Alle happy bei Jumia? Bild aus dem Werbevideo des Amazon-Klons

In die Welt kam die Nachricht mit einem aufgeregten Tweet: „Jumia hat heute ohne Vorwarnung entschieden, dass es das Beste ist, Mitarbeiter zu entlassen. Ist das überhaupt legal?“ Das schrieb eine Nutzerin über Jumia, den afrikanischen Amazon-Klon von Rocket Internet. Auf der Nachrichtenseite Nigerian Bulletin folgte ein Bericht über die Entlassungen: 300 der insgesamt 1.000 Mitarbeiter soll das E-Commerce-Unternehmen in Nigeria gefeuert haben.

Auf Nachfrage heißt es hierzu von Rocket Internet: „Das Unternehmensmanagement fährt fort, sich aktiv auf die Kernaktivitäten zu fokussieren und das Betriebsmodell zu verbessern“, so lässt sich der Co-CEO von Rockets Africa Internet Group, Jeremy Hodara, zitieren. Das Unternehmen verbessere seine Technologien und optimiere seine Arbeitskräfte für „neue Wege der Arbeit“. Viel Marketing-Sprech, zwar keine Bestätigung – aber auch kein Dementi.

Jumia ist laut Homepage in elf Ländern aktiv. Nigera, das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas, spielt dabei eine zentrale Rolle. „Jumia wird weiter in die Zukunft des E-Commerce und Handels in Nigeria investieren“, sagt Hodara in seinem Statement. Statt auf die konkrete Frage nach den Entlassungen zu antworten, schreibt er von den Vorbereitungen auf den Black Friday am 27. November, „dem größten kommerziellen Event in Nigeria“.

Wie zahlreiche andere Ventures der Berliner Internetschmiede kann Jumia ein starkes Wachstum vermelden: Allein im ersten Halbjahr 2015 steigerte das Unternehmen seinen Nettoumsatz auf 75,8 Millionen Euro, das ist mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Das hatte auch seinen Preis: Der Verlust, angegeben als bereinigtes Ebita, betrug 43,9 Millionen Euro – fast so hoch wie der Verlust im gesamten vergangenen Jahr (47,9 Millionen Euro). Verschiedene afrikanische Medien mutmaßen, dass der hohe Verlust für die Entlassungen verantwortlich gewesen sei.

Vor etwa einem Jahr hatte Rocket noch einmal Geld bei Jumia nachgeschossen. Im November erhielt das Unternehmen 120 Millionen Euro von seinen Investoren: Der Löwenanteil der Summe (108,3 Millionen) stammte dabei von der Africa Internet Holding, einem Joint Venture von Rocket Internet sowie den Telekomkonzernen MTN und Millicom. Rocket hält an dem Unternehmen 8,1 Prozent und durch die African Internet Group noch einmal 20,6 Prozent.

Jumia ist bei weitem nicht das einzige Rocket-Venture, wo in den vergangenen Wochen Mitarbeiter gehen mussten: Helpling feuerte ein Fünftel seiner Belegschaft; Bonativo und Take Eat Easy schlossen Standorte und auch die Geschäfte des Londoner Startups SpaceWays wurden zurückgeschraubt. Travelbird verkleinerte sich ebenfalls.

Bild: Youtube – Jumia