, sodass sich keine Rückschlüsse auf einzelne Individuen daraus ziehen ließen, so das Unternehmen. Ein Punkt der auch Oliver Samwer überzeugt haben sollte.

Bild: eTherapists