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vendomo Seit einer Gesetzesänderung im vergangenen Sommer wird an der Disruption der Maklerbranche gearbeitet

Als Angreifer waren sie angetreten – um den klassischen Immobilienmakler das Geschäft kaputt zu machen. Startups wollten an der Stelle teurer Immobilienmakler mithilfe von Internet-Plattformen künftig Wohnungen vermitteln. Seit einer Gesetzesänderung im vergangenen Sommer gilt: Wer den Makler bestellt, muss ihn auch bezahlen. Das hat die jungen Unternehmen auf den Plan gerufen. Nun hat ein aussichtsreicher Kandidat unter den Makler-Startups aufgegeben: Vendomo von Rocket Internet.

Erik Fasten, ehemaliger Geschäftsführer

Die Zeichen hatten sich in den letzten Tagen gemehrt: Auf Immobilienscout24 listete das Unternehmen keine Wohnungen mehr, die Facebook-Seite ist bereits gelöscht. Ein Branchen-Insider bot kürzlich bei der Vendomo-Hotline ein besonders gutes Objekt an – und bekam keinen Rückruf.

Rocket Internet bestätigte nun gegenüber Gründerszene das Ende der Geschäftstätigkeit bereits „zum Jahreswechsel“. Geschäftsführung und Gesellschafter hätten sich gemeinsam zu dem Schritt entschlossen. Das kommt durchaus überraschend: Noch Mitte Dezember priesen die beiden Geschäftsführer Erik Fasten und Sascha Meskendahl im Telefonat mit Gründerszene das Rocket-Venture an. Im Frühjahr 2016 dürfte bereits eine Finanzierungsrunde anstehen, verkündeten sie. Mit großspurigen Ankündigungen traten sie in der Presse auf: „In drei bis vier Jahren wird es den klassischen Makler nicht mehr geben“, sagte Fasten in einem Zeitungsbericht noch Anfang November.

Zu den Gründen heißt es von Rocket: „Das Kundeninteresse an Vendomo war sehr groß.“ Das Unternehmen hätte in der Zwischenzeit allerdings den Markt kennen gelernt, die Lektion: „Einige Merkmale machen ihn weniger interessant“. Die Internetschmiede verweist auf „eine Vielzahl von Internet-Unternehmen, die sich mit dem Thema beschäftigen“. Eine ungewöhnliche Begründung für das sonst so aggressiv auftretende Unternehmen.

Vendomo sei außerdem „keine Onlineunternehmung im klassischen Sinne von Rocket-Firmen, so dass wir bestehende Synergien und Skalierungseffekte weniger nutzen konnten“, heißt es weiter. Das betreffe „vor allem die Kundenakquise und die schnelle Umsetzung von Kundenaufträgen“. Das Makler-Startup hatte teilweise mit Sachverständigen vor Ort zusammengearbeitet, die sich um Wohnungsaufnahme und die Besichtigungsartikel gekümmert hatten.

Aus dem Umfeld des Inkubators heißt es, die Mitarbeiter seien größtenteils zum Rocket-Venture Caterwings umgeschichtet worden. Offiziell verkündet Rocket: „Der Großteil der Mitarbeiter wird sich neuen wie bestehenden Rocket-Projekten anschließen. Mit der Schließung verbunden wurden auch fünf Mitarbeiter, die einen Vertrag bei Vendomo hatten, entlassen, um sich auf andere Themen bei Rocket Internet zu konzentrieren.“

Bildnachweis: Getty / Andersen Ross, Vendomo